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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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bemerken.
    Mit baumelnden Armen wackelte er wieder auf Klinger zu.
    Der Kellner sah sich um.
    Es gab keine Rückzugsmöglichkeit. Die andferen Mitglieder der Bande hatten sich kreisförmig um ihn verteilt. Ihre Gesichter zeigten an, daß sie ihm keine Chance geben würden.
    Wieder versuchte Klinger sein Heil im Angriff. Aber Bulle nahm diesmal die Schläge hin, ohne sich davon abhalten zu lassen, beide Fäuste hochzureißen. Als er sie von oben nach unten direkt auf Klingers Kopf niederschlug, stürzte der Kellner zu Boden, als hätte ihn die Faust eines Ungeheuers getroffen.
    »Nimm ihn mit in den Keller und mach ihn fertig, bis er singt«, sagte Lines.
    ***
    Im Zuge der von Captain Bruce so genial festgehaltenen alten Dienstordnung hatte Ray Norton an diesem Tag nur von elf bis drei Uhr nachmittags seinen polizeilichen Pflichten nachzugehen und dann wieder frei bis zum nächsten Abend sieben Uhr.
    Seit er bei Mrs. Eather oder besser bei der Familie Eather wohnte, war dies der erste Tag, wo er nicht gezwungen war, um sechs Uhr früh aufzustehen.
    Es war halb neun, als Helen Eather sanft an seine Zimmertür klopfte. Norton war sofort wach.
    »Ja?«
    »Wenn Sie wollen, Mister Norton, könnten Sie in einer Viertelstunde mit uns frühstücken! Mein Mann hat heute seine freie Nacht gehabt und würde sich freuen, Sie ein bißchen näher kennenzulernen!«
    »Ich komme!« rief Norton, rieb sich die Augen und sprang aus dem Bett.
    Pünktlich nach fünfzehn Minuten klopfte er an die Küchentür und trat ein. Da er um elf in der Wache sein mußte, hatte er, gleich seine Uniform angezogen.
    »Guten Morgen, Mrs. Eather«, sagte er wohlgelaunt, »guten Morgen, Mister Eather! Ich freue mich, daß wir uns mal nicht im Flur begegnen.«
    »Ganz meinerseits, ganz meinerseits«, murmelte der alte Mann, der an diesem Morgen schon fast wie siebzig aussah, obgleich er doch diese Nacht einmal nicht hatte zu wachen brauchen. »Nehmen Sie Platz, Mister Norton! Der Kaffee dürfte jeden Augenblick fertig sein.«
    »Er ist fertig!« rief Helen Eather geschäftig.
    Ein paar Minuten vergingen mit den stummen Hantierungen des Frühstücks. Robert P. Eather aß nur die Hälfte eines Brötchens, und auch das schien er hinabwürgen zu müssen. Plötzlich richtete er sich kerzengerade auf.
    »Mister Norton«, begann er ein wenig förmlich, »da Sie bei uns wohnen und da Sie außerdem zu den ,Feinsten' gehören, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen etwas aus meinem Leben mitzuteilen, das Ihnen sonst vielleicht auf anderem Wege zugetragen werden könnte.«
    Norton hob interessiert den Kopf.
    »Ja?« fragte er, nicht sonderlich gespannt, aber auch nicht uninteressiert.
    Robert P. Eather schluckte ein paarmal, räusperte sich und fiel schließlich aus seiner geraden Haltung wieder zusammen zu der kraftlosen, gebeugten Stellung, die Norton an ihm schon aufgefallen war.
    »Ich war einmal Polizei - Leutnant«, gestand der alte Mann leise. »Aber man hat mich wegen Bestechung zu Gefängnis verurteilt. Das Ehrengericht erkannte auf unehrenhafte Entlassung aus dem Polizeidienst und Wegfall aller Pensionsansprüche…«
    Die Stimme des alten Mannes war zum Schluß nur noch ein heiseres Raunen geworden. Frau Eather warf den Kopf nach vorn und weinte auf eine unheimliche, lautlose Art vor sich hin.
    »Mein Gott…«, murmelte Norton entsetzt.
    Still war es in dem gemütlichen Raum. Das Ticken der Küchenuhr an der Wand zerhackte die peinliche Stille in lauter kleine, deutlich voneinander getrennte Teile, deren jedes wie ein Tropfen herniederfiel und Peinlichkeit wie Stille umso deutlicher bewußt machte.
    Der alte Mann hob langsam den Kopf. Seine Augen bohrten sich in die Nortons.
    »Ich habe mich nicht bestechen lassen«, sagte er leise. »Niemals. Alle achtzehn Jahre nicht. Goldwine ließ es von seinen Leuten vor Gericht nur schwören, weil er mich ruinieren wollte und keine andere Möglichkeit mehr hatte als diese. Sie werden die Geschichte nicht kennen. Das war so…«
    Eather kam ins Erzählen. Je länger er sprach, um so flüssiger wurden seine Ausführungen, um so genauer seine Beschreibungen und seine Stimme bekam um so mehr Klang und Energie.
    Zum Schluß sagte er:
    »So war das, Mister Norton. So, haargenau so.«
    Norton nickte. Er nagte an seiner Unterlippe, während sich seine Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. Sein Blick ging durch den Tisch hindurch in eine nicht benennbare Ferne.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte er. »Ich glaube Ihnen aufs Wort. Es

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