0183 - Das Knochenschiff
behaupten, er war bis an die Zähne bewaffnet, und das konnte in unserer Lage nur ein Vorteil sein.
»Okay«, sagte ich zu meinen Freunden. »Dann ab die Post. Und daß mir, keine Klagen kommen!«
Wir setzten die Tauchermasken auf und schoben das Mundstück zwischen unsere Zähne. Dann ließen wir uns rücklings einer nach dem anderen ins Wasser fallen. Ich tauchte nicht sehr tief ein, drehte mich und fing an zu schwimmen. Suko folgte mir, und Bill Conolly bildete das Schlußlicht. Gleichmäßig bewegte ich die Beine auf und ab. Wie ein großer schwarzer Fisch schwamm ich etwa drei Meter unter der Meeresoberfläche. Nicht zu schnell, nicht zu langsam, gerade in einem Tempo, das mir nicht zuviel Kraft abverlangte, denn die würde ich auf dem Knochenschiff noch brauchen.
Das Atemgerät funktionierte zufriedenstellend. Ich hatte keine Schwierigkeiten mit der Luft, kam gut voran. Obwohl ich das Knochenschiff noch nicht sehen konnte, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Ein starkes Kraftfeld Schwarzer Magie befand sich vor mir, und mein geweihtes Silberkreuz, das ich um den Hals trug, reagierte darauf, indem es sich leicht erwärmte.
Das Kruzifix war meine stärkste Waffe. In ihm wohnten noch unerforschte Kräfte, die mich sehr oft schon vor Schaden bewahrt hatten. Sie reagierten auf Gefahren recht unterschiedlich. Mal wurden sie von selbst aktiv, dann wiederum war es nötig, daß ich sie erst aktivierte.
Es war nur schade, daß ich das Kreuz nicht überall anwenden konnte.
Bei Wesen, die anderen Mythologien entstammten, zeigte das Kruzifix keine Wirkung. Obwohl das nicht mehr so sicher war, wie ich von Myxin gehört hatte. Doch Robinson Jaw entstammte keiner anderen Mythologie. Wenn er mit meinem Kreuz Bekanntschaft machte, war das sein sicheres Ende.
Obwohl das Meer so dunkel war wie schwarze Tinte, nahm ich doch den Rumpf des Knochenschiffes wahr.
Ich war am Ziel!
Mein Herz schlug ein paar Takte schneller. Die Entscheidung war nicht mehr fern. Wer würde siegen? Robinson Jaw und seine grausame Crew oder wir?
Ich schwamm auf den großen schwarzen Schatten zu und tauchte langsam auf. Neben mir kamen Bill Conolly und Suko an die Oberfläche.
Unweit von uns pendelte das Fallreep. Wir schwammen darauf zu. Da uns die Preßluftflaschen hinderlich gewesen wären, schnallten wir sie ab und hängten sie an das Reep.
Möglicherweise mußten wir noch einmal auf die Atemgeräte zurückgreifen.
Ich zog die Flossen von den Füßen und nahm die Taucherbrille ab.
»Jetzt wird’s spannend«, sagte Suko.
»Hoffentlich befindet sich nicht die vollzählige Mannschaft an Bord«, meinte Bill Conolly.
Suko grinste. »Vollzählig kann sie nicht mehr sein. Schließlich haben John und ich die Reihen bereits stark gelichtet.«
»Es sind noch genug übriggeblieben«, sagte ich so leise wie meine Freunde. Dann griff ich nach dem Fallreep und kletterte daran hoch. Um beide Hände frei zu haben, klemmte ich mir den geweihten Silberdolch zwischen die Zähne. Auf halber Höhe machte ich die erste Sprengladung fest.
Clint Perry beobachtete uns bestimmt durch das Nachtglas, und so brauchte er sich nur zu merken, wo wir die Ziele anbrachten, die er später treffen mußte.
Ein Stück weiter links setzte ich die nächste Packung an. Wir hatten genug Dynamit bei uns, ich brauchte damit nicht zu geizen.
Ein letzter Klimmzug.
Dann war ich am Schanzkleid. Vorsichtig linste ich auf das Deck. Ich sah zwei Zombies. Reglos wie Puppen standen sie da und stierten vor sich hin. Mir war klar, daß ich sie ausschalten mußte, sonst alarmierten sie die anderen Piraten. Ich drehte mich um, nahm den Dolch aus dem Mund und legte meinen Zeigefinger auf die Lippen. Suko und Bill Conolly verstanden. Sie verhielten sich mucksmäuschenstill, während ich wie eine Schlange über das Schanzkleid kroch. Die Zombies bemerkten mich nicht.
Ich glitt auf die rauhen Schiffsplanken und schob mich auf die Untoten zu. Hinter dem einen tauchte ich langsam auf. Gleich würde alles sehr schnell gehen müssen. Ich konzentrierte mich auf den Moment, wo ich mit dem Dolch zustechen würde.
Und dann handelte ich.
Blitzschnell zuckte meine Faust vor. Die Waffe drang dem Wiedergänger in den Rücken. Er brach zusammen. Sein Artgenosse drehte sich mit einer eckigen Bewegung um. Seine Hand legte sich auf den Säbelgriff, doch bevor er die Waffe gegen mich einsetzen konnte, hatte mein geweihter Silberdolch auch ihn tödlich getroffen.
Ich legte die beiden Gegner hinter eine
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