0187 - Mannequins mit Mörderaugen
Folge seines Nachdenkens, und die Rufnummern seiner Kontaktleute lagen bei ihm aufgelistet unter der Schreibtischgarnitur.
Zwei Stunden telefonierte er herum. Redete, drohte manchmal, ging auch einigen um den Bart, doch niemand wußte, wo sich die Managerin der vier Schönen verkrochen hatte.
An Aufgeben dachte er noch lange nicht. Er nahm einen Kugelschreiber und schrieb den Namen auf ein Blatt Papier.
Brenda Jones!
Das hörte sich englisch an. Und es hörte sich nicht nur so an, es war auch englisch. Wer wohnte wo in England? Natürlich in London. Wenn man kreativ tätig war, dann konnte man es sich gar nicht leisten, in der Provinz sein Nest aufzubauen, es sei denn, man gehörte zum Adel.
Das war bei Brenda Jones nicht der Fall.
Jacques Deverell kannte nicht nur in Paris seine Leute, sondern auch in London. Die großen Künstleragenturen befanden sich im Westend, und dort hatte sich Jacques oft genug herumgetrieben.
Er war da ebenso zu Hause wie in Montmartre.
Er fing direkt bei der größten Agentur an. Deverell klotzte immer.
Wenn er etwas wollte, ging er nie zum Diener, sondern direkt zum Chef, und er ließ sich auch nicht von irgendwelchen eingebildeten Vorzimmerdamen abwimmeln, wie eine Frau es in London auch versuchte.
Deverell kam durch.
Drei Minuten dauerte das Gespräch, und der Agent in London lud Jacques nicht nur ein, sondern versprach auch, sich ein wenig umzuhören.
»Und wie lange muß ich warten?«
»Wie lange hast du Zeit?«
»Überhaupt nicht.«
Der Mann in London schnaufte. »Wenn ich dich nicht kennen würde, Jacques, hätte ich aufgelegt. Aber weil du es bist, sage ich dir, daß ich dich zurückrufe.«
»Alles klar, Junge.«
»Bis dann also.«
Deverell war zufrieden. Sogar so zufrieden, daß er sich einen zweiten Pernod gönnte und eine Schwarze zwischen die Lippen steckte. Die beiden Mädchen hatte er weggeschickt, vielleicht würde er sich wieder bei ihnen melden, aber das hatte Zeit. Wenn Deverell arbeitete, dann ließ er sich von Frauen nicht ablenken. Da hatte er seine Prinzipien, ansonsten nahm er, was sich ihm anbot.
In der vorletzten Woche war er vierzig geworden. Erste Falten zierten seine Haut. Die Frauen liebten dieses kleine Muster, auch die grauen Strähnen und die schwarze Haarpracht, sie machten einen Mann erst interessant.
Als das Telefon anschlug, nahm er erst noch einen Schluck und hob dann ab.
Es war nicht sein Bekannter aus London, sondern der Verleger, der ihm den Auftrag gegeben hatte.
»Sie sind zu Hause?« fragte der Mann.
»Wo soll ich sonst sein?«
»Ich dachte, Sie recherchieren?«
»Das tue ich auch.«
»Aber wie können Sie…?«
»Mein Lieber. Es gibt Reporter, die rasen immer nur herum und leben auf Spesen. Was bringen sie? Nichts. Ich arbeite anders. Ich denke nach und befinde mich bereits auf der Leiter zum großen Erfolg. Unterschreiben Sie den Scheck schon mal.«
»Sonst haben Sie keine Wünsche?«
»Doch, daß Sie aus der Leitung gehen. Ich erwarte nämlich einen wichtigen Anruf.«
»Mann, Sie – Sie…«
Da legte Deverell einfach auf. Er haßte es, wenn man ihn bei der Arbeit störte, da konnte der Kaiser von China kommen. Gelassen lehnte er sich zurück, legte die Beine hoch und stellte den roten Apparat auf seine Oberschenkel. Er nuckelte dabei an einer Schwarzen und blies den Rauch seitlich durch die Lippen.
Wieder klingelte das Telefon. Ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, hob er ab und meldete sich.
Der Mann aus London war es diesmal. In der Leitung rauschte es, und Deverell mußte den Hörer härter ans Ohr pressen.
»Haben Sie Erfolg gehabt?« fragte er.
»Was bekomme ich, wenn?«
»Wir machen eine Sause.«
»So richtig gefährlich?«
Jacques grinste. »Noch gefährlicher.«
»All right, Junge aus Frankreich. Lassen wir Paris kopfstehen. Jetzt hör mal zu. Wenn diese Brenda Jones in Paris weilt, dann lebt sie immer in ihrer kleinen Wohnung.«
»Kein Hotel?« fragte Deverell dazwischen.
»Nein.«
»Jetzt brauche ich nur noch die Adresse«, sagte der Reporter und hielt seinen Kuli schreibbereit in der Hand.
»Avenue Victor Hugo Nummer 314.«
Der Reporter pfiff durch die Zähne. »Das ist ziemlich weit, am Bois de Boulogne.«
»Kann ich auch nichts für. Tu mal was für dein Geld. Davon wirst du ja genug bekommen, wie ich dich kenne.«
»Es hält sich in Grenzen. Die Inflation ist zu stark.«
»Wem sagst du das? Also, denk an die Sause, Junge.«
»Ist nicht vergessen.«
Um zum Bois de Boulogne zu
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