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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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Brille und ausgedehnter Glatze. Ich hätte ihn für einen kleinen Buchhalter, bestenfalls für einen Bürovorsteher gehalten.
    Dr. Dalton setzte sich und schlug die Beine übereinander.
    »Well?« brummte er, was wohl bedeuten sollte: sag’ dein Sprüchlein und verzieh’ dich!
    Ich ignorierte das. Da er ja bestimmt wußte, wer ich war, wurde ich dienstlich.
    »Es dürfte Ihnen bekannt sein, Dr. Dalton, daß eine Ihrer Patientinnen heute nacht Selbstmord verübt hat. Es dürfte Ihnen ferner bekannt sein, daß eine zweite, Miß Nell Poulter, sich in einem Zustand befindet, der das gleiche befürchten läßt. Ich sage Ihnen das, damit Sie sich darüber klar sind, daß Sie in diesem Fall wegen fahrlässiger Tötung belangt werden könnten.«
    Dalton lächelte überheblich und mokant. Nur das Wippen seiner linken Fußspitze verriet, daß er nervös war.
    »Sie befinden sich in einem grundlegendem Irrtum«, dozierte er. »Das Mädchen, das mir vom Vater im Einverständnis mit der Pflegebehörde anvertraut wurde, leidet zweifellos an dem, was ich mit einem nervlichen Tick bezeichnen möchte. Vor allem jedoch ist sie verwahrlost, kurz das, was man ein gefährdetes Mädchen nennt. Sie trinkt und treibt sich herum.«
    »Und was tun Sie dagegen, Herr Doktor?«
    »Darüber bin ich Ihnen zwar keine Rechenschaft schuldig, aber ich will versuchen, es Ihnen zu erklären, soweit ich das einem krassen Laien erklären kann. Meine Therapie ist die Ihnen sicher bekannte Methode, verschüttete Erinnerungen hervorzuholen. Darüber hinaus zwinge ich sie, mir alles, auch das Schlimmste, zu erzählen. Nur dadurch, daß sie erkennt, was sie getan hat und zu tun im Begriff ist, kann ich sie auf den Weg der Besserung bringen.«
    »Und wie lange wenden Sie diese Therapie schon an, Herr Doktor?«
    »Seit genau acht Wochen.«
    »Und wie lange wird es noch dauern, bis Sie Nell Poulter so weit gebracht haben, daß sie ebenfalls in den Hudson springt oder sich auf andere Weise das Leben nimmt?« fragte ich eisig.
    Ich hätte das eigentlich nicht tun dürfen und nicht tun sollen, aber ich war wütend. Was dieser Kerl da anstellte, war für meine Begriffe eine sadistische Quälerei. Den Erfolg hatte ich ja gestern gesehen.
    »Ich verbitte mir Ihre Beleidigungen!« entgegnete er scharf. »Ich sagte Ihnen schon, daß Sie als krasser Laie von alldem' nichts verstehen. Jedenfalls weigere ich mich, Ihnen irgendeine Auskunft zu geben. Ich werde mich bei meiner Vorgesetzten Dienststelle über Sie beschweren.«
    »Tun Sie das ruhig, mein Lieber. Ich werde mich nicht beschweren, aber ich werde Ihnen auf diö Finger sehen, worauf Sie sich verlassen können!«
    ***
    Es klopfte. Die Negerin trat ein und sagte:
    »Mr. Poulter ist soeben gekommen.«
    »Das ist ein wunderbarer Zufall«, meinte Dalton. »Da können Sie sofort sehen, wie der eigene Vater über meine Behandlungsmethode denkt.«
    Nells Vater sah ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er war dunkelblond, vielleicht vierzig Jahre alt, sehr gut angezogen und hatte eines jener Gesichter, die auf Frauen Eindruck machen.
    »Bitte, kommen Sie herein, Mr. Poulter. Ich habe gerade Ihrer Tochter wegen hohen Besuch. Dies ist Mr. Cotton vom FBI, der sich sehr stark für Nell interessiert.«
    Er brachte das in einer Tonart heraus, die mich reizte, ihm ins Gesicht zu schlagen. Aber ich zog es vor, mich nicht aufzuregen, sondern lieber zu beobachten.
    »Was ist mit Nell? Hat das schlechte Stück wieder was ausgefressen?« fragte Poulter, sich um einen bekümmerten Gesichtsausdruck bemühend.
    »Da muß ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben«, grinste der Doktor unverschämt. »Mr. Cotton ist ein G.-man und hat deshalb immer recht. Methoden und Moral dieser Herren sind uns jedoch zur Genüge bekannt.«
    Ich ließ ihn reden und wandte mich an Poulter.
    »Haben Sie tatsächlich veranlaßt, daß Ihre Tochter im Wohnheim der Heilsarmee lebt?«
    »Ja. Ich konnte ihrer zu Hause nicht mehr Herr werden. Sie bummelte die Nächte durch und vernachlässigte aufs gröblichste ihre Pflichten. Es blieb mir gar nichts anderes übrig.«
    »Und aus demselben Grund gaben Sie sie auch hier in Behandlung?«
    »Selbstverständlich! Dr. Dalton ist ihre letzte Rettung. Wenn seine Behandlung nichts nutzt, oder wenn sie ausbricht, verkommt sie total, und ich«, er sah mir frech ins Gesicht »werde keinen Finger für sie rühren.«
    »Was Sie auch jetzt schon nicht mehr tun«, höhnte ich.
    Wir warfen uns noch einige Minuten lang

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