0189 - Im Schatten der Ratte
und heiser, wie ich es mir vorgenommen hatte, sagte ich: »Hunter!«
»Baby!«, rief die Frau. »Es ist Bill!«
»Mach schon auf!«, antwortete ein Mann.
Ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Gespannt hielt ich den Blick auf die Klinke gerichtet. Sie senkte sich, und genau in dem Sekundenbruchteil, in dem die Frau die Tür öffnen wollte, warf ich mich mit meinem ganzen Körpergewicht dagegen.
Alles ging viel schneller, als man es erzählen kann. Die Tür ging nach innen auf. Sie traf die Frau mit aller Gewalt und fegte sie einfach zur Seite.
Aufgrund von Strimes Beschreibung wusste ich, wo sich der Wohnraum befand. Mit zwei Panthersätzen durchquerte ich den Flur und raste in den Wohnraum hinein, dessen Tür offenstand. Noch bevor die Frau schreien konnte, brach ich schon in das Zimmer ein und stand dem Burschen gegenüber, der sich Babyface Nelson nannte.
Der Mann war aufgesprungen. Er war kleiner und schmaler als ich, und mit Erstaunen sah ich, dass er wirklich das Gesicht eines Kindes hatte, ein schmales, fast hübsches Jungengesicht. Er war ohne Jacke, und über dem Hemd trug er ein Halfter mit einer Pistole unter der Achsel; ein Halfter von dem gleichen braunen Leder wie die Futterale der Polizei. Seine Hand zuckte zu der Waffe hoch.
Das alles registrierte mein Gehirn in der Zeit eines Lidschlages, während ich schon gegen den Mann ansprang. Er wollte ausweichen, aber ich bekam ihn zu fassen. Er hielt der Wucht des Ansprungs nicht stand. Beide fielen wir gegen den Tisch und rissen ihn um.
Ich hob die Faust und ließ sie in das glatte Gesicht fallen. Nelson drehte sich zur Seite weg. Er zog die Knie an, stemmte eines mit Wucht gegen meinen Leib, und während ich ihn zum zweiten mal im Gesicht traf, bekam er die rechte Hand hoch und krampfte die Finger um den Pistolenlauf.
Ich schlug die rechte Hand um die Handwurzel, die linke um den Unterarm. Nelson schlug mit der freien Hand zu, und wieder traf mich sein Knie.
Ich bog sein Handgelenk, um ihn zu zwingen, die Finger von der Waffe zu lassen, aber er bekam es trotzdem fertig, den Lauf der Pistole langsam zu drehen, dass er sich auf mich zu richten drohte. Sein Zeigefinger zitterte in der Anstrengung, sich um den Abzug zu krümmen.
Ich hörte polternde Schritte auf dem Flur, sah den Lauf der Pistole schräg aus dem Augenwinkel schon nahe an meiner Schläfe, sah wie in einer riesigen Vergrößerung, den Zeigefinger des Gangsters und legte eine letzte Kraftanstrengung in den Griff. Es gab einen feinen Knacks. Babyface Nelson schrie auf. Die Pistole entfiel seinen Fingern. Ich hatte dem Gangster das Handgelenk gebrochen. In der gleichen Sekunde stürmte Allan Clear, die MP im Anschlag, in das Zimmer.
Ich sprang auf und beförderte die Pistole mit einem Fußtritt außer Reichweite. Nelson dachte nicht mehr an Widerstand. Er lag auf dem Rücken, hielt sein Handgelenk und schrie.
»Wo ist die Frau?«
»Liegt im Flur auf dem Boden!, Scheint ohnmächtig zu sein!«
Ich ging hinaus. Die Frau lag reglos und blutete aus einer Wunde an der Stirn, wo die Tür sie getroffen hatte. Ich schloss die Tür, hob die Frau auf und trug sie in das Wohnzimmer, wo ich sie auf ein abgewetztes Sofa legte. Clear stand mit der Maschinenpistole über Nelson, dessen Schmerzensschreie in Wimmern übergegangen waren.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn.
»Puh, das hat geklappt. Mit der Frau hatte ich nicht gerechnet. Ich hoffe, sie ist nicht ernstlich verletzt.«
Allan schüttelte den Kopf. »Ziemlich halsbrecherische Angelegenheit, die Sie riskiert haben, Jerry!«
»Mag sein, jedenfalls haben wir es ausgestanden. - Allan, lassen Sie Ihr Schießeisen hier und gehen Sie zu Phil hinunter und schicken ihn hinauf. Sammeln Sie dann unsere Leute von den Dächern und von dem Hintergebäude. Bitte, bemühen Sie sich, dass es möglichst unauffällig geschieht. Ich glaube, bis jetzt hat niemand etwas gemerkt, trotz der Schreie. Ich schätze, in diesen Häusern kommt es nicht selten vor, dass irgendwer schreit. Wenn Sie die Leute gesammelt haben, suchen Sie bitte ein gewöhnliches Taxi. Stellen Sie den Chauffeur kalt, und fahren Sie selbst damit vor. Bitte, kommen Sie genau in einer Viertelstunde. Wir bringen dann Nelson und die Frau hinunter.«
Clear ging, und ich kümmerte mich um die Frau. Hinter einem Vorhang fand ich eine Kochnische mit einem Abfluss und einem Wasserhahn, ich feuchtete ein Handtuch an und wusch der Frau das Blut ab. Sie war nicht mehr jung
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