0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
aufgeweckt worden war.
Er durchquerte das Zimmer und gelangte irt den Flur des Obergeschosses. Mit lauschend vorgerecktem Kopf stieg er die Treppe herab. Erst als er schon im Erdgeschoß angekommen war, vernahm er die leisen, eigenartigen Geräusche aus dem Keller.
Mit ein paar raschen Schritten hatte er die Kellertür erreicht und stürmte die Treppe hinab.
Als er um eine Ecke des Kellerganges bog, rannte er gegen Lines — und gegen dessen Pistole.
»Ach, Sie sind's«, murmelte Lines verächtlich. »Ich dachte schon, die Cops kämen.«
Norton biß sich auf die Lippen. Langsam folgte er Lines den Gang hinab bis zu einer Metalltür, die halb offenstand. Als er hinter Lines über die Schwelle trat, entfuhr ihm ein entsetzter Laut.
Lines grinste ihn spöttisch an.
»Gute Arbeit, was?«
Er zeigte auf Fel Klinger, der mit einer Nylonleine an einem Betonpfeiler angebunden war. Seine ganze Gestalt war bereits von Blut besudelt.
»Was soll denn das?« fragte Norton scharf.
»Reg dich ja nicht auf, dreckiger Cop!« fauchte ihn Lines an. Er drehte sich um und ging zu dem Gefolterten. Klingers Kopf hing schlaff nach vorn auf die Brust herab. Mit einer rohen Bewegung riß Lines seinen Kopf hoch und starrte ihm grinsend in die Augen, in denen der Wille, fest zu'bleiben, gegen eine drohende Ohnmacht sichtbar ankämpfte.
»Also hast du uns verpfiffen!« schrie Lines.
»N… nei… ein…«, gurgelte Klinger. »I - ich wei - - eiß ni… cht wa… as ihr wollt…«
Lines trat zurück. Ein Kopfnicken setzte den Gorilla wieder in Aktion. Der Unmensch sah aus wie ein Schlächter. Norton sprang vor und schrie:
»Das dulde ich nicht!«
Mit einer letzten Anstrengung hob Klinger den Kopf.
»Halt du… u di… dich wenigstens rau… aus, elender, schmie---schmieriger Cop!« gurgelte er mühsam hervor.
Norton holte tief Luft, als ob er etwas sagen wollte, besann sich aber und drehte sich weg.
»Meinetwegen schlagt euch gegenseitig tot«, knurrte er rauh.
»Hör auf«, sagte Lines. »Er hat uns nicht verpfiffen. Er kann uns nicht verpfiffen haben. Er kann es einfach nicht.«
»Warum denn nicht?« rief Bander scharf.
Seine Augen glitzerten.
Lines stellte sich breitbeinig vor Bander hin.
»Weil«, sagte er schwer und gewichtig, »weil kein Mensch der Erde diese Kur mitgemacht hätte, ohne zu singen! Kapierst du das?«
***
Auf die Minute genau um zehn Uhr schoben sich zwei Männer über die Schwelle in die Wohnung der Familie Brown. Die Browns wohnten mit ihren sechs Kindern über einer kleinen Fabrik in der Metallwaren-Halbfabrikate hergestellt wurden. Von morgens sieben bis nachmittags halb fünf ratterten, hämmerten, stampften, klopften und dröhnten unter der Brown'schen Wohnung die Maschinen und ließen die Hauswände beben.
Aber die Wohnung war für sechzehn Dollar im Monat zu haben gewesen, und mit der Zeit hatten sich die Browns an den Lärm gewöhnt.
»Wo ist das Geld?« brüllte einer der beiden Männer die verhärmte, hagere Frau an, deren Haut wie durchsichtig wirkte.
Die kranke Mrs. Brown hatte ihr jüngstes Kind auf dem Arm. Sie war entsetzt bis zur Wand zurückgewichen, aber die Männer kamen grinsend auf sie zu…
Sie schrie, gellend, mit aller Kraft.
Die Maschinen hackten, ratterten, hämmerten, klopften und dröhnten. Die Wände vibrierten.
Die beiden Männer sahen sich an und nickten. Einer öffnete eine mitgebrachte Aktentasche. Zwei kleine Handbeile kamen zum Vorschein.
Die Frau fiel ihnen in den schon erhobenen Arm. Eine der Bestien schleuderte sie von sich. Wimmernd brach sie an der Wand zusammen. Schreiend liefen die beiden kleinen Kinder, die noch nicht zur Schule brauchten, zu ihrer Mutter und preßten sich eng an die Frau.
Inzwischen zerschlugen die elenden Kreaturen die buchstäblich vom Munde abgehungerten Möbel der kinderreichen Familie. Als sie sich ausgetobt hatten, trat der eine an die Frau heran und schrie ihr ins Ohr:
»Schöne Überraschung für deinen Alten, was? Sag's ihm: Dies war unsere letzte Warnung! Das nächste Mal kriegen eure Bälger blaue Flecken! Bis Freitagmittag ist der Zaster bei Lines! Denkt dran!«
Höhnisch grinsend gingen sie hinaus.
***
»Hör zu, Cop«, sagte Lines. »Ich will, daß du herausfindest, wer die Geschichte mit Reachester verpfiffen hat! Verstehst du?«
»Das kann ich nicht«, sagte Norton.
Lines schlug ihm die Hand zweimal durchs Gesicht.
»Du kannst es nicht?« äffte er nach. »Wieviel Male habe ich dir jetzt schon die Geldbörse
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