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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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mitgemacht, Einbrüche verübt. Sie waren gefasst worden, hatten ihre Strafen abgesessen und waren nach der Entlassung zu irgendeinem Boss gegangen, der ihre Muskeln und ihre bereitwillige Brutalität bezahlt hatte. So waren sie auch dem Ruf Dillingers gefolgt.
    Mit Tony Samless, der sich jetzt Baby face Nelson nannte, war es anders. Bei ihm handelte es sich um einen jener Straßenflegel, wie sie zu Tausenden in New Yorks Straßen herumlungern, Passanten anpöbeln, jede Gelegenheit zum Diebstahl wahrnehmen, aus Wildheit und Übermut Autos beschädigen. Wahrscheinlich gibt es in allen Großstädten der Welt solche Horden, deren Mitglieder schon als Kinder gefährlich sind.
    Bei Samless kam die Bewunderung für den älteren Vetter hinzu. Er wollte genauso gefährlich, genauso mächtig werden wie John. Wenn John »Dillinger« war, so war er »Nelson.«
    Zu irgendeinem Zeitpunkt schien diese Bewunderung in Hass umgeschlagen zu sein. John ging andere Wege als Samless. Tony erhielt kein Stipendium für ein College. Er kam nie mit Leuten in Berührung, die wirklich sauber waren. Er blieb dem Schmutz der hässlichen Straße verhaftet, in der er geboren war. Er war zu klein, zu schmal, um ernst genommen zu werden, und sie lachten ihn wegen seines Milchgesichtes aus. Er zahlte es seiner Umgebung mit Wildheit heim.
    Alle seine Verbrechen waren unüberlegte Gewalttaten, und schon als Kind biss er dem Polizisten, der ihn bei einem Diebstahl erwischte, noch in die Hand. Er wurde immer und immer wieder gefasst. Nie gelang ihm ein großer Fischzug, nie kam er an wirklich großes Geld, ja nicht einmal an eine ernsthafte Waffe.
    Erst ein halbes Jahr vor dem Überfall in Cornwall war er aus dem Zuchthaus entlassen worden, und ich konnte mir vorstellen, dass Babyface zum Mitmachen bereit war, als der bewunderte und gehasste Vetter ihm die Chance bot, ein wirklicher Gangster zu werden, von dem die Zeitungen Notiz nahmen, und dessen Namen alle Leute kannten.
    Ich glaube, hier lag, was beide, John Ratcliff und Tony Samless wirklich gefährlich machte. Es ging ihnen nicht nur um das Geld, sie liebten den düster, strahlenden Glanz des Gangstertums. Sie liebten die Macht, die eine Waffe und ein gefürchteter Name verleihen können. Darum nannten sie sich Dillinger und Nelson.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm ab. Der Arzt des Hospitals, in das Nelson und seine Freundin gebracht worden waren, war am Apparat.
    »Agent Cotton, der Bursche, den sie uns mit dem gebrochenen Handgelenk geschickt haben, hat einen Tobsuchtsanfall bekommen. Wir mussten ihn in eine Zwangsjacke stecken. Ich fürchte, Sie werden ihn für zwei oder drei Tage entbehren müssen.«
    »Ist er transportfähig?«
    »Im Augenblick nicht, aber in etwa einer Stunde, sobald die Beruhigungsspritzen gewirkt haben, können wir ihn transportieren.«
    »Schön, lassen Sie ihn in das Gefängnishospital nach Worrington Island bringen. Ich werde dafür sorgen, dass man ihn dort aufnimmt. Den Mann in einem normalen Krankenhaus zu lassen, scheint mir zu gefährlich. - Wie steht’s mit der Frau?«
    »Mittlere Gehirnerschütterung. Sie braucht mindestens fünf Tage absolute Ruhe. Auch von einem Transport muss ich abraten.«
    »Okay, Doc. Sagen Sie bitte einem Mann des Begleitkommandos, er möge zur Bewachung im Krankenhaus bleiben. Ich werde ihn ablösen lassen. - Vielen Dank für den Anruf!«
    ***
    Ich fuhr zur 14th Street, um Phil abzulösen. Zum zweiten Mal klopfte ich an »Nelsons« Tür, aber dieses Mal wurde sie kommentarlos aufgerissen, und Phil drückte mir mit der Schnelligkeit eines geölten Blitzes seine Smith & Wesson in die Magengrube.
    Enttäuscht ließ er die Waffe sinken.
    »Du bist es nur. Ich habe mich schon gefreut.«
    Wir gingen in das Wohnzimmer. Auf dem Tisch häuften sich Dollarnoten, säuberlich sortiert und gebündelt.
    »18 420 Dollar«, erklärte Phil. »Ich habe sie zum Zeitvertreib gezählt. Nelsons Anteil an der Watergap-Beute. Ich fand sie unter der Matratze im Schlafzimmer.«
    »Die Bank wird sich freuen. Du kannst dich trollen. Ich übernehme den Posten.«
    »Hast du Nelson verhört?«
    »No, er bekam einen Tobsuchtsanfall. Der Arzt meint, für drei Tage sei nichts mit ihm anzufangen. Auch die Frau fällt vorläufig aus. Außerdem glaube ich nicht, dass sie etwas weiß.«
    »Unsere einzige Chance ist also, dass hier ein Mitglied der Bande auf taucht?«, vergewisserte sich Phil. Ich nickte.
    »Okay«, sagte er, »dann bleibe ich hier. Versuche nicht, alle

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