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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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nicht so vernachlässigt gewirkt hätte. Ihre Bewegungen waren herausfordernd. Man konnte sehen, daß sie es darauf anlegte, Eindruck auf Männer zu machen. Als aber einer sie dämlich anquatschte, drehte sie ihm einfach den Rücken.
    »Sie spielt eine Rolle«, knurrte der Doktor, »ich kenne das. Sie reagiert den durch ihre Krankheit bedingten Minderwertigkeitskomplex durch aufreizendes Benehmen ab. Sie tut nur so.«
    Nachdem sie die Dimes losgeworden war, kam sie zurück, blickte zögernd auf das Brandyglas, und dann ergriff sie es mit einer Handbewegung, der man die Anstrengung anmerkte. Sie stürzte den Inhalt hinunter und stellte das Glas so hart auf den Tisch, daß der Fuß abbrach.
    Die Röte der Verlegenheit stieg ihr ins Gesicht, aber Dr. Baker legte seine Hand auf die des Mädchens.
    »Sie brauchen sich nicht zu schämen. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich Arzt bin. Ich weiß genau, was Ihnen fehlt.«
    »Mir fehlt gar nichts«, protestierte sie. »Ich habe nur einen nervösen Tick. Wenn ich meine Behandlung durchhalte, werde ich geheilt. Wenn nicht…«
    Sie zuckte die Schultern. »Dann gehe ich eben vor die Hunde. Dr. Dalton hat mir das klar gemacht.«
    »Dr. Dalton?« Baker zog die Brauen zusammen. »Den Namen habe ich noch nie gehört. Was für ein Arzt ist das denn?«
    »Er heißt gar nicht so. Er heißt ganz anders«, behauptete sie plötzlich. »Ich habe das nur so dahingesagt.«
    Es war uns allen klar, daß das Mädchen log, aber welchen Grund konnte sie dafür haben?
    Baker meinte gleichmütig:
    »Na, schön, dann heißt er eben anders! Aber was für eine Behandlung wendet er denn an? Das dürfen Sie mir doch wohl sagen?«
    »Nein, das darf ich nicht. Er hat es mir verboten. Alles, was er tut, und auch sein Name muß ein Geheimnis bleiben. Die Bedingung hat er gestellt. Er hat mir gesagt…« Ihr Gesicht wurde plötzlich starr und abweisend.
    »Was hat er gesagt?«
    »Nichts.«
    Und dann brach sie plötzlich zusammen. Sie legte das Gesicht auf die Unterarme und schluchzte.
    Vorsichtig blickte ich mich um. Das Lokal war noch leer, und keiner achtete auf uns. Der Doktor wechselte seinen Platz. Er saß jetzt neben dem Mädchen.
    »Sie müssen sich nicht auf regen, Kleine. Ich will Sie auch nicht drängen, aber finden Sie es nicht merkwürdig, wenn ein Arzt, der Sie behandelt, Ihnen verbietet, seinen Namen zu nennen?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Da stimmt doch was nicht«, flüsterte mein Freund mir zu, und das genau war meine Ansicht.
    »Haben Sie denn keine Eltern oder Verwandte, die sich um Sie kümmern?« fragte Baker.
    »Doch, meinen Vater, aber der war es ja, der mich in Behandlung gegeben hat. Eigentlich war er es nicht. Er ging mit mir zu einer Beratungstelle in der City Hall, und dort wurde alles erledigt.«
    »Wissen Sie, bei wem Sie da waren?«
    »Nein, es war irgendeine ältere Damt, die mich in das Heim einwies und auch für die Behandlung sorgte.«
    »Und wie kam Ihr Vater dazu, das zu veranlassen?«
    »Er wollte mich los sein«, sagte sie ganz ruhig. »Seit meine Mutter vor ein paar Jahren starb, hatte er eine Freundin, die selbst drei Kinder hat, und da bin ich ihm im Wege.«
    »Herrliche Zustände«, sagte Phil leise. »Dem Kerl sollte man das Fell über die Ohren ziehen.«
    Ich hätte die Kleine gern weiter ausgefragt, aber der Doktor winkte ab. Wir blieben bis halb elf, und ich beobachtete, daß sie ruhiger wurde, je mehr sie trank.
    Um halb elf verabschiedete sie sich, und wir gingen noch ein Stück mit, weil wir gemerkt hatten, daß einige der zuletzt gekommenen Gäste Miene machten, ihr zu folgen.
    Dann verzogen wir uns in gesittetere Gegenden und nahmen noch einen letzten Drink vor dem Schlafengehen.
    »Ich möchte dem armen Ding so gern helfen«, meinte Phil. »Ich überlege mir nur, wie man das anfangen kann. Es liegt wirklich kein Grund vor, aus dem wir uns oder auch nur die von der Stadtpolizei sich einmischen könnten. Im Gegenteil: wenn wir die Herrschaften in Center Street alarmieren, weiß ich genau, was passiert. Das Mädchen wird aufgegriffen und kommt in eine der sogenannten wohltätigen Anstalten, wo sie nur noch tiefer sinken wird.«
    »Ich werde das anders machen, ich werde nachsehen, wer dieser Dr. Dalton ist und ihn zur Rede stellen«, sagte Baker. »Wenn er versucht, sich hinter seiner Schweigepflicht zu verschanzen, so drohe ich ihm mit einer richterlichen Verfügung.«
    Das schien auch Phil und mir der einzig gangbare Weg zu sein. Wir trennten uns und gingen

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