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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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und ich die Bars und Kneipen von Greenwich Village, des East End, des Polen-, Tschechen-, Italiener,- Portorikaner- und sogar des Chinesenviertels ab. Wir trugen die Bilder Dr. Daltons, Poulters und Macombs in der Tasche.
    Es war zwei Uhr morgens, als wir bei Han Sing Lo in Mottstreet vor Anker gingen. Wir waren abgekämpft und hundemüde. Rein mechanisch präsentierte ich dem schlitzäugigen Kellner die schon so oft hervorgeholten Fotos. Zu meiner maßlosen Überraschung grinste er und deutete mit seinem nikotingebräunten Zeigefinger auf das Konterfei des Dr. Dalton.
    »Mistel kennen, Mistel oft kommen hielhel mit Missis.«
    »Was für eine Missis?« fragte ich und zückte einen Dollar.
    , »Weiß nicht. Vielleicht Flau, vielleicht Muttel. Weiß nicht.«
    Dem Kauderwelsch hatten wir entnommen, daß Dalton mit einer weiblichen Person, die sowohl seine Frau als auch seine Mutter hätte sein können, öfters hiergewesen war. Da wir aus dem Chinesen nicht mehr herausholen konnten, knöpften wir uns seinen Boß vor.
    Mr. Han erschien und machte einen tiefen Bückling. Als er die blaugoldenen Sterne gesehen hatte, die wir diskret in der Handfläche schaukelten, machte er einen zweiten, noch tieferen Bückling, .und es bedurfte einiger Überredungskünste, um ihn zum Niedersitzen zu veranlassen.
    Wir baten ihn, sich das Foto anzusehen, aber er konnte sich nicht erinnern. Dann gab es ein langes Palaver in Grunz- und Gurgellauten mit dem Kellner, und wir erfuhren, daß Dr. Dalton jede Woche ein- bis zweimal mit der betreffenden Dame hiergewesen war und sich in einen der separaten Eßräume zurückgezogen hatte.
    Zuerst glaubten wir, es handele sich um Mrs. Ronald, aber das konnte nicht stimmen. Auch diese Frau wurde uns als grauhaarig beschrieben, doch sie trug ihr Haar in einer dauergewellten Frisur und hatte es bläulich getönt. Außerdem war sie angeblich sehr elegant gewesen. Wieder mal machten wir dumme Gesichter.
    Plötzlich schien der Kellner einen Geistesblitz zu haben.
    Er stieß ein paar hastige Worte heraus und rannte fort. Drei Minuten später war er wieder da und schleppte einen Landsmann mit, der die japanische Imitation einer Leica am Riemen über der Schulter trug.
    Wieder gab es ein großes Geschrei, und ich mußte Daltons Bild noch mal vorzeigen. Der Hausfotograf grinste, nickte, redete und hielt zum Schluß die Hand auf.
    Ich beschloß, großzügig zu sein, und gab ihm eine Fünf-Dollar-Note, die ihn zu endlosen Dankesbezeugungen und dann zu größter Eile veranlaßte.
    »Er hat nur noch das Negativ, aber er wird sofort einen Abzug machen«, erklärte Mr. Han und bestellte eine Lage »High balls on the house«.
    Um halb drei hatten wir bereits den dritten Drink in diesem Laden und mindestens den zwanzigsten — pro Nase überhaupt im Bauch, und ich wartete schon auf den Augenblick, in dem ich Affen, Kater und weiße Mäuse sehen würde.
    Da kam unser Fotograf triumphierend zurück, schon von weitem ein Bild schwenkend. Es zeigte einen Tisch mit den Resten einer chinesischen Mahlzeit und einer halbgeleerten Flasche französischen Champagners.
    An diesem Tisch saß Dr. Dalton und bei ihm eine vielleicht fünfzigjährige Frau, sehr elegant und sehr gut aufgemacht.
    Das Lächeln der beiden ließ darauf schließen, daß sie einander recht sympathisch waren und außerdem schon einiges getrunken haben mußten.
    Vorsichtshalber bestellte ich für den nächsten Tag noch drei Abzüge, und dann schoben wir los.
    Soweit wir überhaupt noch klar denken konnten, zerbrachen wir uns den Kopf darüber, wer die elegante Unbekannte wohl sein konnte.
    In Voraussicht der Dinge, die da kommen würden und ja auch gekommen waren, hatte ich den Jaguar zu Hause gelassen. Wir nahmen also ein Taxi und gaben dem Fahrer Phils Adresse. Aber wir kamen leider nicht an »Jimmys Bar« vorbei. Wir kippten noch einen allerletzten, und um vier Uhr fünfzehn lag ich im Bett und war im Nu eingeschlafen.
    ***
    Fünf Stunden später schrillte das Telefon. Ich hätte es am liebsten mit einem Hammer bearbeitet. Wie ein Vollmatrose fluchend, angelte ich nach dem Hörer und meldete mich.
    »Cotton. Wer dort?«
    Es war mein Kollege Basten.
    »Bist du aufnahmefähig, Jerry?« fragte er heiser.
    »So halbwegs. Es kommt darauf an, was du hast.«
    »Eine unvorstellbare Schweinerei. Soeben ruft die Stadtpolizei an. Die Eltern der Daisy Hendrick wären heute nacht um ein Haar einem Brand zum Opfer gefallen, der ihr Häuschen in Boston bis auf die

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