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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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sagte sie. »Wenn ich meine Vorgesetzten um Erlaubnis gefragt hätte, würden sie mir das verboten haben.«
    »Dann setzen Sie sich erst mal, und schütten Sie mir Ihr Herz aus.«
    »Ich muß ehrlich sein und gestehen, daß mir das wirklich schwerfällt. Man soll ja von Toten immer nur Gutes reden, und vielleicht irre ich mich auch, aber ich konnte es nicht verschweigen.«
    Ich wartete geduldig. Sie blickte etwa eine halbe Minute in den Schoß, bevor sie ganz abrupt sagte:
    »Brigadierin Ronald hat diesen Dr. Dalton sehr gut gekannt. Ich weiß, daß er sie spätabends, wenn die Mädchen im Bett waren, im Heim besuchte und daß er sogar Wein mitbrachte. Ich weiß es darum, weil ich einmal um zwölf Uhr von, meinen Vorgesetzten zu der Brigadierin geschickt wurde, um ihr einen Brief zu bringen. Sie war ganz erschrocken und roch nach Alkohol. Im Office saß Dr. Dalton und sagte, er wäre so spät gekommen, um über eine seiner Patientinnen mit Mrs. Ronald zu sprechen. Er hätte sich nicht früher frei machen können. Aber hinter dem Schreibtisch standen eine Weinflasche und zwei Gläser! Als ich dann heute die Schublade dieses Schreibtisches aufräumte — man hat mir nämlich die Leitung des Heims anvertraut —, fand ich diesen Zettel.«
    Sie schien sich nicht entschließen zu können, ob sie mir das Stückchen Papier wirklich aushändigen sollte. Ich enthob sie dieser schweren Entscheidung und nahm es ihr einfach weg. Sie wurde rot und verbarg das Gesicht in den Händen. Sie schämte sich für ihre Vorgesetzte — und das nicht zu unrecht.
    Aus dem Inhalt des Zettels, den das ältliche Mädchen geschrieben hatte, ging hervor, daß sie diesen Dalton abgöttisch geliebt haben mußte. Sicherlich war dieser angefangene Brief niemals abgeschickt worden, aber daß sie überhaupt mit dem Gedanken gespielt hatte, genügte vollkommen.
    Jetzt begriff ich verschiedenes, was ich mir vorher nicht hatte erklären können. Ich- begriff ihr Entsetzen, als ich ihr die Wahrheit über den Doktor sagte, und ich fürchtete, daß sie ihm trotzdem alles haarklein berichtet hatte. Diese Mrs. Ronald, Brigadierin der Heilsarmee, war ein bedauernswertes Geschöpf gewesen. Ihr ganzes Leben hatte sie sich dem gewidmet, was sie für ihre heilige Pflicht hielt, und dann war dieser gutaussehende Lump gekommen und hatte sie eingewickelt.
    Auch Offiziere der Heilsarmee sind nur Menschen und menschlichen Anfechtungen ausgesetzt, obwohl oder vielleicht gerade weil sie so weltfremd sind.
    »Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen, mein liebes Kind«, sagte ich. »Ich bin der letzte, der den Stab über Mrs. Ronald bricht. Das einzige Gefühl, das ich für sie empfinde, ist Mitleid.«
    »Und Sie werden keinem was davon sagen?« bat sie mit gefalteten Händen.
    »Ich verspreche Ihnen, daß der Inhalt dieses Briefes und das, was Sie mir erzählt haben, vertraulich behandelt wird. Niemand, der es nicht unbedingt wissen muß, wird davon hören.«
    Ich muß gestehen, daß ich nach dem Weggehen des kleinen Leutnants, den ich absichtlich nicht nach dem Namen gefragt hatte, ziemlich von den Socken war.
    Bei jedem Fall gibt es gewisse feststehende Tatsachen, auf denen man aufbauen kann. Eine dieser Tatsachen war der Charakter der Brigadierin Ronald gewesen. Ich hatte sie einfach mit ihrer Uniform identifiziert und gar nicht daran gedacht, daß unter dem blauen Tuch ein zwar altes und enttäuschtes, aber doch liebebedürftiges Herz geschlagen hatte.
    Bis jetzt hatte ich diesen Dalton verachtet. Er war mir im höchsten Grade unsympathisch gewesen, und ich hätte ihm jede Gemeinheit zugetraut. Jetzt haßte ich diesen Kerl. Einen Augenblick dachte dich daran, er könne der Mörder der Frau gewesen sein. Aber warum sollte er? Er hatte sie ja vollkommen in der Hand. Sie war sein williges Werkzeug, und ein solches zerstört man nicht.
    Durch dieses lächerliche Briefchen war auch das wahre Verhältnis zwischen den beiden zutage gekommen…
    Briefe! Irgendwo mußte ich doch auch noch die Briefe haben, die ich aus Barbaras Schublade genommen und eingesteckt hatte. Natürlich, da lagen sie in der Lade. Ich nahm das Päckchen heraus und begann es nochmals — und jetzt genau — durchzusehen.
    Alle Briefe wären von Männern: Bill, Joe, Mike, Fred, James…
    James… Hieß nicht dieser Dalton ebenfalls James?
    Sicherlich war es ein Zufall, trotzdem überlas ich die wenigen' Zeilen nochmal:
    »Liebe Babs! Ich erwarte Dich bestimmt heute abend um zehn Uhr bei mir. Du

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