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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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ausrechnen, wie weit er gehen würde. Nun, wenn er selbst mit dem elektrischen Stuhl rechnete, dann mußten wir uns auf alles gefaßt machen.
    »Es hat schon Mörder gegeben, die begnadigt wurden«, sagte ich langsam. »Aber es hat noch keinen dreifachen Mörder gegeben, der begnadigt wurde. Schon gar nicht, wenn unter seinen Opfern zwei Kriminalbeamte waren.«
    »Halt’s Maul!« fauchte Gosser hinter mir. »Glaubst du, ich laß mich von dir beschwatzen?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Entweder von meinen Fäusten oder von einem Revolver. Wenn’s soweit ist, werde ich es Ihnen sagen, Gosser.«
    Ich konnte mir ein großes Wort erlauben, solange wir noch im Hotel waren. Da das Office des Sheriffs schräg gegenüber lag, würde Gosser es nicht riskieren, in letzter Minute durch den Lärm eines Schusses den Sheriff herbeizurufen.
    Die Tür ging auf, und Chackson steckte den Kopf herein: »Ich habe unsere Koffer schon im Hof, Boß!«
    »Gut. Nimm deine Kanone und den G-man! Haily, du übernimmst den Wirt!«
    »Okay, Boß!«
    Während Chackson Phil vor sich herschob, löste Haily die Fußfesseln des Wirts und stellte ihn auf die Beine. Gosser dirigierte mich hinaus. Im Höf stand ein schwarzer Cadillac, der einige Jahre alt war. Mit einiger Wahrscheinlichkeit durfte man annehmen, daß es Nortons Wagen war.
    »Die beiden G-men müssen auseinander!« befahl Gosser. »Chackson, du läßt Greene vorn in die Mitte! Jails, Sie rutschen hinten auf die rechte Seite! Los! Haily, du setzt dich hinten in die Mitte. Der Wirt kommt links! Tempo, Leute, Tempo!«
    Wir kletterten in der Reihenfolge hinein, wie Gosser befohlen hatte. Ich drückte mich ganz hinten auf die rechte Seite, so daß ich genau hinter Chackson saß. Ein Cadillac ist ein Schlitten, in dem man selbst zu dritt nebeneinander noch recht bequem sitzen kann.
    Gosser übernahm selbst das Steuer. Als der Wagen schon gestartet war, fiel ihm etwas ein. Er drehte den Zündschlüssel, so daß der Motor wieder erstarb und sagte: »Chackson, geh noch mal rein! Mach das Licht überall aus, und schließ die Eingangstür ab! Der Schlüssel liegt im Fach unter dem Empfangstisch, das habe ich zufällig gesehen. Beeil dich!«
    Chackson gehorchte. Haily hockte links von mir und zündete sich eine Zigarette an. Hatten sie vergessen, daß meine Hände nicht gefesselt waren? Ich peilte nach vorn.
    Gosser schien nach hinten zu blicken. Wenn ich mich in der Dunkelheit nicht täuschte, hielt er wieder seine Pistole in der Hand.
    »Haily!« sagte er barsch.
    »Ja?«
    »Hast du ihm schon die Hände gefesselt?«
    »Donnerwetter, ich…«
    »Hast du vergessen, daß du einen G-man neben dir hast? Ich möchte wissen, wann du mal deinen Verstand gebrauchen wirst!«
    Gosser fügte noch ein paar wenig schmeichelhafte Kosenamen hinzu. Haily fummelte aufgeregt an meiner Krawatte herum. Damit er mich nicht erwürgte, half ich ihm. Gosser hatte die Innenbeleuchtung eingeschaltet, und Haily band mir die Hände. Sehr geschickt stellte er sich dabei nicht an.
    Als er meine Gelenke zusammengeschnürt hatte, kam Chackson zurück. Er kletterte in den Wagen. Gosser hielt eine kurze Ansprache an seine Genossen. Wachsamkeit und ähnliche Dinge legte er ihnen wärmstens ans Herz. Natürlich schworen sie ihm größte Aufmerksamkeit.
    Nachdem er das Innenlicht ausgeschaltet hatte, startete er den Wagen wieder und rollte langsam auf das Hoftor zu. Chackson mußte aussteigen, das Tor aufziehen und hinter uns wieder schließen. Danach ging es endgültig ab. Schon nach zwei Minuten hatten wir die letzten Lichter des Dorfes hinter uns.
    Eine Krawatte ist alles andere als eine völlig sichere Fessel. Ich begann, Fingerübungen zu machen. Als sie mir die Gelenke zusammenbanden, hatte ich die Arme absichtlich fast kreuzweise hingehalten. Das ermöglichte mir jetzt, mit den Fingern der einen Hand auf den Rücken der anderen zu tasten.
    Ich brauchte etwa zehn Minuten, bis ich wußte, wo der Knoten saß und wo das freie Ende war. Haily hatte noch nichts gemerkt.
    Nach einer Weile gähnte ich das erste Mal, nicht sehr lange, aber herzlich. Sie nahmen keine Notiz davon. Nach ungefähr fünf Minuten wiederholte ich es ein bißchen länger.
    Sie schwiegen. Ich rutschte ganz nach rechts in den Winkel und schob mich ein paarmal hin und her. Dabei sagte ich: »Vergessen Sie nicht, mich zu wecken, Gosser, wenn Sie mich erschießen wollen! Ich habe so was noch nie mitgemacht und möchte es nicht verschlafen.«
    Mit diesen Worten drehte

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