0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
an. Es war ein mühseliges Unterfangen.
Die Wunde unter dem Verband brannte wie Feuer. Sie pochte und hämmerte. Ich hatte Angst, daß sie wieder aufbrechen würde, und schielte hin und wieder auf meinen Oberschenkel, doch dort färbte sich nichts rot. Der Verband hielt.
Es war wirklich ein verzweifelter Kampf, den ich führte, und als ich die Hose endlich anhatte, da war ich in Schweiß gebadet.
Vielleicht wäre es nicht so schlimm gewesen, hätte ich mir mehr Zeit gelassen, doch das konnte ich mir auf keinen Fall erlauben. Ich ging davon aus, daß die Models den Vampir vorgeschickt hatten und sie selbst kommen würden, um sich vom Erfolg zu überzeugen.
Das lange Krankenhausnachthemd konnte ich aufknöpfen. Ich griff zu meinem Hemd und zog es über, noch immer auf der Bettkante sitzend, wobei ich auch die Tür des Zimmers im Auge behielt.
Und da bewegte sich die Klinke.
Ein Griff, und ich hielt die Beretta in der Faust. Ich schwenkte die Hand herum und zielte auf die Tür. Verdammt, da war zu wenig Licht. Ich sah die Umrisse nicht klar und deutlich.
Was tun?
Sie kam. Zuerst sah ich nur die Hand, dann einen Teil des Arms, und weiter bekam die andere die Tür nicht auf, weil der am Boden liegenden Körper sie stoppte.
Ich krümmte den Zeigefinger. Leider war ich nicht hundertprozentig sicher, daß sich eine meiner Gegnerinnen dort befand, obwohl die Hand wirklich nach der einer Frau aussah. Es konnte auch die einer Krankenschwester sein.
Mein Zögern und das Schweigen ließen den unheimlichen Gast mißtrauisch werden.
Er zog sich zurück.
Plötzlich waren Hand und Arm verschwunden. Nichts mehr zu sehen, ich hatte das Nachsehen und machte mir Vorwürfe. Wäre ich gesund gewesen, die Verfolgung wäre ein Kinderspiel gewesen. So aber mußte ich mich quälen, und Suko war nicht in der Nähe.
Ich hätte den Kampf gegen die teuflischen Models am liebsten woanders ausgetragen, doch ich konnte mir den Schauplatz nicht aussuchen. Das Krankenhaus war ein höchst ungeeigneter Platz, schließlich lagen hier Hunderte unschuldiger Patienten. Wenn ich daran dachte, welch ein Blutbad die Dämoninnen unter ihnen anrichten konnten, bekam ich schon so etwas wie Angst und leichtes Magendrücken dazu.
Indem ich die Hände gegen die Bettkante drückte, stemmte ich mich in die Höhe. Das Gewicht nur auf die rechte Seite verlagern. So hämmerte ich mir den Befehl regelrecht ein. Trat ich einmal verkehrt auf, brauchte ich an eine weitere Verfolgung gar nicht erst zu denken. Ich rechnete auch nicht damit, daß sich meine Gegnerinnen aus dem Staub gemacht hatten. Sicherlich wollten sie möglichst in meiner Nähe bleiben, um keine langen Wege zurücklegen zu müssen.
Aber da sollten sie sich geschnitten haben. Ich würde sie schon packen.
Humpelnd und etwas gebückt gehend erreichte ich das Bettende.
Obwohl ich nur das rechte Bein belastete, fiel mir das Gehen verdammt schwer. Bevor ich die Tür öffnen konnte, mußte ich noch ein weiteres Hindernis aus dem Weg räumen. Es war die tote Krankenschwester, die den Weg versperrte.
Am Fußende hielt ich mich mit der linken Hand fest, bückte mich dann und verkrallte die Finger der Rechten in die Kleidung des toten Mädchens.
Ich zog heftig und konnte die Leiche nur mühsam in eine andere Position drehen.
Dann klappte es doch.
Als ich die Tür aufzog, stützte ich mich gleichzeitig an der Wand ab. So klappte es besser. Der Spalt wurde so groß, daß ich mich hindurchzwängen konnte.
Die Beretta hielt ich nicht in der Hand. Wenn mir jemand auf dem Gang begegnete, und er sah die Pistole, würde er Zeter und Mordio schreien.
Zuerst einmal schaute ich nach links und rechts.
Die nächtliche Ruhe eines Krankenhauses hatte sich auch auf den Gang ausgebreitet. Links, gar nicht mal weit entfernt, sah ich eine Glastür. Dort ging es zur Intensivstation. Rechts führte der Gang bis zu einem großen Fenster und mündete in einen Lichthof. Jetzt brannte dort eine Kugelleuchte, die ihr Licht auf einen runden Tisch und mehrere Stühle warf. Sie waren leer. Auf dem Tisch lagen ein paar Zeitungen und Magazine.
Die meisten Türen waren geschlossen.
Jedenfalls die der einzelnen Krankenzimmer. Wenn welche offenstanden, das war bei zweien der Fall, befanden sich dahinter sicherlich Büros oder die Aufenthaltsräume der Schwestern.
Dicht vor dem Durchgang zur Intensivstation war ein Treppenhaus.
Zuerst einmal wollte ich den Gang absuchen. Fand ich keine Spur, mußte Suko her. Sicherlich hatte
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