0182 - Drei von der galaktischen Abwehr
daß die Übernahme der Staatsgeschäfte den neuen Präsidenten eine Zeitlang so in Anspruch nehmen würde, daß er während dieser Zeit an eine Verfolgung der Verdächtigen nicht denken könnte. Wie die Motive der meisten Diktatoren lagen auch die Iratio Hondros keineswegs allein in seinem persönlichen Ehrgeiz begründet. Es war ihm ein wirkliches Anliegen, Plophos zum Rang einer galaktischen Großmacht zu erheben. Und er hatte dafür gesorgt, daß diesem Plan im Fall seines Todes kein Abbruch geschah. Die diktatorische Macht des Präsidentenamtes würde von seinem Nachfolger weitergeführt werden, ohne daß es im politischen Geschehen eine Diskontinuität gab. Iratio Hondro mußte also wieder freigesetzt werden, und zwar so, daß sich für Art und seine Leute ein Maxi-mum an zeitlichem Vorsprung daraus ergab. Art rechnete, daß Iratio, wenn er ihn zwanzig Kilometer östlich der Stadt in ödem Gelände und weitab von allen Straßen absetzte, fünf bis sechs Stunden brauchen würde, um das erste Bildsprechgerät zu erreichen und sich im Palais zu melden. In fünf bis sechs Stunden konnten Iko und Kato gewarnt werden, konnte Art selbst in eine neue Rolle schlüpfen und sich beschränkte Bewegungsfreiheit bis zu dem Augenblick verschaffen, in dem er in Etehak Gouthys Zweigstelle am Rand der Stadt eindrang und die Informationen besorgte, welche der Galaktischen Abwehr noch fehlten. Unruhe befiel ihn, als er an Iko dachte. Befand sie sich noch in Freiheit? Je nachdem, wann Iratio oder seine Leute hinter den wahren Sachverhalt gekommen waren - konnte sie nicht die erste gewesen sein, die festgenommen wurde? Und was war mit Kato? Was sprach eigentlich dafür, daß er sich nicht ebenfalls schon längst im Gewahrsam des Geheimdienstes befand? Art beschleunigte den Gleiter bis zur Höchstgeschwindigkeit. Er mußte sich Gewißheit verschaffen, und zwar so rasch wie möglich. Die Lichter der Stadt blieben hinter ihm zurück. Vor den Scheinwerfern lag das breite, einsame Band der Landstraße. Sie führte ostwärts.
Art wartete, bis er den Schimmer der Lichter von Four Rivers nicht mehr sehen konnte, dann hob er den Wagen hoch in die Luft, ließ ihn eine sanfte Kurve beschreiben, bis der Bug nach Norden zeigte, und flog in etwa zwanzig Metern Höhe über das flache Steppenland hinweg. Die Scheinwerfer hatte er inzwischen ausgeschaltet. Es war nicht notwendig, daß sich ein einsamer Nachtbummler den Kopf darüber zerbrach, was ein einzelner Gleiter mit solcher Geschwindigkeit um diese Zeit in der Einöde der Steppe zu suchen hatte. Etwa zehn Minuten später stieß der Gleiter nach unten. Ein paar Sekunden lang flammten die Lichter noch einmal auf, dann kam der Wagen in einer flachen Senke zur Ruhe. Art stieg aus, ging um das Fahrzeug herum und öffnete das Luk auf der rechten Seite. Iratio hing schlaff in seinem Sitz. Art hob ihn heraus und setzte ihn behutsam zu Boden. Es fiel ihm ein, daß Iratio, wenn er zu sich kam, nicht wissen würde, wohin er sich zu wenden hatte. Er ging also zur Seite und kratzte mit der Stiefelspitze eine Linie in den Boden, die er an einer Seite mit einer Pfeilspitze versah. Der Pfeil zeigte nach Südwesten, also zur Stadt hin. Iratio würde das Zeichen verstehen. Zu hoffen war nur, daß er den Pfeil nicht für einen Versuch hielt, ihn irrezuführen, und sich deswegen nach Nordosten wandte. Art schloß das Luk, durch das er den Verwundeten herausgehoben hatte, und wollte auf die andere Seite des Wagens zurückkehren. Da hörte er hinter sich eine schwache Stimme: „Konstantin...?" Er drehte sich um. Iratio hatte sich halb aufgerichtet. Er mußte inzwischen zu sich gekommen sein. Seine Augen leuchteten schwach im Schimmer der Sterne. „Ja?"
„Konstantin", flüsterte der kleine, dicke Mann, „das werden Sie bereuen!" Art hockte sich vor dem Verletzten auf den Boden, so daß er ihn sehen konnte. Dann schüttelte er ruhig den Kopf. „Nein", sagte er mit Bestimmtheit, „das werde ich nicht.
Alles, was ich tue, dient dem Zweck, die menschliche Zivilisation vor Abenteurern zu schützen, wie Sie einer sind. Selbst wenn Sie mich erwischen, sterbe ich in dem Bewußtsein, etwas Gutes getan zu haben." Mit einer raschen Bewegung stand er auf und kehrte zum Gleiter zurück. Sekunden später hob sich das Fahrzeug vom Boden und stieg in die Nacht. Kurz nach drei Uhr morgens wurde vor einem der alten Lagerhäuser an der westlichen Ausfallstraße ein dunkles Gleitfahrzeug abgestellt. Der einzige Insasse des
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