0185 - Unser Hit in Harlem
den Bürgersinn unserer Stadt schädigen. Nelson und ich haben den Verein Gute Nachbarschaft gegründet, um das Verständnis der Weißen und der Farbigen füreinander zu fördern. Wir wollen, dass die Rassendiskriminierung von beiden Seiten aufhört. Wir wollen, dass jedem Bürger in diesem Land keinerlei Beschränkungen aufgelegt werden. Wir kämpfen dafür, dass die Weißen sich ungefährdet nach Harlem begeben können und die Farbigen sich nirgendwo in New York mehr anpöbeln zu lassen brauchen. Wir…«
»Verzeihung«, unterbrach ich. »Wie viel Mitglieder zählt ihr Verein?«
»Etwa neuntausend.«
Das war mehr, als ich erwartet hatte.
»Zahlen die Mitglieder einen Beitrag?«
»Das ist freiwillig.«
»Haben Sie mit Ihren Bemühungen Erfolg? Soweit ich aus den Zeitungen informiert bin, haben sich die Verhältnisse in Harlem gerade in letzter Zeit zugespitzt.«
»Das ist es, warum wir zu Ihnen gekommen sind«, sagte James Hoggardt, aber bevor er fortfahren konnte, unterbrach ihn Mr. High: »Die Präsidenten des Vereins Gute Nachbarschaft Mr. Hoggardt und Mr. Nelson, führen Klage darüber, dass Ihre Vereinigung an der freien Betätigung gehindert wird. Da das Recht auf freie Meinungsäußerung in der Verfassung verankert ist, und damit zur Bundesgesetzgebung gehört, sind sie von den örtlichen Polizeidienststellen an das FBI verwiesen worden.«
»In welcher Form wurden Sie behindert?«
Hoggardt wies mit einer großen Gebärde, als stünde er auf einem Rednerpult, auf einen Haufen schmutziger Papierfetzen, die auf Mr. Highs Schreibtisch lagen.
Ich sah mir den Kram an. Es waren rund zwei Dutzend beschriebene Papiere, teils auf Briefpapier, teils auf Zeitungsrändern und auf sonst wo abgerissenen Stücken. Die Texte waren mit der Schreibmaschine, aber auch mit der Hand in Druckbuchstaben geschrieben. In einem Fall war der Text mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben zusammengesetzt worden. Den Empfängern wurden in den Schreiben unangenehme Dinge in großer Auswahl versprochen. Im kürzesten Schrieb wurde knapp geraten:
Bestellt Euch rechtzeitig Eure Särge!
Hingegen enthielt das längste Schreiben eine genaue Aufzählung aller körperlichen Beschädigungen, die vom Schreiber dem Empfänger zugedacht waren.
Während ich mir die Sammlung zu Gemüte führte, warteten unsere Besucher schweigend. Der gemütliche Mr. Nelson vertauschte das weiße Tuch mit einer Zigarre, während Lavel Addams nervös Zigaretten rauchte. James Hoggardt sah unbeteiligt geradeaus.
Ich schob die Drohbriefe zusammen.
»Wann erhielten Sie den letzten Schrieb?«, erkundigte ich mich.
Dieses Mal antwortete Richard Nelson: »Vor etwa vier Wochen.«
Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Warum sind Sie nicht früher gekommen?«
Hoggardt wiederholte die für ihn charakteristische Armbewegung.
»Männer, die sich um öffentliche Angelegenheiten kümmern«, sagte er, »messen solchen Schmierereien keine Bedeutung bei. Ich bin überzeugt, dass fast jeder Politiker schon solche Drohbriefe erhalten hat. Auch wir hätten diese Schreiben ignoriert, wenn…«
»… wenn ihnen nicht die Taten gefolgt wären«, ergänzte der Sekretär Addams.
»Welche Taten?«
Statt einer Antwort reichte Mr. High mir einen Bogen von seinem Schreibtisch. Es war ein Briefbogen des Vereins Gute Nachbarschaft. Der gedruckte Kopf lautete:
Gute Nachbarschaft. Präsidenten James Hoggardt, Richard Nelson. Verein für die Beendigung der Rassendiskriminierung.
Darunter stand rot: Werde Mitglied! Verwirkliche die Verfassung der Vereinigten Staaten!
Freilich, was dann folgte, hatte mit guter Nachbarschaft nichts mehr zu tun: der Bogen enthielt, mit der Schreibmaschine geschrieben, sorgfältig nummeriert und mit Datum und Uhrzeit versehen, einundzwanzig Fälle von Übergriffen, denen in den letzten drei Wochen Mitglieder des Vereins zum Opfer gefallen waren. Die Skala reichte von eingeworfenen Fensterscheiben, umgestürzten Wagen, beschmierten Hauswänden bis zu zwei Fällen von schwerer Körperverletzung.
»Ich glaube nicht, dass diese Liste vollständig ist«, sagte Mr. Nelson, während ich die Aufstellung las.
»Eine ganze Anzahl von Mitgliedern unserer Vereinigung haben Belästigungen vermutlich nicht gemeldet. Aus Furcht«, setzte er hinzu.
»Wie viele von den Opfern sind Farbige?«, wollte ich wissen.
»Alle«, antwortete Nelson.
»Die weißen Mitglieder des Klubs wurden nicht belästigt?«
»Nein«, sagte Hoggardt, und Nelson setzte hinzu: »Wir
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