0186 - Die Hypno-Kugel
treten sah. Sein Blick wurde starr. Der Kellbaß spähte nach allen Seiten. Zögernd kam er näher. Die Orgeen-früchte schienen wie ein Magnet auf ihn zu wirken. In schillernden Farben schaukelten sie im Wind. Drei kleine weiße Wolken zogen am blauen Himmel entlang. Der Kellbaß schien mit den Millionen Blumen der weiten Ebene allein zu sein. Aber seine Angst vor dem Waldrand war unverkennbar. Immer wieder suchte sein Blick die nähere Umgebung rechts und links der Orgeenbäume ab. Cuduh wurde nicht mehr von der Sonne beschienen. Er war wieder am ganzen Körper so dunkel wie der Schatten, auch die Augen waren dunkel.
Jetzt griff der Kellbaß nach einer Frucht, die am tiefsten hing.
Cuduh rührte sich nicht. Es war noch zu früh, um zu springen. Der Kellbaß mußte erst einmal Tintor getrunken haben. Die Flüssigkeit rief, kaum getrunken, einen schnell einsetzenden Rausch hervor, der die Reaktionsfähigkeit lähmte. Der riesige Kellbaß trank. Die Frucht war überreif. Der Tintorsaft war nach allen Seiten gespritzt, als die Kugelschale unter seinem Biß platzte. Aber die größte Menge Flüssigkeit fing der Trinker auf. Wie eine Hülle, die aufgeblasen und danach beschädigt worden war, fiel die Orgeenfrucht zusammen. Der Kellbaß ließ sie fallen und griff unsicher nach der nächsten.Schon zeigte sich an ihm die berauschende Wirkung des Tintors. Da sprang Cuduh. Er flog wie ein Geschoß auf den Kellbaß zu. Der ahnte nicht die Gefahr. Er zerrte an der zweiten Frucht, die noch fest mit dem Ast verbunden war. Schon landete Cuduh auf seinem Rücken. Unter der Wucht des Aufsprungs riß es den Kellbaß zu Boden. Der stieß nicht einmal einen Schrei aus, kam zu keiner Abwehrbewegung mehr. Der Rausch hatte ihn gelähmt. Noch im Aufprallen saugte sich Cuduh an dem Kellbaß fest. Seine Kanülen stießen zu. Er spürte nichts von dem gewaltigen Aufprall. Die Sperren seiner fünf Vakuumorgane sprangen auf. Über kurze Leiter waren sie mit den Kanülen verbunden, diese steckten an mehr als dreißig Stellen in den Hauptschlagadern des Kellbaß. Cuduh raubte ihm das Blut.
Über die Kanülen und Blutleiter strömte es in die Vakuumorgane.
Der Atem des Kellbaß wurde flacher; Cuduhs Vakuumorgane füllten sich mehr und mehr mit fremdem Blut. Jetzt schloß der Kellbaß die Augen, und sein Kopf fiel kraftlos zur Seite. In diesem Moment waren Cuduhs fünf Organe prall gefüllt. Die organischen Sperren schlossen sich wieder und verhinderten einen Blutabfluß.
Die Saugkraft ließ nach. Cuduh trennte sich von dem Kellbaß.
Er erhob sich und blieb neben ihm stehen.Seine Jagd war zu Ende.
Jetzt war er wieder Cuduh, der Freund aller Kellbaß.
Länger als jemals zuvor mußte er warten, bis der Kellbaß die Augen wieder aufschlug, ihn anblickte und allmählich begriff, was geschehen war.In seinem Blick lag keine Furcht, nur unbeschreibliche Müdigkeit. Mehrfach versuchte er sich aufzurichten. Als er endlich stand, zitterte er vor Schwäche am ganzen Leib. Wie ein Betrunkener torkelte er langsam dem Waldrand zu.Cuduh sah ihm nach, bis er zwischen den Stämmen verschwunden war. Dann erst ging auch er.Er wollte nach Hause.
Sein Äußeres war jetzt nicht sonnenklar, obwohl er von der Sonne beschienen wurde. Die Fähigkeit zur Mimikry war mit dem Ende der Jagd verlorengegangen. Er wußte jetzt auch wieder, was Gut und Böse war; er kannte Ungeduld, Jähzorn, Freude und Überraschung.
Er konnte wieder normal empfinden. Seine Sinne waren zurückgeschaltet worden. Er war wieder Cuduh, der Freund aller - nicht mehr der Vampir. Kurz bevor er den Wald erreichte, vernahm er ein Geräusch, wie er es noch nie gehört hatte.
Blitzschnell drehte Cuduh sich um. Was er über der Ebene sah, hatte er noch nie gesehen! War es das, wovon die anderen in der letzten Zeit schon mehrfach erzählt hatten?
Er empfand keine Furcht, wenngleich er sich nicht sagen konnte, was er beobachtete. So etwas gab es bisher auf seiner Welt nicht.
Die Vorsicht zwang ihn, den Waldrand aufzusuchen. Langsam ging er, rückwärts schreitend, darauf zu. Das Unbekannte kam immer näher, viel schneller als er laufen konnte, und es machte viel Lärm dabei. Da packte ihn die Angst, und er floh in den Wald.
Sie saßen in den Bäumen. Mit ihren sechs Beinen, die an den Füßen zum Greifen ausgebildet waren, umklammerten sie die dicken Äste, auf denen sie bewegungslos hockten. Sie spähten zum Boden, der tief unter ihnen lag. Um sie herum herrschte jenes Halbdunkel eines
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