0183 - Das Knochenschiff
verlangte ich.
»Was ist das?« wollte Clint Perry wissen.
»Eine gnostische Gemme.«
»Wohnen Zauberkräfte in ihr?«
»So ähnlich. Damit können Sie einem Zombie-Piraten ganz schön zusetzen.«
»Benötigen Sie die Gemme nicht?«
»Ich bin gut genug gegen das Böse gewappnet.«
»Sie kriegen die Gemme wieder.«
»Das will ich stark hoffen«, sagte ich lächelnd.
Suko und Bill Conolly hielten mit einem, ebenfalls von Clint Perry beschafften Nachtglas Ausschau. Die Bucht von Bexhill war längst hinter uns, und unser Kurs stimmte mit dem jenes Bootes überein, auf dem sich Shao und Sheila befunden hatten.
»Verdammt, verdammt, wo sind sie denn? Wo ist das verfluchte Knochenschiff?« preßte Bill ungeduldig hervor.
»Abwarten und Tee trinken«, sagte Suko.
»Deine Nerven möchte ich haben.«
»Die flattern genauso wie die deinen, ich zeig’s nur nicht so wie du.«
Weder Bill Conolly noch der Chinese nahm das Nachtglas von den Augen. Dunkel breitete sich das Meer rings um uns aus. Ein Hort der Stille, des Friedens normalerweise. Doch seit die Zombie-Piraten aufgetaucht waren, hatte sich das grundlegend geändert. Das Meer war zur gefährlichen Menschenfalle geworden. Doch Robinson Jaw und seinen Männern genügte es nicht, Personen abzufangen, die sich auf die See hinauswagten. Nein, sie kamen auch an Land.
»Stop!« rief Bill Conolly plötzlich aufgeregt. »Dort vorne ist es! Das Knochenschiff!«
Sukos Glas schwang in dieselbe Richtung. »Tatsächlich! Da ist es!« sagte er leise, und Clint Perry stoppte augenblicklich die Motoren.
***
Wir halfen einander gegenseitig, die Atemgeräte umzuschnallen. Ich stand genauso unter Hochspannung wie meine Freunde. Ein leises Plätschern umgab uns. Wir waren etwa eine Meile vom Knochenschiff entfernt und hofften, daß die Zombie-Piraten davon noch keine Ahnung hatten. Die Strecke bis zum Geisterschiff wollten wir unter Wasser zurücklegen.
Clint Perry wollte ebenfalls in seinen Neoprenanzug schlüpfen. Ich schüttelte den Kopf. »Sie nicht, Clint. Sie bleiben hier.«
»Hören Sie, John, ich bin auf dem Knochenschiff für Sie wichtiger als hier. Ich kann Ihnen da den Rücken freihalten.«
»Sie bleiben hier«, sagte ich entschieden.
»Als Zuschauer? John, das können Sie mir doch nicht antun. Ich sagte Ihnen doch schon, Sie brauchen sich um mich nicht zu kümmern, ich schwindle mich schon irgendwie durch.«
»Wir haben jetzt keine Zeit, lange Diskussionen abzuhalten, Clint«, sagte ich eindringlich. »Glauben Sie mir, ich weiß, was ich tue. Sie sind hier am besten eingesetzt. Man erwartet mich um Mitternacht in der Teufelsbucht. Wenn ich da nicht erscheine, wird man Shao und Sheila töten. Das heißt, ich muß das Knochenschiff noch vor Mitternacht zerstören.«
»Lassen Sie mich Ihnen dabei helfen.«
»Das werden Sie«, sagte ich und band mir den Sprengstoff um. Auch Suko und der Reporter bepackten sich mit Dynamit, und ich erklärte dem Polizeichef, wie ich mir den Einsatz gegen die Zombie-Piraten vorstellte: »Sämtliche Gewehre sind mit Nachtzielgeräten ausgerüstet. Suko, Bill Conolly und ich werden die Sprengladungen an für Sie gut sichtbaren Stellen am Knochenschiff anbringen. Ich weiß, daß Sie ein hervorragender Schütze sind. Deshalb wird es Ihre Aufgabe sein, das Geisterschiff in die Luft zu jagen. Aber erst, wenn wir die Frauen befreit haben und uns nicht mehr auf dem Schiff befinden. Sobald Sie uns von Bord springen sehen, fahren Sie näher an das Knochenschiff heran, und dann erwarte ich von Ihnen ein paar lupenreine Präzisionsschüsse.«
Clint Perry grinste breit. »Worauf Sie sich verlassen können, John.«
»Ich wünsche Ihnen viel Glück und ein gutes Auge.«
»Danke.«
»Und vergessen Sie nicht, uns aus dem Bach zu fischen, wenn Sie mit dem Geisterschiff fertig sind.«
»Bestimmt nicht. Auch ich wünsche Ihnen Erfolg und Glück.«
Ich nickte. Wenn wir es nicht hatten, dann gute Nacht. Shao und Sheila würden sterben. Auch wir würden unser Leben verlieren, und bestimmt auch Clint Perry und sehr, sehr viele Menschen in Bexhill…
***
Mein Blick streifte Bill Conolly und den Chinesen. »Wir sind soweit«, sagte Suko. Er nahm seine Dämonenpeitsche mit, und auch den Stab des Buddha, mit dessen Hilfe es ihm möglich war, die Zeit für fünf Sekunden anzuhalten. Einige Male war gerade diese winzige Zeitspanne lebensrettend gewesen. Außerdem trug Suko unter seinem schwarzen Taucheranzug noch eine Silberkugelberetta. Man konnte
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