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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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und Jörg kroch eine eiskalte Gänsehaut den Rücken herunter. In was hatten sie sich da eingelassen? Wie würde dieses Abenteuer enden? Was konnte noch alles geschehen. Immerhin waren sie Kinder ihrer Zeit für die Fernsehen, Autos, Raumfahrt und all die anderen Dinge der modernen zivilisierten Welt selbstverständlich waren. Zwar hatten sie von Okkultismus und Magie gelesen, es gab da spannende Romane in Heftform, die man noch unter der Bettdecke las und einfach nicht weglegen konnte, aber selbst einmal mit diesen Dingen konfrontiert zu werden, hatte keiner erwartet. Und nun sollten sie gar Kämpfer für das Gute werden.
    Die Stimme Zamorras war fast zum Flüstern abgeglitten. Die Laute erinnerten Peter entfernt an Latein, die Sprache der alten Römer. Das stimmte aber nur zum Teil, denn Zamorra benutzte das früheste Latein, das Etruskische. Und er sprach den Segen des Lukumo, des Priesterkönigs, über die Klingen. Von den Lukumoiden wurde behauptet, daß sie einst die Götter zum Mahle laden konnten. Starke Sprüche und weise Lehren der Weißen Magie gingen auf sie zurück. Mit der linken Hand begann der Meister des Übersinnlichen über den gekreuzten Waffen Zeichen und Symbole in die Luft zu malen.
    Schließlich nahm der Professor, ohne die beschwörenden Sprüche zu unterbrechen, mit der linken Hand das Amulett ab. Eine kurze Handbewegung und Merlins Stern lag genau am Kreuzungspunkt der Klingen. Ein unirdisches Knistern und Zischen - grünleuchtendes Elmsfeuer lief an den Schwertern entlang und ließ die Waffen in unirdischem Licht glänzen. Peter und Jörg mußten ihren ganzen Mut aufbieten, um nicht die Waffen fallen zu lassen und schreiend in den Wald zu flüchten. Doch so schnell der Spuk begonnen hatte, war er auch vorbei.
    Zamorra wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Die Beschwörung schien ihn viel psychische Kraft gekostet zu haben. »Diese Schwerter sind nun Waffen des Guten«, stieß er hervor, »und können bis zu einem gewissen Grade auch gegen Dämonen der falschen Hierarchie…«
    Jäh wurden seine Ausführungen unterbrochen! Ein Schrei, der nichts Menschliches mehr an sich hatte, durchriß die Schwärze der Nacht.
    ***
    Das Grauen griff nach Hermann Zartes. Die Hand dessen, der seit Tausenden von Jahren in den Krallen des Todes gelegen hatte, lag auf seinem Kopf. Das Wissen dessen, der vor ihm kniete, wollte sich Amun Re zu eigen machen. Denn der Magier ahnte, daß sein Wiedererwachen in einer Zeit vor sich ging, wo die Welt ein anderes Gesicht hatte. Um sich zu behaupten, mußte er über das Wissen dieser Welt verfügen.
    Zartes spürte, wie ihm das im Verlaufe seines Lebens Erlernte langsam entzogen wurde, wie es durch den körperlichen Kontakt in den Besitz des Meisters überging.
    Bis in die hintersten Winkel von Zartes’ Gehirn drangen die tastenden Parafinger des Magiers, bis zu den schemenhaften Erinnerungen frühester Kindheit. Jegliches Wissen, das Hermann Zartes bewußt oder unbewußt besessen hatte, füllte nun das unersättliche Gehirn des Amun Re. Hermann Zartes aber, bar jeglicher Erinnerung, befand sich am Ende der Psycho-Transfusion auf dem Niveau eines neugeborenen Säuglings.
    Doch er verstand den Befehl des der Hölle entronnenen Meisters. Seiner selbst unbewußt, hob er seine rechte Hand, ließ sie wie den Körper einer Schlange über die rauhen Steine des Altares gleiten und zum Munde des Zauberers führen. Und Amun Re begann zu saugen, zog mit der ihm gegebenen Kraft das Blut aus den Adern des Hermann Zartes, das ohne ersichtliche Wunde durch die Fingerkuppen rann. Das Blut des Jungen belebte den Körper dessen, der Jahrtausende hier im Todesschlaf gelegen hatte. Mit jedem Pulsschlag von Hermann Zartes kräftigte sich die Gestalt des Amun Re, gewann sein Körper physische Kräfte, erstarkten wieder Muskeln und Sehnen. Was kümmerte es diese Inkarnation des Bösen, daß ein anderer sein Leben für ihn gab. Sklaven waren für ihn die Menschen seiner Tage für ihn gewesen - Sklaven würden sie wieder werden.
    Und Hermann Zartes starb. Das Leben ging fast unbewußt von ihm, da sein Gehirn keiner Empfindung mehr fähig war. Ohne Willen und ohne sein Schicksal zu begreifen, glitt er hinüber in die Nacht des Todes.
    Doch bevor der, der das Stundenglas in knöchernen Händen hält, die Sense hob, um den Lebensfaden des Hermann Zartes endgültig zu durchtrennen, entrang sich dessen Kehle ein markerschütternder Schrei.
    ***
    Unwillkürlich war Professor Zamorra

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