0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht
brauchst Dir keine Sorgen zu machen. Ich bringe Dich selbst nach Hause, und da wird die Alte wohl den Mund halten. Passe auf unsere kleine Freundin auf. Ich traue ihr nicht mehr ganz. Sorge dafür, daß sie genug bekommt, um nicht zu sehr nachdenken zu können. Inzwischen auf Wiedersehen heute abend —Dein James.«
Wenn dieser Brief von Dalton stammte, konnte er ihm unter Umständen das Genick brechen. Leider war er mit der Maschine getippt, und die Unterschrift war in so steifen Buchstaben geschrieben, als habe der Schreiber vermeiden wollen, daran erkannt zu werden.
Trotzdem machte ich einen Versuch und schickte den Brief zur Fingerabdruckabteilung. Es war ein Fehlschlag und doch wieder nicht.
Man fand die Spuren des Mädchens und meine eigenen. Der Schreiber hatte dafür gesorgt, daß er keine Spuren hinterließ. Also hatte er kein reines Gewissen.
Ich hielt es für an der Zeit, Crosswing reinen Wein einzuschenken. Phil war der gleichen Ansicht, und so machten wir uns auf den Weg.
Wir sagten dem Leutnant alles, was wir wußten, was das Mädchen uns erzählt hatte und was wir daraus schlossen. Wir gaben ihm auch den Zettel der Brigadierin unter der ausdrücklichen Bedingung, daß der Inhalt nicht bekanntwerden dürfe. Wir händigten ihm den mit »Janes« Unterzeichneten Brief aus.
Noch während wir konferierten, rief Richter Patrick an. Er hatte von Mr. Poulter einen Antrag erhalten, das Gericht möge beschließen, daß ihm das Sorgerecht für seine Tochter Nell wieder zugesprochen und sie sofort zu ihm gebracht werde.
Dem Antrag, der von einem der schärfsten Anwälte New Yorks, Mr. Fromm, gestellt war, war ein Gutachten des psychotherapeutischen Instituts der Stadt New York beigefügt.
Dieses Gutachten trug außerdem die Unterschrift und den Stempel des Gesundheitssenators Mr. Shrimp. Kein Wunder, daß Judge Patrick etwas unsicher geworden war.
***
Da gab es nichts anderes als Offenheit. Crosswing, Phil und ich fuhren zum Gericht und legten die Karten auf den Tisch. Als Wir dem Richter alles unterbreitet hatten, sagte Leutnant Crosswing plötzlich:
»Meine Herren, ich habe Ihnen eine dienstliche Eröffnung zu machen. Ich werde heute noch Dr. Dalton wegen Mordverdachts, wegen unerlaubten Mißbrauchs hypnotischer Einflüsse, wegen Anstiftung zum Mord, wegen Betrugs und Führung eines falschen Titels, verhaften. Genügt Ihnen das, Judge Patrick?«
»Es genügt mir.«
Damit war der Antrag des Mr. Poulter ins Wasser gefallen.
So sehr ich mich darüber freute, so skeptisch war ich, was Crosswings Schritt anging. Wir hatten hunderttausend Indizien und Verdachtsmomente, aber nicht einen stichhaltigen Beweis.
Ich kannte Rechtsanwalt Fromm. Er würde die sämtlichen Anschuldigungen in Moleküle zerlegen und die in den Wind streuen. Es gab nur eine Möglichkeit,' nämlich Dalton so zu überraschen und zu bluffen, daß er ein Geständnis ablegte.
***
Im Polizeihauptquartier entwickelte Crosswing eine fieberhafte Geschäftigkeit. Er stellte zuerst die Anklageschrift in großen Zügen zusammen, und wir halfen ihm, so gut wir konnten. Das Resultat war verblüffend, und doch befriedigte es mich nicht. Dem Staatsanwalt, Distrikts-Attorney Snooper, genügte es jedenfalls.
Er versprach, einen Haftbefehl zu besorgen, und erklärte sich bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Als Crosswing einhängte, strahlte er über das ganze Gesicht.
Wir überließen ihm gern den Rest und fuhren ins Office.
»Was hältst du von der Geschichte, Jerry?« fragte mich mein Freund unterwegs.
»Gar nichts. Crosswing hat sich in seinem Zorn vergaloppiert. Natürlich kann er recht haben — er hat sogar wahrscheinlich recht! Aber er wird einen Reinfall erleben, wenn ihm nicht ein glücklicher Zufall zu Hilfe kommt!«
Unterwegs stoppten wir, um was zu essen, aber, wir hatten nicht den richtigen Appetit. Später orientierten wir Mr. High, der ebenfalls ein bedenkliches Gesicht machte und damit zufrieden war, daß man uns wenigstens nichts am Zeug flicken konnte.
»Trotzdem lassen wir Crosswing nicht im Stich«, brummte Phil. »Wenn er die nötigen Beweise bis jetzt noch nicht hat, werden wir Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie herbeizuschaffen.«
»Ich wünsche Ihnen jedenfalls Haisund Beinbruch«, sagte unser Chef. »Aber dieser Fall sieht so aus, als wäre er nur dann zu lösen, wenn der berühmteste Detektiv aller Zeiten eingreift.«
Wir müssen wohl ein bißchen dumm aus der Wäsche geguckt haben, denn Mr. High
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