0185 - Der Held von Zartas
Geschehen.
Die Göttliche wandte sich ihm wieder zu und strahlte ihn an.
Dann kam sie noch ein Stückchen näher - so nahe, daß Zamorra sie roch.
Die Zyklopenfrau hatte den Geruch von exotischem Blumen, die der Professor gewiß noch nie zuvor gesehen hatte. Er wußte nicht, was er sonst erwartet hatte, doch der Geruch vernebelte seine Sinne wie ein Rauschmittel. Er mußte sich wieder mal beherrschen.
Sein Blick klärte sich wieder.
Beesier war irritiert, als auch dieser Trick ins Leere zielte.
Sie betrachtete Zamorra von Kopf bis Fuß. Der Professor vermochte diesen Blick nicht zu deuten. War er jetzt in Ungnade gefallen?
Auch jetzt nahm ihm niemand das Schwert ab.
»Ich bin Beesier und möchte, daß du mich so nennst«, sagte sie sanft. »Bist du einverstanden?«
Das setzte der Ehre anscheinend die Krone auf.
Professor Zamorra verbeugte sich pflichtschuldig. Dabei fing er sich wieder eine Nase voll von dem betäubenden Duft auf, doch diesmal bewahrte er einen kühlen Kopf.
»Du imponierst mir, Zamorra«, gab sie zu. »Sei mein Gast und folge mir in die Tabuzone meines Reiches.«
Sie wandte sich ab. Der vorderste Krieger senkte sein Sichelschwert. Die anderen taten es ihm gleich. Sie steckten ihre Schwerter in den Gürtel.
Zamorra sah aus den Augenwinkeln, daß Gondor sich nicht ganz zurückgezogen hatte, sondern in der Nähe blieb. Er schaute wachsam herüber. Zamorra gefiel dieser Blick ganz und gar nicht. Aber er wußte ihn nicht zu deuten.
Lag es daran, daß der Zyklop für die Deutung durch einen Menschen zu fremdartig war?
***
Die Statuen rechts und links der hohen Treppe wirkten wie lebendige Zyklopenmädchen. Sie lächelten einladend. Der dicke Teppichläufer war reichbestickt mit Blumenmustern, obwohl Zamorra bislang im Zyklopenland keine einzige Blume zu Gesicht bekommen hatte.
Zwar wirkte alles ein wenig kitschig, aber es fehlten die grausamen und oftmals auch obszönen Darstellungen von draußen.
Zamorra hegte einen schlimmen Verdacht: Dies hier war alles nur Dekoration, um ihnen Sand in die Augen zu streuen. In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit hatte man nur hier drinnen alles verändern können.
Die Göttliche schien seine Gedanken zu erraten, denn sie sagte, ohne sich nach ihm umzudrehen: »Als ich hier einzog, sah alles anders aus - ähnlich wie außerhalb des Palastes. Ich aber liebe die Schönheit und Ästhetik über alles. Du siehst, was es bewirkte.«
Falsches Luder, dachte Zamorra ärgerlich, vergaß jedoch nicht weiterzulächeln.
Als sie oben anlangten, drehte Beesier sich um.
»Deinen Freund Gor treffen wir später. Vorher aber setzen wir uns zusammen und plaudern über die irdischen Verhältnisse. Wir wissen nicht viel über die Erde. Du mußt mir berichten. Ich bin begierig darauf, alles zu erfahren. Ach, wie gern würde ich der Erde einmal einen Besuch abstatten. Wir Zyklopen sind auf ewig an dieses Land in der sehr grausamen, unschönen, erschreckenden, ja, abscheulichen Dimension VARIA gebunden. Da habt ihr Menschen es wirklich viel besser!«
Dem Professor fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich, die Krieger des Mars hatten ihre Sendboten schon hier gehabt. Die sogenannte Göttliche wußte Bescheid. Zamorra hatte ihr nichts vormachen können.
Mars hatte Zartas das letzte Mal angegriffen, weil er sich dort ein Tor zur Erde erhoffte. Er wollte mit seinen furchtbaren Schwarzen Kriegern auf der Erde einfallen und die Menschheit unterjochen. Gewiß wäre ihm das sogar geglückt, aber Gor, seine Zartaner und auch Zamorra hatten ihm die Suppe gehörig versalzen.
Doch man hatte die sogenannte Göttliche informiert. Sie hatte persönliches Interesse an dem Weg, der angeblich zur Erde führte.
Dies mußte der Hauptgrund gewesen sein, sie so freundlich einzuladen.
Auf einmal erschien alles in einem ganz anderen Licht. Auch die Rolle Forrmolls…
War er etwa ein Verbündeter von Beesier und hatte mit ihnen falsches Spiel getrieben?
Als Zamorra den ersten Schrecken über diese Eröffnung überwunden hatte, sagte er diplomatisch: »Ich bin sicher, daß wir eine Möglichkeit finden werden, obwohl ich glaube, daß du dir das viel zu einfach vorstellst. Deshalb kann ich nichts definitiv versprechen. Nun, du beeindruckst mich sehr, Göttliche… Beesier!« verbesserte er sich rasch.
»Du, dein Volk, dein Palast… Ich weiß, wie schwer ihr es habt. Die Erde ist ein wahres Paradies. Der Weg führte uns zu dir und jetzt weiß ich, daß das Schicksal uns
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