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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Hit in Harlem
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zu finden, der sie mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit durch Harlems Hauptstraßen fährt, aber wenn Sie eine Nachttour planen, so werden Sie vergeblich die doppelte und dreifache Taxe bieten. Niemand wird bereit sein, Sie in das Gebiet jenseits der 116. Straße zu kutschieren, seine Haut und die Unversehrtheit seines Wagens zu riskieren.
    In Wahrheit liegen die Dinge noch etwas anders. Ich bin überzeugt, daß achtundneunzig Prozent der Bewohner Harlems keinerlei Haßgefühle gegen Menschen irgendeiner anderen Hautfarbe hegen. Aber ein paar Burschen, deren Kehlköpfe viel besser entwickelt sind als ihre Charaktere, haben erkannt, daß es sehr nutzbringend sein kann, irgendwen zu hassen. Für einen Mann mit schwarzer Haut bieten sich die Weißen als Haßobjekt an, denn sie haben den amerikanischen Negern genug angetan, und im Süden der Staaten hören sie noch nicht damit auf. Kein Wunder also, daß in Harlem immer neue Demagogen aufstehen und den Bewohnern des Viertels einzuhämmem versuchen, sie müßten die Weißen hassen, wie die Weißen sie hassen. Von der Demagogie zum Terror ist es nur ein Schritt. Es kommt heute in Harlem nicht selten vor, daß Leute, die anderer Meinung sind als die Anführer der Anti-Weiß-Bewegung, von den eigenen Landsleuten zusammengeschlagen werden, genauso wie die weißen Rassenfanatiker in den Südstaaten einen Weißen, der die Farbigen so behandelt, wie es die Verfassung vorschreibt, noch schneller in ein Krankenhaus zu befördern verstehen als einen Neger. Ich glaube, daß beide, der weiße und der schwarze Rassenfanatiker, spüren, daß für ihre Pläne die vernünftigen Männer und Frauen der eigenen Hautfarbe gefährlicher sind als der angebliche Gegner. Sie wollen nicht, daß der Haß erlischt, denn für sie bedeutet Haß die Grundlage ihrer Macht, und Macht heißt in vielen Fällen dasselbe wie Geschäft.
    Warum ich Ihnen von unseren Sorgen erzähle? Nun, ich. bin Amerikaner, und ich habe in der Schule unsere Verfassung gelernt, in der festgelegt ist, daß alle amerikanischen Bürger vor dem Gesetz gleich sind, daß sie die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten haben. Ich bin dagegen, daß man Menschen unterschiedlich behandelt, weil sie zufällig etwas dunkler oder heller geraten sind.
    Der andere Grund für die Vorrede aber ist, daß Sie die Schwierigkeiten jener Aufgabe verstehen, die ich meinen Harlem-Job nenne.
    ***
    Es begann damit, dass mich der Chef des FBI-Distrikt New York an einem schönen Montagmorgen in sein Büro rufen ließ. Außer Mr. High befanden sich noch vier Personen im Raum. Einer davon war Phil Decker, mein Freund. Die drei anderen kannte ich nicht. Es handelte sich um einen Weißen und zwei Farbige.
    Mr. High stellte mich vor und nannte die Namen unserer Besucher. Der Weiße hieß James Hoggardt. Er war ein magerer, großer Mann mit einer dicken Hornbrille auf der spitzen Nase. Die beiden Farbigen hießen Richard Nelson und Lavel Addams.
    Mr. Nelson war ein mittelgroßer Mann mit eisgrauem Kopf und einem gutmütigen Gesicht. Er trug einen leichten grauen Anzug, lächelte von einem zum anderen und fächelte sich ständig mit einem Taschentuch Luft zu.
    Lavel Addams war schätzungsweise zwanzig Jahre jünger als Nelson. Er mochte dreißig Jahre alt sein. Auch er trug eine Brille. Sein dunkles Gesicht war sdharf geschnitten, und seine Mundwinkel zuckten nervös. Er trug einen tadellosen blauen Anzug und ein blütenweißes Hemd, dessen Manschetten korrekt einen Zoll unter den Jackenärmeln vorsahen.
    Ich setzte mich, und der Chef sagte: »Mr. Hoggardt und Mr. Nelson sind die Vorsitzenden des Vereins: Gute Nachbarschaft. Mr. Addams ist der Sekretär.«
    Bei uns in den Staaten wachsen die Vereine und die Klubs wild. Die meisten dienen irgendeinem karitativen Zweck.
    Von der Guten Nachbarschaft hatte ich noch nichts gehört, und ich wusste nicht, ob der Verein groß oder klein, wichtig oder unwichtig war.
    Der Chef wandte sich an Mr. Hoggardt.
    »Vielleicht informieren Sie unsere Leute über die Ziele Ihres Unternehmens, damit sie sich ein Bild machen können.«
    James Hoggardt legte sofort los. Ein bisschen hörte es sich an wie eine Rede für eine Wahlversammlung.
    »Ich bin Geschäftsmann in der 116th Street, unmittelbar an der Grenze von Harlem. Mein Freund Richard Nelson wohnt zwei Straßen weiter, auch an der Grenze, aber auf der anderen Seite. Immer wieder kommt es in diesem Gebiet zu Übergriffen, zu Streitereien, die das Geschäftsleben und

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