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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Hit in Harlem
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entlang, bis seine schmerzenden Lungen ihn zwangen, stehen zu bleiben. Er verkroch sich wie ein gehetztes Tier in die Dunkelheit einer Toreinfahrt und versuchte mit den Gedanken fertig zu werden, die seinen Kopf zu sprengen drohten.
    Sammys Familie, Lynbett mit Nachnamen, war erst vor zwei Jahren nach New York gekommen. Sie stammten aus einer kleinen Stadt im Staat Missouri, und sie waren von dort fortgezogen, als Sammys Vater zum vierten Mal verprügelt worden war. Vielleicht war das der Grund, warum Sammy nicht zur Polizei lief, um zu melden, was er gesehen hatte. Es war etwas Schreckliches an den Männern gewesen, die Mr. Nelson getötet hatten; etwas, was für einen farbigen Jungen schrecklicher war als alles andere.
    Nach einer halben Stunde hatte Sammy sich beruhigt, und er hatte beschlossen zu schweigen. Er faltete den Briefumschlag zweimal zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. Dann, sehr hastig, lief er nach Hause.
    ***
    Ich stand in Richard Nelsons Büro und sah auf die reglose Gestalt des grauhaarigen Mannes. Ein Gefühl der Erbitterung erfüllte mich.
    »Drei Kugeln«, sagte der Polizeiarzt. »Er war auf der Stelle tot.«
    In der Wäscherei, in die ich durch das Glasfenster sehen konnte, drängten sich die Mädchen zusammen wie eine Schar Hühner. Eine von ihnen war es gewesen, die den Ermordeten in dem Büro gefunden hatte, in dem immer noch das Licht brannte. Ihr Anruf hatte das nächste Polizeirevier alarmiert, und von dort aus hatte die Meldung des Mordes an Richard Nelson uns erreicht.
    Jetzt war es etwa neun Uhr morgens. Die Techniker der Mordkommission hatten ihre Arbeit beendet. Zwei Männer mit einer Bahre kamen herein, um den Erschossenen fortzutragen. Als er hinausgetragen wurde, nahmen die Cops ihre Mützen ab, und erst als sich die Türen des Leichenwagens hinter den sterblichen Überresten von Richard Nelson geschlossen hatten, setzten sie sie wieder auf.
    Lieutenant Walker, als Chef des zuständigen Reviers, stand neben mir und rückte seine Mütze zurecht.
    »Wenn wir herausbekommen, wem das gehört, dann haben wir seinen Mörder«, sagte er finster und zeigte auf einen Gegenstand, den vor einer Stunde ein Techniker der Kommission vom Boden auf genommen, sorgfältig in ein weißes Papier geschlagen und in den Koffer gelegt hatte, der zum Transport der Beweisstücke diente. Es war ein weißes Taschentuch, und ich hatte es in der Hand gehalten.
    »Wir kennen den Mann, dem es gehört«, antwortete ich. »Er hat eine Vorliebe für Monogramme. Großes L. großes A. - das bedeutet Lavel Addams. Er war der Sekretär des Vereins gute Nachbarschaft, und er verschwand vor ein paar Tagen; genauer gesagt, er verschwand in jener Nacht, als wir zum ersten Mal in Ihrem Revier waren, Lieutenant.«
    »Hat er etwas mit Marihuana zu tun?«
    »Wahrscheinlich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Richard Nelson so viel über Marihuana wusste, dass er deswegen erschossen werden musste. Na, wir wollen sehen, was wir herausbekommen können. Fangen wir mit dem Verhör der Mädchen an.«
    Nelsons Arbeiterinnen und Angestellte konnten uns alle nur das Gleiche sagen. Sie hatten den Wochenlohn aus der Hand ihres Chefs in Empfang genommen, und als sie die Wäscherei verlassen hatten, lebte Richard Nelson'noch. Auch das Ladengeschäft, in dem die schmutzige Wäsche angenommen und die fertige Wäsche an die Kunden ausgegeben wurde, schloss an den Lohnzahlungstagen früher, und die beiden Mädchen, die es betreuten, waren zusammen mit den anderen fortgegangen.
    »Der letzte, der den Betrieb verlässt, ist ein Boy«, sagte uns die Buchhalterin. »Er reinigt den Fußboden. Mr. Nelson hat ihn vor zwei Wochen eingestellt, mehr aus Mitleid als aus Notwendigkeit. Früher hat eines von den Mädchen diese Arbeit getan. Er heißt Sammy Lynbett, aber ich kann Ihnen nicht genau sagen, wo er wohnt.«
    Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie fortfuhr: »Nach dem Gesetz dürfen wir ihn nicht beschäftigen, weil er noch schulpflichtig ist. Wir führen ihn daher nicht in den Büchern.«
    »Halten Sie es für möglich, dass der Junge noch anwesend war, als…?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht. Gewöhnlich ist er gegen neun Uhr mit seiner Arbeit fertig. Wenn er vorher… dann müsste die Lohntüte des Jungen noch hier sein.«
    Die Lohntüte des Jungen fand sich nicht. Trotzdem wandte ich mich an Lieutenant Walker.
    »Bitte, versuchen Sie den Jungen zu finden. Ich glaube nicht, dass seine Aussagen von Bedeutung sind, aber wir

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