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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Tages. Um ehrlich zu sein -ich habe kaum noch damit gerechnet, daß ich sie eines Tages wirklich trinken würde.« Er schenkte sich ein Glas voll, prostete dem tobenden Ungeheuer zu und leerte es mit einem Zug.
    »So«, sagte er. »Jetzt werde ich dich aus deinem Gefängnis befreien. Aber vorher werde ich dich endgültig unter meinen Willen zwingen.« Er beugte sich über das aufgeschlagene Nekronomikon, blätterte darin und nickte zufrieden, als er die gesuchte Stelle gefunden hatte. Seine Lippen formten lautlose Worte, während er die abschließende Beschwörungsformel ein letztes Mal rekapitulierte. Er achtete nicht auf das Toben des Ungeheuers. Er wußte, daß es sicher war, daß keine, noch so große Macht aus dem Dämonenreich die Fessel des Hexagons sprengen konntge.
    Eine intensive Hitzewelle ließ ihn hochfahren.
    Sein Kopf flog in den Nacken, und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er begriff, was geschah.
    Unter der ungeheuren Hitze, die der schlangenähnliche Körper des Dinges ausstrahlte, begann der massive Stein in seiner unmittelbaren Umgebung zu glühen. Zuerst war es ein dunkles, kaum auszumachendes Rot, wie bei einer Herdplatte, die man einen Augenblick zu lange angelassen hat, aber noch während Celham zusah, wurde das Rot heller, ging in ein kräftiges, leuchtendes Orange, schließlich in Gelb über. Langsam, wie zähflüssiger Sirup, begann das geschmolzene Gestein die Wand herabzufließen. Ein winziger Lavastrom durchbrach den Kreisestrich, rann funkensprühend und zischend zu Boden und bildete einen Quell intesiver Helligkeit auf den verkohlenden Bohlen.
    Celham schrie auf, als ihm klar wurde, was geschah. Shudde-mell stieß mit neuer Wut gegen die unsichtbare Wand vor, prallte zurück und griff erneut an Wieder tropfte ein Stück der Wand herunter, wischte einen Teil seiner Fessel aus ûnd schuf eine Öffnung, durch die zwei, drei Tentakel der Bestie hinausgelangen konnten. Celham warf sich blitzschnell hinter seinen Schreibtisch in Deckung, als die oberschenkelstarken Fangarme der Bestie nach ihm hieben. Er spürte die ungeheure Hitzewelle, als der Tentakel nur Zentimeter über seinem Kopf durch die Luft zischte, hörte das Bersten des Holzes, als Shudde-mell in einem Anfall sinnloser Wut den Schreibtisch zertrümmerte, und spürte einen scharfen Schmerz im linken Handgelenk, als er auf dem Boden aufprallte. Seine Finger tasteten blind nach dem Nekronomikon, aber er bekam nur eine Handvoll Splitter und einen zerbrochenen Füllfederhalter zu fassen.
    Wie lange konnte die Barriere noch halten? Eine Minute? Zwei?
    Er versuchte verzweifelt, sich den Text der Beschwörung ins Gedächtnis zu rufen, aber in seinen Gedanken herrschte ein heilloses Chaos.
    Er wußte, daß er es nicht schaffen würde.
    Celham stemmte sich an den zertrümmerten Überresten des Schreibtisches hoch, wich einem unsicher geführten Schlag der wirbelnden Tentakel aus und riß mit zitternden Fingern die Schreibtischschublade auf.
    Wahnsinn! kreischten seine Gedanken. Aber er machte trotzdem weiter. Mit einem Satz brachte er sich vor einem neuen Angriff in Sicherheit, tauchte unter den wirbelnden Tentakeln hindurch und näherte sich der Wand. Von seinem Kreidezeichen war nicht mehr sehr viel übrig, aber noch reichte die Macht des Symboles, um die Bestie im Zaum zu halten. Noch… Aber noch während Celham sich dem tobenden Monstrum näherte, brach ein ganzes Stück der Wand heraus, wischte mehr als die Hälfte des Hexagons weg und überschüttete ihn mit einem Hagel glühender Gesteinssplitter.
    Celham ignorierte den Schmerz. Ein Tentakel streifte ihn an der Schulter, schmetterte ihn mit übermenschlicher Kraft zu Boden und ließ ihn einen Atemzug lang benommen liegenbleiben.
    Aber der Schlag rettete ihm gleichzeitig das Leben. Als er nach zwei, drei Sekunden wieder klar denken konnte, sah er, daß er für Sekunden in Sicherheit war. Die Wucht des Hiebes hatte ihn in den toten Winkel unterhalb der Bestie geschleudert, und die einzige Gefahr, der er im Moment ausgesetzt war, kam von der kochenden, schmelzenden Wand.
    Er rollte sich herum, packte das Stück Kreide fester und kroch auf Händen und Knien auf Shudde-mell zu. Die Hitze schlug über ihm zusammen wie eine dunkle, erstickende Welle. Sein Haar und seine Wimpern und Brauen waren versengt, von seinen Fingerspitzen löste sich die Haut in Fetzen, und sein Gesicht war übersät mit Brandblasen. Aber er kroch weiter. Er wußte, daß er in den Tod kroch, aber das war

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