0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten
vorläufigen Gewahrsam nehmen.
Ich hatte nur gefürchtet, sie hätten etwas gemerkt, aber dazu waren sie wohl noch zu unerfahren. Sie blieben sitzen und tuschelten zusammen.
Dann kam Phil zurück und nickte. Es konnte also nicht mehr lange dauern.
Da sah ich, wie einer der Kerle mit schreckgeweiteten Augen über mich hinweg nach der Tür blickte und die Hand hob, als wolle er jemand ein Zeichen geben.
Ich drehte mich um, gewahrte den Bengel, der gerade hereinkam, und machte mir rücksichtslos Platz. Hinter mir wurde geschimpft, aber das war mir gleich.
Der ungefähr Zweiundzwanzigjährige schien endlich verstanden zu haben, was sein Kollege wollte, und machte kehrt.
Gerade hatte er die Straße erreicht, als ich ihn am Kragen packte. Er riss sich los und fuhr nach der Tasche. Da fühlte er auch schon meine Smith & Wesson auf seinem Leib.
»Hände hoch«, sagte ich. »Ich bin G-man. Du kommst jetzt mit. Wir setzen uns fünf Minuten in meinen Wagen und werden uns unterhalten.«
Ein paar Passanten waren stehen geblieben und hatten nicht übel Lust, mit mir anzubinden. Es war eine gemeine Situation, aber gerade jetzt bog ein Wagen der Stadtpolizei um die Ecke.
Der Fahrer sah, dass etwas nicht in Ordnung war, und bremste.
»Bundespolizei«, rief ich den heranstürmenden Cops entgegen, denn ich hatte keine Neigung, mir einen Gummiknüppel über den Schädel schlagen zu lassen. »Ich ersuche um Ihre Unterstützung.«
Der Wagen war vom 7. Revier, und einer der Cops kannte mich. So ging alles glatt.
Ich nahm den Jüngling mit in den Wagen und sagte:
»Wohin seid ihr gefahren? Was habt ihr mit dem Mädchen gemacht?«
Zuerst stotterte er und spielte den Harmlosen, aber ein paar Rippenstöße mit den dazugehörigen Anpfiffen hatten die erwünschte Wirkung.
»Wir fuhren nach der Britton Street und brachten die Kleine in einen Bungalow. Dort liegt sie auf dem Bett.«
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
»Gar nichts. Der Boss behauptete, es wäre sein Girl, und sie hätte ihn betrogen. Er wollte ihr einen Denkzettel geben.«
»Und das Mädel?«
»Sie konnte nichts sagen. Er hat ihr den Mund mit Heftpflaster verklebt. Er meinte, sie würde sonst die ganze Stadt zusammenschreien.«
»Ein feiner Lump bist du«, sagte ich wütend und hätte ihm am liebsten eine heruntergehauen, aber ich beherrschte mich.
Phil tauchte auf.
»Die Kerle habe ich verfrachten lassen. Sie sitzen auf der Station, und ich habe versprochen, dass wir sie morgen früh oder vielmehr heute früh übernehmen. Hast du was erfahren?«
»Ja, mein Freund hier hat gestanden, dass Plump das Mädchen mit seiner Hilfe nach der Britton Street gebracht hat.«
»Die Frechheit dieses Plump möchte ich haben«, brummte Phil.
***
Ich setzte mich ans Steuer, und Phil nahm den Jüngling mit nach hinten. Man konnte ja nicht wissen, ob er nicht gelogen hatte und sich ins Fäustchen lachen würde, wenn wir ihn losließen.
Der Bungalow in der Britton Street lag einsam und dunkel. Tor und Fenster waren verschlossen. Was nun?
Während wir noch beratschlagten, kamen zwei Cops die Straße herunter und wollten wissen, was wir da machten. Sie hielten uns wohl für Einbrecher.
»Wir müssen in dieses Haus. Es ist uns bekannt, dass darin ein junges Mädchen gefangen gehalten wird«, sagte ich.
»Dann rennen wir doch einfach die Tür ein«, schlug der eine der Cops vor, ein Hüne mit mächtigen Schultern.
»Nur wenn es nicht anders geht.«
»Halt, ich glaube, ich weiß es«, sagte sein Kollege. »Da drüben wohnt doch Jimmy Snack, der Schlosser. Für den muss das doch ein Kleinigkeit sein.«
»Holt ihn, und er soll sein Handwerkszeug gleich mitbringen.«
Trotzdem dauerte es fast zehn Minuten. Es begann schon hell zu werden, als der Cop mit einem Mann, der nur Hemd, Hose und Filzpantoffeln trug, zürückkehrte.
Er besah sich das Schloss, grunzte befriedigt und probierte seine Dietriche. Der dritte passte. Es knackte einmal zweimal dreimal, und dann war die Tür offen.
»Was bekommen Sie dafür?«, fragte ich.
»Nichts. Es war mir ein Vergnügen.«
Dann gingen wir hinein.
Auf der Couch im Wohnzimmer lag Sophia Töasy. Ihre Hände und Füße waren mit Stricken zusammengebunden. Sie hatte ein Tuch über den Augen und ein paar Streifen Heftpflaster über den Lippen. Als sie uns hörte, stöhnte sie leise.
Zuerst nahm ich ihr das Tuch ab, während Phil, die Fesseln durchschnitt.
»Deine Leiden sind vorbei, mein Kind«, sagte ich. »Wir sind G-men, und
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