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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Hit in Harlem
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singt. Wir kommen den Zwischenhändlern auf die Spur, von dort aus den Großverteilern. Mag sein, dass wir den eigentlichen Boss nicht erwischen, aber wenn wir sein Vertriebsnetz zerschlagen, so ist das auch ein Erfolg.«
    »Die sogenannte klassische Methode«, sagte Cool nicht ohne Spott. »Leider versagt sie in diesem Fall mit Sicherheit. Der Mann, der den Ring in Harlem organisiert hat, wusste genau, dass die Kleinverteiler der schwache Punkt sind. Kein Organisator des Rauschgifthandels kann verhindern, dass hin und wieder einer der Leute gefasst wird, die das Zeug an den Verbraucher bringen, und wenn sich ein solcher Kleinverteiler erst einmal in den Händen der Polizei befindet, besitzt der Boss keine Möglichkeit mehr, ihm den Mund zu schließen. In der Tat kann ein einziger singender Verteiler die ganze Organisation in Gefahr bringen. Ich glaube, alle Rauschgiftbosse haben darüber nachgedacht, wie sie dieses Risiko ausschalten könnten, und manche von ihnen haben zu komplizierten Methoden gegriffen, um die Kette, die vom Verkäufer einzelner Stücke über Zwischen- und Großhändler bis zum Boss führt, an einer Stelle zu unterbrechen. Gewöhnlich haben sie die Sicherung zwischen Großverteiler und Boss angebracht. Der Großhändler kennt nicht den Namen und das Gesicht des Mannes, der ihm die Ware liefert. Die Übergabe findet in der Dunkelheit statt. Auf diese Weise sichert sich zwar der Boss, aber er kennt seinerseits die Fäden der Organisation nicht, und wenn der Großverteiler auffliegt, verliert er schlagartig den ganzen Markt, sitzt auf seiner Ware und kann sie nicht zu Geld machen. Der Mann, der augenblicklich Harlem mit Gift versorgt, hat sich auf andere Weise gesichert. Wie er es gemacht hat, wird dir am besten klar, Jerry, wenn ich dir schildere, auf welche Weise ich abgeblitzt bin, als ich versuchte, selbst ein Rauschgifthändler zu werden. Dem ersten Burschen, der mir eine Zigarette andrehen wollte, sagte ich: Mir liegt nichts daran, das Zeug zu rauchen, aber ich weiß, dass gutes Geld damit verdient werden kann. Ich komme viel herum und könnte ’nen guten Absatz machen. Sprich mit deinem Chef, ob er mir das Zeug zum entsprechenden Preis überlässt. Natürlich versuchte der Mann erst, mir seine Zigaretten zu seinem Preis aufzuschwatzen, aber darauf ließ ich mich nicht ein. Ich sagte ihm, er solle mich nicht für ein Greenhorn halten. Wenn ich seinen Preis bezahlte, müsste ich meinen Kunden mindestens einen Dollar mehr pro Zigarette abnehmen. Sie würden rasch herausbekommen, dass der Stoff an anderen Stellen billiger zu haben sei, und ich würde die Käufer verlieren, die ich mühselig gewonnen hätte. Zwanzig oder mehr zum Großhandelspreis oder gar nicht. Auf eine kleine Provision für ihn würde es mir dabei nicht ankommen. Weißt du, was der Bursche darauf fragte? Er erkundigte sich, ob ich verheiratet wäre. Ich verneinte. Er blieb bei seinem Interesse für meine Familienverhältnisse, wollte wissen, ob ich ein Mädchen, Geschwister oder Eltern hätte. Na, die Eltern gestand ich ihm zu, sagte aber, sie lebten nicht in New York. Darauf zuckte er die Achseln und sagte: Dann beliefert dich der Chef nicht. Er nimmt nur Leute in die Organisation, die Angehörige haben. Warum?, fragte ich. Der Händler kniff ein Auge zu, hob die rechte Hand und krümmte den Zeigefinger, als feuere er eine Pistole ab. Aus diesem Grund, erklärte er lakonisch. Wenn einer von uns von den Bullen gefasst wird und er hält nicht den Mund, dann besorgen sie es der Frau, den Kindern oder den Eltern!«
    Nach Cools Worten lag für eine Minute lang tiefe Stille im Zimmer. Es war die Stille des Entsetzens. Cool brach sie.
    »Eine grausame, aber richtige Rechnung. So hart ist keiner von den Männern, dass er die eigene Familie in Gefahr brächte. Sie wissen, dass sie in jedem Fall verurteilt werden, wenn die Polizei sie beim Rauschgifthandel fasst. Warum also dann noch die Familie in Gefahr bringen, wenn man sie einfach dadurch schützen kann, dass man den Mund hält?«
    »Warum lassen sie dann nicht überhaupt die Finger von diesem dreckigen Geschäft?«, sagte ich wütend.
    »Viele mögen zugegriffen haben, weil sie die Chance, ein paar Dollar verdienen zu können, wahrnehmen wollten. Es gibt viele arme in Harlem, Jerry. Ein paar mögen es getan haben, weil sie arbeitsscheue Herumlungerer sind, aber Tenny und ich haben den Eindruck, dass die meisten Kleinverkäufer gezwungen worden sind, in das Marihuana-Geschäft

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