0187 - Duell der Dämonen
eigentlichen Sinne war. Verschiedene vorbereitende Rituale mußten durchgeführt werden, und vor allem oblag es den Dienerinnen, ständig die Position der Kristalle zu überwachen. Eine kleine Erschütterung konnte einen Kristall aus seiner Lage bringen und das Feld zusammenbrechen lassen.
Nicole preßte die Lippen zusammen. Die Anwesenheit dieser über hundert menschlichen Ungeheuer, dieser ORTHOS-Fanatiker, machte ihrem sensiblen Geist zu schaffen. Das Böse, das sich hier manifestiert hatte, war fast unerträglich.
Ein hochgewachsener Mann in schwarzer Kutte trat in das Kraftfeld.
»Das ist der Oberste der Schamanen«, flüsterte die Frau. »Nicht mehr lange braucht er noch in seinem menschlichen Körper zu verharren. Er ist ein treuer Diener des ORTHOS und wird schon bald ein Wisch werden.«
Nicole schluckte.
Der Schamane breitete die Arme aus, drehte sich einmal um die eigene Achse. Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn. Seine Augen waren geschlossen.
Komm! raunte es lautlos von über hundert Gehirnen. Komm zu uns und gib uns von deiner Kraft!
Nicole erschauerte. Die Aura des Bösen wurde übermächtig.
Der Damon aus dem ORTHOS erschien.
***
Zamorra gelang es gerade noch, sich zu ducken. Die ausgestreckten Klauen pfiffen haarscharf über ihn hinweg. Aber eine Aura des Grauens ging von dem Alptraum-Ungeheuer aus und lähmte ihn. Der riesige schwarze Drache wirbelte zur Seite, und eine Schwinge erwischte Zamorra und fegte ihn von der Mauer.
Er stürzte.
Reflexartig versuchte er sich noch zusammenzukrümmen, aber irgendwie erging es ihm wie Mike Krüger, der beim Fallschirmabsprung erst den Nippel durch die Lasche ziehen muß. Seine Reaktion war zu langsam, behindert durch die bösartige Drachen-Aura. Schwer prallte er auf den Innenhof des Tempels und verlor fast die Besinnung. Aus verschleierten Augen sah er, wie der Drache über dem Tempel kreiste. Er schien verwirrt zu sein. Fast, als sei er überrascht, ausgerechnet auf Zamorra gestoßen zu sein.
Schmerzwellen durchrasten Zamorras Körper und verebbten nur langsam. Es mußte ein Wunder sein, daß in diesen ewigkeitslangen Minuten niemand auf ihn aufmerksam wurde. Es wäre den Tempelkriegern oder den Dämonenpriestern ein Leichtes gewesen, Zamorra jetzt zu töten.
Er sah, wie der Drache auf die große Tempelkuppe niederstieß und darin verschwand. Und plötzlich war es auch ihm so, als wäre er der Bestie schon einmal begegnet.
Die Ausstrahlung kam ihm so merkwürdig bekannt vor. Aber es mußte eine andere Gestalt gewesen sein…
Schwarz… riesig, fast konturlos… alles in sich hineinsaugend…
Es durchfuhr Zamorra wie von einem Peitschenhieb. Er wußte jetzt, wer der Damon war, der den Tempel aufsuchte!
***
Der Fürst der Finsternis erstarrte. Schmerzhaft hämmerten Dämons Worte in sein Bewußtsein, und er wußte gleichzeitig, wie weit dieser Ruf gehört worden war.
Damon zwang ihm den Kampf auf.
Einen Kampf, an dem Asmodis nicht sonderlich gelegen war. Er hatte erkannt, daß Damon sehr stark war. Und Asmodis pflegte nur in Notfällen selbst gegen starke Gegner anzutreten.
Aber Damon ließ ihm keine Wahl. Wenn Asmodis jetzt auf den Kampf verzichtete, verlor er sein Gesicht. Niemand würde ihn mehr als den Herrn der Schwarzen Familie akzeptieren. Und selbst der Höllenkaiser LUZIFER würde…
Asmodis unterbrach seinen eigenen Gedankenfluß.
»Ich nehme deine Herausforderung an«, schrie er, »und ich werde dich zwischen meinen Fingern zerquetschen wie eine Wanze.«
Damon ließ sich nicht reizen. »Ich«, sagte er, »bestelle Master Grath und diese drei Hexen zu meinen Beobachtern und Kampfeszeugen.«
Asmodis knurrte. Er mußte sich den Spielregeln anpassen, die Damon ihm diktierte. Er benannte ebenfalls vier Beobachter, die von seiner Seite her die Auseinandersetzung, das Duell, beobachten und überwachen würden.
Das Schlimme für ihn war, daß er diesen Damon nicht kannte. Nie zuvor war Damon auf den Plan getreten. Aber so ein starker Gegner konnte nicht aus dem Nichts erscheinen. Alles benötigte seine Vorbereitungszeit, seine Reife.
Es sei denn, Damon kam aus einer anderen Welt.
Das mußte es sein…
Asmodis sah den blaufunkelnden Kristall in Dämons Hand. Ein Dhyarra! Es gab nur sehr wenige davon, und die meisten waren verschollen und unentdeckt. Der Fürst der Finsternis hätte viel darum gegeben, einen solchen Kristall in seine Hand zu bekommen. Vor einiger Zeit waren zwei Dämonensippen in Nordamerika, am Erie-See,
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