0187 - Mannequins mit Mörderaugen
durch, so daß es nie richtig hell im Zimmer wurde.
Peinlich aufgeräumt war der Schreibtisch, die Schubladen verschlossen.
Man hätte sie schon aufbrechen müssen.
An den Wänden hingen Bilder. Sie zeigten immer dieselben Mädchen. Vier schöne Girls mit erstklassigen Mannequinfiguren und lächelnden Gesichtern.
Das waren die vier.
Deverell blieb stehen und schaute sich die Fotos an. Verdammt, die Girls mußten zu finden sein, die konnte der Erdboden doch nicht verschluckt haben.
Auf dem Schreibtisch entdeckte der Reporter einen Kalender. Er war so groß, daß er für Notizen reichte.
Rasch blätterte er ihn durch.
Nichts, kein Hinweis auf die Mädchen. Die Suche hatte sich wohl als ein Fehlschlag erwiesen.
»Haben Sie gefunden, was Sie suchten?« ertönte die Stimme der Frau.
»Gleich.«
Deverell schaute sich um. Ein Papierkorb stach ihm ins Auge. Er kippte den Inhalt aus, wobei es ihn nicht störte, daß zahlreiche Zigarettenkippen den abgewetzten Teppich bedeckten.
Auch Zettel und Notizen fielen mit. Zusammengeknüllt, so daß Deverell sie erst auseinanderziehen mußte.
Er las.
Meist unwichtige Nachrichten, Verabredungen zum Essen und so.
Die Daten lagen auch schon lange zurück. Dann hatte der Reporter Glück. Er fand einen Zettel, auf dem ein Datum geschrieben war, das mit dem heutigen übereinstimmte. Unter den Zahlen las Deverell noch einen Namen. Orly.
Das war der Flughafen. Der Reporter überlegte. Nun bewies er, daß er nicht umsonst ganz oben stand. Wenn Brenda Jones etwas notiert hatte, dann war sie sicherlich von London abgeflogen, um heute am Flughafen zu sein, weil dort irgendein wichtiges Ereignis stattfand. Bestimmt holte sie die vier Mannequins ab.
Alles klar.
Deverell stand wieder auf. Er ging in die Diele und sah die Tür zum Nebenraum. Die Hausmeisterin war nicht zu sehen. Sie stand jedoch auf der Treppe und sprach mit einer anderen Frau.
Die beiden würden nicht stören.
Jacques Deverell öffnete die Tür. Dahinter lag ein winziges Bad.
Ein Wunder, daß überhaupt die alte Zinkwanne hineinpaßte.
In der Wanne lag eine Frau.
Blutüberströmt und tot.
Eine Kugelgarbe hatte Brenda Jones getroffen.
***
Im ersten Augenblick rührte sich keiner der Zuschauer. Alle standen wie erstarrt. Eine Tote, die plötzlich aufstand und sich dabei umschaute, das war zuviel.
Der Fahrer des Gabelstaplers hatte ebenfalls gestoppt. Er hockte auf seinem Sitz und hatte die Augen weit aufgerissen, denn begreifen konnte er nichts.
Das ging wirklich über seinen Verstand.
Aber ich begriff.
Lebende Tote, nichts Neues mehr für uns. Entweder Vampire, Zombies, Dämonendiener, Untote – meine Güte, man hatte so viele Ausdrücke dafür.
Auf Suko achtete ich nicht. Er war weitergegangen, vielleicht versperrte ihm auch der Ring der Neugierigen das Blickfeld. Auf ihn konnte ich momentan nicht zählen.
Aber ich wollte etwas tun und tat es auch.
Als ich mich vordrängeln wollte, zuckten die anderen zurück, weil sich die ›Tote‹ umgedreht hatte und auf die Menschen zukam.
Für einen Moment sah ich ihr Gesicht, dann war mir der Kopf eines Gaffers im Weg.
Meine Fäuste wollte ich nicht gebrauchen, zudem trug ich noch den Einsatzkoffer. Mit den Schultern verschaffte ich mir Platz, und mir gelang es auch, den Menschenring zu durchbrechen.
Freie Sicht!
Die Frau stand da. Sie hatte langes schwarzes Haar, trug ein buntes Kleid und darunter eine enge Hose aus dem gleichen Stoff.
Ich ging auf sie zu. Sie drehte sich etwas schwankend um, damit sie mich anschauen konnte, dabei öffnete sie den Mund, und ich hatte das Gefühl, von einem Schlag getroffen zu werden.
Die Frau vor mir war keine echte Tote, sondern wirklich eine Untote. Eine Wiedergängerin, ein weiblicher Vampir!
Ich hatte wieder einmal das Gefühl, daß mir die verfluchten Höllengeschöpfe nachliefen.
Schicksal, wie man so schön sagt.
Der Fahrer des Gabelstaplers fing sich als erster. Er sprang schreiend von seinem Fahrzeug und wollte weglaufen. Dagegen hatte die Untote einiges. Bevor er sich versah, drehte sie sich um, streckte ihren Arm aus, und wie der Zufall es wollte, bekam der Mann den Hieb gegen die Kehle.
Er taumelte zurück und fiel gegen seinen Stapler.
Der weibliche Vampir wollte sich schon auf ihn stürzen, da hörte er meine Schritte.
Ich hatte während des Laufens mein Kreuz hervorgeholt. Die Beretta hätte ich auch ziehen können, aber durch einen Schuß hätte ich nur eine Panik heraufbeschworen. Mit dem
Weitere Kostenlose Bücher