Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben

0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben

Titel: 0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
er bei einer Schwester hinterlassen, wo er hingegangen war.
    Ich hielt mich dicht an der Wand, wobei ich mich mit einer Hand immer abstützte. So schlurfte ich nach rechts, dorthin, wo die Intensivstation lag. Ich dachte nämlich nicht nur an meine Gegner, sondern auch an Nadine Berger. Vielleicht lief mir ein Arzt in die Quere, mit dem ich sprechen konnte.
    Schritt für Schritt kam ich voran. Immer, wenn ich an einer Tür vorbei mußte, unterbrach ich meine Stützaktion.
    Leise Radiomusik drang an meine Ohren. Sie tönte aus dem Zimmer mit der offenen Tür. Es war wohl nur ein Versehen, denn sehr rasch wurde die Lautstärke reduziert.
    Dann erschien eine Schwester. Sie stürzte förmlich aus dem Zimmer, sah mich und blieb wie angewurzelt stehen, wobei sich ihre Augen weiteten und der Blick mehr als mißtrauisch wurde.
    Ich blieb stehen und grinste. In meinem linken Bein pochte und hämmerte es.
    Verdammt, da hatte ich mir doch ein wenig zuviel zugemutet.
    Die Schwester, sie war etwa doppelt so alt wie die Tote und hatte rötlich gefärbtes Haar, das glatt am Kopf herabhing, kam auf mich zu. »Was tun Sie denn hier?«
    »Ich suche die Toilette.«
    »Vollständig angezogen?«
    »Ja, Schwester. Im Krankenhausnachthemd schäme ich mich immer. Es könnte ja sein, daß mir eine hübsche Schwester über den Weg läuft. Eine so hübsche wie Sie.«
    »Klopfen Sie hier keine Sprüche, sonst gebe ich dem Oberarzt Bescheid, Mister. Wer sind Sie überhaupt?«
    »John Sinclair.«
    »Der Polizist?«
    »Genau der.«
    Sie schaute mich an. Erst oben, dann weiter nach unten. Da bekam ich schon bald Minderwertigkeitskomplexe, so wie die Frau um die Vierzig gucken konnte. »Ob Polizist oder nicht«, sagte sie schließlich. »Sie gehören ins Bett.«
    »Klar, aber die Toilette…«
    »Ich bringe Sie zur Tür und stütze Sie. Das ist besser für Sie, als wenn Sie sich hier allein über den Gang quälen.«
    Ich hörte nicht hin, denn eine der beiden Glastüren, die zur Intensivstation führen, schwang auf.
    Zwei Pfleger schoben eine Trage vor sich her. Auf ihr lag eine Gestalt. Ein Laken deckte sie ab. Den Pflegern folgte ein noch junger Arzt, der sich vor Erschöpfung über die Augen rieb.
    Wahrscheinlich wollten die Pfleger zum Lift, um die Trage nach unten zu schaffen.
    Einer Eingebung folgend, hob ich die Hand.
    Die Pfleger blieben stehen und schauten mich überrascht an.
    »Ist etwas, Mister?«
    Ich nickte. »Ja«, sagte ich mit etwas heiser klingender Stimme.
    »Kann ich die Person mal sehen?«
    Die Pfleger gaben mir keine Antwort. Sie drehten sich um und schauten den Arzt an. »Mit welchem Recht wollen Sie sich die Person anschauen, Mister?«
    »Ich bin Polizist, Scotland Yard.«
    »Aber nicht dienstlich hier, wie ich sehe.«
    »Teils, teils.«
    Der Arzt winkte ab. »Ich erinnere mich wieder, Sie sind John Sinclair. Natürlich.« Er gab den Pflegern ein Zeichen. »Heben Sie das Laken ruhig an.«
    Der eine griff danach. Er hob das Tuch an, und ich rutschte ein wenig vor.
    Auf der Trage lag eine Frau. Es war Nadine Berger.
    Und sie war tot!
    ***
    Neiinnn!
    Ich wollte schreien, irgend etwas tun, aber ich konnte es nicht. Der Schock hatte mich so hart getroffen, daß ich an allen Gliedern zitterte und mir schwindlig vor Augen wurde. Alles verschwamm, der Arzt, die Krankenschwester, die Pfleger, die Wände, und wie durch Watte gefiltert, hörte ich einen Schrei.
    »Er fällt!«
    Blitzschnell griffen zwei starke Hände zu und hielten mich fest, bevor ich zu Boden prallen konnte.
    »Mr. Sinclair, was ist?« Plötzlich stand der Arzt vor mir. Ich sah sein Gesicht und die besorgten Augen.
    Ein paarmal holte ich Luft. Es wollte kaum ein Wort über meine Lippen, dann fragte ich leise: »Ist sie tot?«
    »Ja, sie ist es. Wir konnten nichts machen, obwohl wir alles versucht haben.«
    Nadine Berger war tot!
    Mein Gott, es war nicht zu fassen. Unglaublich. Eine junge Frau, die vor Leben sprühte, ein herrliches Geschöpf, das eine große Zukunft vor sich hatte. Ich war ihr zwar nicht oft begegnet, aber wenn, dann war es jedesmal ein sehr intensives Erlebnis gewesen. Sie hatte erzählt, von ihren Plänen, von der Zukunft, den Filmen, die sie noch drehen wollte, und immer wieder sollte es für uns beide ein nächstes Mal geben, wenn der Wind des Zufalls uns wieder zusammentrieb.
    Das war alles vorbei. Nadine lebte nicht mehr. Der erbarmungslose Sensenmann hatte zugeschlagen und sie in sein kaltes Reich geholt, aus dem es keine Rückkehr mehr

Weitere Kostenlose Bücher