019 - Der Clan der Rebellen
Stücke reißen wollten.
»Ken!«, schrie Tanya.
Er verlor seinen Schocker, der irgendwo da unten ins Feld segelte.
Tanya schoss auf die Prupper. Die Getroffenen kippten um und rührten sich nicht mehr. Konnte es sein, dass sie endlich alle erwischt hatte?
Aber sie freute sich zu früh, denn der Durchgang, durch den sie gekommen waren, war noch offen und durch ihn kamen weitere.
Die Sann-Gronmei reagierten jetzt auch: Sie verließen das Feld und jagten auf den Durchgang zu, den Pruppern entgegen. Anscheinend waren die muskelbepackten Kerle obwohl völlig unbewaffnet zu allem entschlossen und sie schafften die Distanz in absoluter Rekordzeit, indem sie weite, ungeheuer kraftvolle Sprünge machten.
Tanya hatte noch niemals zuvor Wesen so schnell rennen sehen – außer vielleicht den Ba-to-neh.
»Be-teh!«, stöhnte jemand. Es war ausgerechnet Em-eh, der stets in Feindschaft mit Be-teh gestanden hatte.
Tanya riskierte einen kurzen Blick: Be-teh war gar nicht zerstrahlt, wie sie angenommen hatte. Das energetische Feld, das ihn erfasst hatte – war noch da! Nur eine Folge der außerordentlichen Robustheit der Ba-to-neh oder …? Sie konnte es sich nicht erklären, hatte aber auch keine Zeit mehr dazu, sich darüber Gedanken zu machen, denn die Sann-Gronmei wurden jetzt ebenfalls von diesen ›Lasern‹ getroffen.
Es waren ganz seltsame Laser, wie Tanya fand: Die Sann-Gronmei schienen gegen eine feste Wand zu laufen, als sie getroffen wurden. Sie stoppten mitten in der Bewegung.
Das energetische Feld erfasste sie, hüllte sie ein, wurde rasch wieder blasser, baute sich weiter ab, als würde es von den Getroffenen regelrecht aufgesaugt – bis die Sann-Gronmei umkippten und regungslos am Boden lagen.
Aber das Feld erlosch nicht völlig, sondern umspielte sie!
Das sind gar keine Laser! , konstatierte Tanya im Stillen und sah nach Ken.
Er zappelte hilflos im tödlichen Griff der Erntemaschine. Ja und es sah auch für Tanya so aus, als wollte ihn die Maschine in Stücke reißen.
Sie hob schon den Schocker, um ihn gegen die Maschine einzusetzen.
Aber was war, wenn der Roboter dadurch erst recht durch drehte?
Andererseits: Was hatte sie schon zu verlieren, wenn es galt, im letzten Augenblick Kens Leben zu retten?
Es gab keine Wahl.
Und der Laser, den sie in der anderen Faust hielt?
Es gab keine Gewähr. Sie hätte die Maschine viel besser kennen müssen. Nur ein einziger Schuss – und wenn der hundertprozentig saß …
Verzweifelt suchte sie mit den Augen die gigantische Maschine ab. Jeder Sekundenbruchteil konnte über Leben und Tod von Ken entscheiden.
Bis einer der neu angekommenen Prupper nach Ken zielte und hämisch grinsend schoss. Der nur scheinbar sonnenheiße Laserstrahl raste lichtschnell und völlig geräuschlos heran und erfasste Ken.
Es ist eine Art Schocker! , dachte Tanya. Nur ist diese Waffe wesentlich weiter fort entwickelt. Vor allem ist ihre Reichweite nicht so sehr begrenzt. Sie erzeugt anscheinend eine Art Fesselfeld – das auch noch gleichzeitig betäubt, bis man das Feld irgendwie wieder löscht!
Ein Wunder, dass Tanya in dieser Situation überhaupt noch solche Gedanken hegen konnte, gewissermaßen so ganz nebenbei – bangte sie doch nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern jetzt vor allem um das Leben von Ken!
Doch sobald Ken von dem Feld ganz erfasst war, ließ der Ernteroboter ihn einfach fallen.
Ken plumpste direkt Tanya vor die Füße. Er rührte sich nicht mehr.
Und dann wurde auch Tanya getroffen. Sie wusste jetzt zwar, dass dies nicht ihren sofortigen Tod bedeutete, aber das beruhigte sie keineswegs, denn sie musste daran denken, dass sie von den Ba-to-neh einhellig gewarnt worden waren: Der Tod sollte gegenüber dem, was ihnen in Gefangenschaft begegnete, sogar eine willkommene Erlösung sein!
Ein greller Blitz löschte ihr Bewusstsein aus …
ENDE
Unter fremder Sonne
von Wilfried A. Hary
Was geschieht mit den Gefangenen? Erwartet sie wirklich der Alptraum in Folter und Pein? Was sonst?
Weitere Kostenlose Bücher