0185 - Die Totenpriester
sollte es auch sein.« Sie lachte. »Arbeitet ihr mit mir zusammen?«
»Nein, nicht mit dir!« rief Kara.
»Dann will ich euch trotzdem einen Tip geben. Kennt ihr die Stadt der Engel?«
»Vielleicht«, antwortete Kara diplomatisch.
»Die Menschen sagen zu ihr nicht Stadt der Engel, sondern Los Angeles. Dort werdet ihr Rokan und Ghani finden. Sie sind sehr berühmt und haben ihre Beziehungen bis in die Jenseitsreiche ausgeweitet. Hütet euch vor ihnen, und merkt euch einen Namen: Gharo.«
Das waren wirklich ihre letzten Worte. Asmodina zog sich endgültig zurück.
»Gharo?« fragte Myxin, »was hat das zu bedeuten?«
»Keine Ahnung. Wir können ja mal fragen.«
»Und wen?«
Da lächelte Kara verschmitzt. »Vielleicht John Sinclair.«
»O, du willst ihn einschalten. Das ist gut, sogar sehr gut«, freute sich Myxin.
»Glaubst du denn, wir fahren allein in die Stadt der Engel? Nein, John kann uns da wertvolle Dienste erweisen. Wir müssen ihm nur noch von seinem Glück berichten…«
***
Der Mann sah aus wie einer der Serienhelden aus dem Fernsehen.
Groß, schwarzhaarig, sonnenbraun, dunkle Augen, schmale Lippen, ein Kinn, das energisch hervorsprang. Er trug lässige Kleidung, und ebenso lässig ging er mit seinem Revolver um. Das war Ghani, der Detektiv, der in L.A. Furore machte.
Allerdings nicht nur er allein. Sein Partner Rokan stand ihm in nichts nach.
Auch Rokan war ein schöner Mensch, wenn man das nach TVMaßstäben messen wollte. Sein Haar war blond, die Augen grau, das Gesicht etwas weicher. Zudem lächelte er auch mehr als sein Partner Ghani.
Im Moment jedoch lächelten sie nicht. Dazu war die Situation einfach zu gefährlich. Schließlich ging es um das Leben eines sechsjährigen Jungen, den zwei brutale Kidnapper seinen Eltern geraubt hatten. Diese wiederum, Leute aus dem Filmgeschäft, schalteten die besten Privatdetektive ein, die Los Angeles zur Zeit hatte.
Ghani und Rokan!
Die beiden nahmen den Job an. Niemand wußte, wo sich der kleine Ted aufhielt, doch für die zwei Detektive war das keine Schwierigkeit. Sie hatten eben ihre eigenen Methoden, das Versteck der Bande und damit auch den Aufenthaltsort des Jungen herauszufinden.
Die Kidnapper hatten sich in den San Gabriel Mountains verkrochen.
Diese Bergkette liegt westlich von L. A. und bietet zahlreiche Versteckmöglichkeiten.
Millionäre besaßen in den Bergen ihre Jagdhütten oder Wochenendhäuser. Zudem gab es genug Verstecke in den Wäldern, und in einem hielten sich die Kidnapper mit ihrem Opfer auf.
Es war eine der berühmten Jagdhütten, allerdings schon ziemlich verfallen. Der Besitzer war vor zwei Jahren gestorben, seit dieser Zeit stand die Hütte leer.
Ein schmaler Weg führte zu ihr, der weiter unten, wo das Tal begann, in eine Straße mündete.
Die beiden Detektive waren den Weg zu Fuß gegangen. Ungesehen hatten sie die Hütte erreicht und beobachteten sie bereits seit zehn Minuten.
Im Innern rührte sich nichts. Sie hatten sich die Nordseite ausgesucht, wo ein kleiner See lag, der von einem Waldgürtel umringt war. Das Wasser schimmerte blaugrün, kein Windhauch kräuselte die Wellen, es war wirklich still.
Die Hütte war aus hartem Holz gebaut worden. An ihrer Rückseite begann ein Steg, der zum Wasser führte. Ein Ruderboot lag still auf den Wellen.
Gedeckt durch den schmalen Schilfgürtel hockten die zwei Detektive und beobachteten die schmale Veranda, die sich rings um die Hütte zog.
Hier oben war es etwas kühler als in der Stadt und im Tal, doch Hitze oder Kälte machte den Detektiven nichts.
»Wie machen wir es?« fragte der dunkelhaarige Ghani.
»Von zwei Seiten.«
Ghani nickte.
»Wer vorn, wer hinten?«
Ghani schaute seinen Partner an. »Losen wir?«
»Ich gehe schon nach vorn«, antwortete Rokan.
»Okay.«
Die beiden Männer hatten sich die Sprache und den Slang der Menschen angewöhnt. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, in ihnen Wesen vor sich zu haben, die über 10000 Jahre alt waren.
»Ich gehe«, flüsterte Rokan und schlug seinem Partner zum Abschied auf die Schulter.
Die Schritte des Totenpriesters waren kaum zu hören, als er sich voranbewegte. Wie ein Indianer schlich er geduckt durch das hohe Gras und verschmolz schon bald mit der Umgebung.
Ghani ließ sich Zeit. Er hockte dicht neben der Veranda, die ihn gegen Blicke aus dem Haus deckte. Er wußte, daß ihm nichts passieren konnte. Deshalb war er so gelassen. Izzi, unter dessen Schutz er stand, würde ihn wie immer
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