0191 - Damons letzter Kampf
mehr, war vom Sog des Weltentors gepackt und hinübergeschleudert worden.
Langsam drehte sich Kerr wieder dem Tor zu.
Mitten in der Luft, mitten in der Welt, klaffte dieses Loch als Endstück eines gewaltigen, finsteren Tunnels durch Raum und Zeit. Kerr war sicher, daß er nichts, absolut nichts sehen würde, wenn er um dieses Loch herumging. Es war flach, und es war nur nach dieser einen Seite hin geöffnet. Wahrscheinlich konnte man es von der anderen, bereits nicht mehr in dieser Welt liegenden Seite gefahrlos durchschreiten. Die Schicht, in der es unser Raumzeit-Gefüge aufriß, konnte nur Bruchteile eines Millimeters dick sein. Und doch war sie ungeheuer wirkungsvoll. Von dieser Seite her begann die Reise in eine andere Daseinsebene.
Kerr fragte sich, was dies alles zu bedeuten hatte.
Die Druidin Teri war ihm in der Mardhin-Grotte in Wales entgegengetreten, hatte ihm Zamorras Amulett ausgehändigt und in seiner Erinnerung Worte einer fremden, nichtirdischen Sprache verankert. Mit ihnen hatte er in einer Art Beschwörung hier das Weltentor geöffnet, in der Nähe des versteinerten Baches bei Unterwossen, einem romantisch-gemütlichen Dorf südlich des Chiemsees.
Und nun?
Was sollte jetzt geschehen?
Dort wirst du das Schwert finden, doch es ist nicht für dich gemacht, hatte Teri ihm mitgeteilt und damit den Hinweis gegeben, den er benötigte. Denn Byanca hatte ihn mit dem Auftrag ausgesandt, das Schwert zu suchen und zu ihr zu bringen - Damons Schwert.
Doch Kerr konnte es auch im Weltentor nicht entdecken.
Oder sollte er es benutzen - sollte er in jene andere Dimension überwechseln, um dort nach dem Schwert zu suchen?
Zögernd machte er einen Schritt auf die Öffnung ins Nichts zu, dann noch einen und noch einen und…
***
Straße der Götter
Das Pferd bäumte sich auf. Mit unglaublicher Schnelligkeit kamen die Krokodile heran. Zamorras Blasterschuß verfehlte das vorderste, schmolz einen Teil des Sandes. Mit Mühe konnte er sich im Sattel halten, einen Arm um Nicole geschlungen, die vor ihm saß. Da war das Krokodil héran.
Aber da war noch etwas.
Übergangslos riß die Welt vor ihnen auseinander. Wie die Irisblende einer Kamera öffnete sich jäh etwas in der Luft, wurde blitzartig größer. Der Hauch der Ewigkeit berührte die beiden Menschen.
Und irgend etwas Düsteres zischte aus dieser Öffnung hervor. Ein schwarzer Kugelblitz? Krachend schlug es in dem vordersten Krokodil ein. Ein dunkles Wabern umhüllte das Tier, das plötzlich ganz still lag.
Dann explodierte es.
Weder Zamorra noch Nicole ahnten, daß hier ein Dämon sein Ende fand, der durch einen Dimensionstunnel hierher geschleudert worden war, und der diesen Übergang nicht verkraftet hatte. Aber sie begriffen beide, was dieses Loch, das sich vor ihnen gebildet hatte und mit einem dunklen Tunnel in die Unendlichkeit zu führen schien, war.
»Ein Weltentor!« schrie Nicole.
»Meine Ahnung!« stöhnte Zamorra dumpf. Es konnte kein Zufall sein, daß sich dieses Tor ausgerechnet jetzt vor ihnen öffnete. Es mußte mit dem seltsamen Drang Zusammenhängen, der ihn nach Grex gezogen hatte.
Das zweite Krokodil! Fast hätte er es vergessen! Es war schon heran!
»Festhalten!« keuchte Zamorra und gab dem Pferd die Hacken zu spüren. Es machte einen Satz nach vorn - in das Weltentor hinein.
»Bist du irre?« keuchte Nicole. »Du weißt ja gar nicht, wohin es uns bringt… vielleicht in noch eine andere…«
Da waren sie bereits in dem eigentümlichen Tunnel. Nicoles Stimme verzerrte sich, verhallte in unendlichen Weiten und wurde dabei immer leiser, als entferne sie sich mit hoher Geschwindigkeit von Zamorra, obwohl sie immer noch direkt bei ihm war.
Sie stürzten durch eine finstere Unendlichkeit ihrem Ziel entgegen.
Die Straße der Götter blieb hinter ihnen, durch eine Ewigkeit von ihnen getrennt.
Und ein Kreis durch Raum und Zeit begann sich zu schließen.
***
Süddeutschland
Plötzlich hörte Kerr ein eigenartiges, hohles Pfeifen, das ihn aus seinem träumerischen Zustand riß. Er fuhr zusammen und sah, daß er nur noch wenige Zentimeter von dem Weltentor entfernt war. Die Schutzsphäre des Amuletts, das am Silberkettchen vor seiner Brust hing, ragte bereits in die Unendlichkeit hinein, die direkt vor ihm begann.
Und das hohle Pfeifen wurde lauter und raste dabei die Tonleiter empor, bis es eine schier unerträgliche Tonlage erreichte.
Kerr glaubte, seine Trommelfelle müßten gleich auseinanderplatzen.
Und wie es
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