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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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einer Ohnmacht umfing Hermann Zartes.
    ***
    »Gütiger Gott! Das ist nicht wahr! Das darf nicht wahr sein. Wahnsinn… !« Hermann Zartes schloß die Augen wieder, wollte sich abkapseln von dem, was ihn bedrohte. Und wie der Vogel Strauß bei Gefahr den Kopf in den Sand steckt, versuchte auch Hermann Zartes, sich der Realität zu entziehen. »Gleich werde ich aufwachen und in meinem Bett liegen!« versuchte er sich verzweifelt einzusuggerieren. »Es ist alles nur ein Traum!« schrie sein Innerstes, verzweifelt bemüht, sich selbst zu betrügen, »ein scheußlicher Alpdruck, aber eben nur ein Traum!«
    Aber er fühlte Schmerz. Hände hielten ihn gepackt, Kräfte, nicht von dieser Welt gesteuert. Und es gab keine Gegenwehr. »Cogito - ergo sum«, sagte ein berühmter Philosoph. - »Ich denke, also bin ich!« Und Hermann Zartes dachte. Denken und fühlen. Ob er wollte oder nicht - Zartes mußte erkennen, daß er dies alles wirklich miterlebte.
    Seine Augen öffneten sich zu schmalen Schlitzen. Ja, er lag noch dort. - Die große Gestalt! - Der Altar, auf dem sie lag. - War das überhaupt ein Altar? - Es war alles so fremd. Hermann Zartes hatte sich nie besonders für die Geschichte der alten Völker interessiert, aber der Stil der Reliefs, welche die Seiten des Altares zierten, sie konnten aus keiner der ihm bekannten Kulturepochen stammen. Sonderbare Wesen waren darauf abgebildet. Im weiteren Sinne erinnerten sie an Polypen, an die scheußlichen Kraken vom Grunde der Ozeane. Und doch konnte der Vergleich mit dem bekannten Tintenfisch nur angedeutet sein, denn diese Gestalten waren in ihrer Absurdität so gräßlich anzusehen, die jeder Beschreibung Hohn spricht. Denn diese Formgebung war nicht von der Erde, der unüberbrückbar gähnende Abgrund zwischen den Sternen hatte diese Ausbünde der Häßlichkeit herausgespien.
    Als erster Mensch erblickte Hermann Zartes ein Portrait der namenlosen Alten, die vor unendlichen Äonen die Herrschaft an sich rissen. Und sie werden auch wieder die Macht erlangen, wie geschrieben steht im Buche »Necronomicon.«
    Unverwandt starrte er die Gestalt im violetten Gewände an, die auf dem Altäre lag und sich augenscheinlich nicht aus eigener Kraft erheben konnte. Auf der Brust des Mannes lagen drei golden schimmernde Platten. Zeichen waren in sie eingraviert, die schon alt waren, als der Kampf der Eisriesen begann und die Leichenstadt Rhl-ye in die Tiefe des westlichen Ozeans gerissen wurde. Nie hat ein Sterblicher, der nicht den zwölften Grad der Eingeweihten besitzt, den Sinn der Runen zu ergründen vermocht. Das violette Kopftuch wurde gehalten von einem Stirnband aus purem Gold, kunstvoll in Form eines Kraken gearbeitet.
    Das Schrecklichste aber waren die Augen, die aus düsteren Höhlen stechend hervordrangen. Dieser Blick konnte alle Wesen dieser Welt in seinen Bann ziehen, konnte veranlassen, daß Legionen von Kriegern offenen Auges in den sicheren Tod marschierten oder ganze Völkerscharen den Sturm auf uneinnehmbare Bastionen wagen lassen.
    Der unsichtbare Griff des Bösen umklammerte Hermann Zartes. Der Wille des Mannes in Violett hatte sein Innerstes im Griff, ließ kein eigenständiges Denken und Handeln mehr zu. Er war zur Marionette in der Hand des Magiers geworden.
    Ein Zischen, wie es die Königskobra in gereiztem Zustand ausstößt, drang über die Lippen des Amun Re. Von der unsichtbaren Kraft des Meisters getrieben, wankte Hermann auf ihn zu. Der Schraubstockgriff Siegmund Stollers löste sich, der Handlanger des Todes zog sich in eine Ecke der Gruft zurück. Stier starrten die toten Augen auf das sich ihm bietende Schauspiel.
    Hermann Zartes war vor dem Altar angelangt. Der unausgesprochene Wille Amun Res zwang ihn zum Niederknien. Nun war sein Kopf fast in der gleichen Höhe wie der des Magierfürsten.
    Langsam, unendlich langsam bewegte sich Amun Res Hand, hob sich und griff nach dem Kopf von Hermann Zartes.
    ***
    »He, hat einer von euch den Gockel gesehen?« erkundigte sich Hartmut Sachse. Kopfschütteln in der Runde. Was sollte das, die spannenden Erzählungen Professor Zamorras durch so dämliche Bemerkungen zu unterbrechen. Aber der Parapsychologe wurde unruhig. Er traute dem Frieden dieser Nacht nicht. Der unerklärliche Vorfall vorhin…
    »Ja, wo könnte er denn sein?« stellte nun von sich aus Zamorra die Frage.
    »Der wird mal für Königstiger sein«, grinste Dahli van Rüssel und erntete uneingeschränkte Heiterkeit.
    »So lange?« Peters warnender

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