0184 - Der Kraken-Götze
Schwarzen Kunst, die für die Kreaturen des Lebendigen nur hohnvolle Verachtung hatten. Andere Götter und Dämonen wurden damals verehrt - Höllengestalten, die Macht besaßen, bevor Luzifer in das Reich der Tiefe gestürzt wurde und sein Machtlüstem mit dem Fluche ewiger Verdammnis zahlte.
Aber während selbst der Teufel den Keim des Guten in sich trägt, Attribute aus der Zeit, da er als Hoher Erzengel zunächst den Thronen gestanden hatte, und sich manche seiner bösen Taten zum Gegenteil verkehren, waren die Dämonen und Geister der Vorzeit von Grund auf verderbt. Für den Grad, der Schlechtigkeit, die sie verkörperten, besitzt der Mensch kein Maß, wird er in alle Ewigkeit keinen Begriff finden können. Das Schwarzmagische Zeitalter endete mit dem ersten Versinken von Atlantis und seinem Hexenkönig. Und wie alles erst seine Zeit braucht, um zu höchster Vollendung aufzusteigen, so war auch der, den die Fluten mit seinem Land verschlangen, der Zauberer, dessen Macht am stärksten war, dem das dunkle Wissen seiner Vorgänger zu eigen war und der auf den Graden ihrer Erkenntnis aufbauen konnte. In der Welt der Menschen war sein Name Amun Re.
Das positive Zeitalter, bevor die Welt von der Macht der Schwarzmagier erfaßt wurde, war das Reich der Erstgeborenen. In den uralten Liedern klingt ihr Ruhm nach. Der Mund des Sängers singt von den Elfen oder Elben, die in den Tagen des Glücks über die Erde herrschten.
Niemand kennt den Ursprung der Elben. Und nur gering ist das Wissen der Menschen um die, welche einst entstanden, um den Wahnsinn der vergangenen Epoche hinwegzufegen.
Denn vorher regierten die, denen die Weisen die Bezeichnung: ›Die namenlosen Alten‹ gegeben haben. Im Urhebel der Sagen und Legenden nur kommt die Kunde von denen, die von den Sternen kamen. Nie hat sie einer von denen, der in den Bahnen des Menschen denken konnte, zu Gesicht bekommen, nie wurde ihr Aussehen dutch Stift, Pinsel oder Griffel des Künstlers der Nachwelt vor Augen gehalten. Nur ganz selten finden sich Steinfragmente und Teile von Reliefs, auf denen Gestalten in einer Scheußlichkeit abgebildet sind, die nur dem Trauma eines Irrsinnigen zugeordnet werden können. Die Wissenschaft redet dann von den ungelösten Rätseln der Vergangenheit und drückt sich um konkrete Erklärungen herum, erfindet gar die Namen irgendwelcher Gottheiten, die hier abstrakt dargestellt sein sollen.
Tatsächlich sind die Namenlosen Alten nur in gewissen verbotenen Büchern erwähnt, um die sich Legenden ranken und die der Einsicht des gewöhnlich Sterblichen auf ewig verwehrt bleiben. In den Geheimarchiven des Vatikans, in den Bibliotheken verschiedener, über die ganze Welt verstreuter Universitäten ruhen sie, durch strengste Sicherheitsvorkehrungen der Menschheit entzogen, nur den im stillen Forschenden zugänglich. Und auch unter diesen, die in den Fragmenten zu lesen verstehen, die den Brand der großen Bibliothek von Alexandria zur Zeit Julius Cäsars und die Schriftenverbrennung von fast zwei christlichen Jahrtausenden überlebt haben, auch diese Weisen nennen nur flüsternd das gräßliche Necronomicon des wahnsinnigen Arabers Abdul al Hazred. Es wird berichtet, daß jeder, der diese Schrift studiert, dem Wahnsinn verfällt. Dies ist einer der Gründe, das Necronomicon sicher zu verwahren. Denn es gehören gewaltige innere Vorbereitungen dazu, um den Inhalt zu begreifen ohne, vom Grauen des Textes geschüttelt, zum lallenden Idioten zu werden.
Nur an einer kurzen Stelle ist die Herkunft der Alten als Außerirdische, von den Sternen kommende, erwähnt. Es gibt keine Lieder oder Legenden aus der Zeit, da ringelnde Tentakel und gallertartige Leiber die Erde beherrschten. An einer Stelle im Necronomicon heißt es, daß ein Mensch, dessen Auge die Gestalt eines der Alten erblickt, vor Grauen und Entsetzen sterben kann.
Die Namenlosen Alten waren - und sind. Denn als das Ende ihrer Zeit gekommen war, legten sie sich in der gespenstischen Leichenstadt Rhl-ye zum Schlaf nieder, bewacht vom Großen Cthulhu.
Die Gewalten, denen sich alles beugen muß, ließen diese Stadt der schwarzen Monolithen in den Fluten des Ozeans versinken, entzogen sie dem Blick der aufstrebenden Menschheit. Denn sie wissen, daß der Mensch in seiner Neugier und in seinem Wissensdurst Kräfte erwecken kann, die nicht nur seiner Macht entgleiten, sondern die sich in kürzester Zeit zum Beherrscher über den machen, der ihnen im Unverstand des neugierigen Laien oder im
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