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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Worte, die ich sehr deutlich verstand.
    »Der Fluch. Er ist zurückgekehrt…«
    »Nein«, sagte der Pfarrer. »Nein…« Er schüttelte den Kopf und wischte sich über die Stirn.
    Suko stieß mich an. »John, ich glaube, da stimmt so einiges nicht«, sagte er leise.
    Ich nickte.
    Hinter uns war es ruhig geworden. Die ehemaligen Kollegen der Toten saßen starr auf ihren Plätzen. Niemand wußte so recht, was er unternehmen sollte.
    Suko bewegte sich. Er brachte seine Lippen dicht an mein Ohr, so daß nur ich die Worte verstehen könnte. »Wir müssen nachsehen, John. Um Himmels willen, da geschieht etwas.«
    Alle zuckten wir zusammen, als wir das Heulen vernahmen, das dumpf aus dem Sarg klang. Es schien tief in meine Seele zu schneiden, und ich bekam Angst.
    »Mein Gott, was ist das?« Eine Frau hatte hinter uns die Frage gestellt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir wollten der Sache auf den Grund gehen.
    Noch vor Suko stand ich auf und drängte mich ein paar Schritte nach links, um das Ende der Bankreihe zu erreichen. Mrs. Berger hatte den Kopf gedreht und schaute uns aus großen, tränenverschleierten Augen an.
    Der Pfarrer hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Als er uns neben sich bemerkte, bewegte er die Lippen.
    »Was haben Sie vor?«
    Ich blieb stehen. Ebenso leise gab ich die Antwort. »Wir müssen den Sarg öffnen.«
    Der Geistliche wurde noch blasser. Seine Augen weiteten sich.
    »Nein, das können Sie nicht machen.«
    »Dann geben Sie mir eine Erklärung für das seltsame Geräusch, Herr Pfarrer.«
    »Vielleicht ist es überhaupt nicht aus dem Sarg gedrungen«, schwächte der Pfarrer ab.
    »Mit dieser Antwort belügen Sie sich selbst.«
    Wir konnten nicht mehr lange untätig herumstehen, denn die Trauergäste wurden unruhig. Sehr deutlich vernahmen wir das Tuscheln und Flüstern.
    »Sie müssen sich entscheiden, Pfarrer!« drängte auch Suko.
    Der Geistliche nickte. »Gut, wie Sie meinen, meine Herren. Wir lassen den Sarg öffnen, aber nicht jetzt. Wenn die Trauerfeier beendet ist, ziehen wir uns zurück. Ist das eine Lösung, Mister?«
    »Ja.« Ich nickte Suko zu. Er drehte sich um, und wir gingen wieder an unsere Plätze, verfolgt von zahlreichen Blicken. Bestimmt wollten die Leute wissen, was wir mit dem Pfarrer beredet hatten, doch ich sah keine Veranlassung, dies breitzutreten.
    Wir nahmen wieder Platz. Mrs. Berger drehte sich eine Bankreihe vor uns um. Sie schaute mich an, und ich las Verstehen in ihren Augen. Die Frau wußte mehr, das lag auf der Hand. Vor der Leichenhalle hatte sie ebenfalls eine Bemerkung gemacht, und als das erste Knurren ertönte, hatte sie von einem Fluch gesprochen.
    Längst war ich mir sicher, daß hier wieder ein Fall auf uns wartete. Ich hätte wirklich gern nachgeschaut, doch ich sah auch ein, daß wir auf die übrigen Trauergäste Rücksicht nehmen mußten. Meine Blicke konnte ich ebenfalls nicht von dem dunklen Sarg lösen. Welches Geheimnis verbarg er? Lag darin wirklich eine Tote – oder irgendein anderes Lebewesen?
    Das war die große Frage, die ich hoffentlich bald beantwortet bekam.
    Mit nicht mehr ganz so sicherer Stimme redete der Geistliche weiter. Er führte noch einen kurzen Lebenslauf der Verstorbenen auf, sprach von den Geheimnissen des Schicksals und von den Wegen des Herrn, die oft sehr verschlungen sind.
    Eine Mini-Andacht schloß sich an die Predigt an. Mir kam es vor, als wäre der Pfarrer nicht so recht bei der Sache. Immer wieder schweifte sein Blick ab. Er schaute den Sarg an, wobei ich Skepsis in seinen Augen sah.
    Schließlich beendete der Geistliche die Trauerfeier. Er machte es sehr geschickt, als er hinzufügte: »Die Versammelten möchte ich doch bitten, in etwa einer Viertelstunde sich am Hinterausgang der kleinen Kapelle zu versammeln. Wir werden von dort aus gemeinsam zum Grab gehen und die Tote auf ihrem letzten Weg begleiten.«
    Wir standen auf.
    Sofort begann das Flüstern. Die Trauergäste hatten natürlich nicht vergessen, was geschehen war. Sie redeten darüber, ereiferten sich und manche wollten gar nicht mehr mit. Sie hatten Angst.
    Irgendwie konnte ich sie sogar verstehen.
    Wir waren die letzten in der Leichenhalle. Die meisten Trauergäste hatten sie bereits verlassen, als Mrs. Berger noch einmal auf uns zukam.
    »Sie haben es gehört?«
    Wir nickten.
    »Und was hat es mit dem Fluch auf sich?« erkundigte sich Suko. »Sie haben schließlich davon gesprochen.«
    »Ja, das ist schlimm. Ich kann nicht mehr sagen. Nicht

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