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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gute Bekannte von mir. Ich wollte aus privaten Gründen mit zu ihrem Begräbnis und meinem Kollegen ergeht es ebenso. Ein dienstlicher Auftrag liegt nicht vor. Es könnte allerdings einer daraus werden, wenn sich unser Verdacht bestätigen sollte.«
    Der Pfarrer krauste die Stirn. »Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll, Gentlemen, aber wenn Sie darauf bestehen, müssen wir den Sarg öffnen.«
    »Ich bitte darum.«
    Der Geistliche gab den beiden Männern einen Wink. Sie hatten in respektvoller Distanz gewartet und wohl kaum mitbekommen, daß wir Yard-Beamte waren.
    Die Männer traten rechts und links an den Sarg. Ihren kleinen Wagen ließen sie stehen.
    Ich warf einen Blick über ihre Köpfe und sah den Organisten an der schmalen Tür, die zur Kapelle führte. Er hatte sie spaltbreit geöffnet und schielte in die Trauerhalle.
    Die beiden Helfer lösten die Verschlüsse. Sie arbeiteten geschickt.
    Man sah ihnen an, daß sie so etwas nicht zum erstenmal machten.
    Niemand von uns sprach. Die Spannung hatte sich wie ein unsichtbares Band über uns gelegt.
    Welch ein Anblick würde sich unseren Augen bieten? Lag Nadine Berger tatsächlich im Sarg oder war sie verschwunden?
    Die Verschlüsse waren offen.
    In gebückter Haltung warfen die Männer dem Pfarrer einen fragenden Blick zu.
    Der Geistliche nickte.
    Gemeinsam packten die Helfer den Deckel an. Sie hoben ihn nicht langsam weg, sondern wuchteten ihn hoch.
    Wir hatten einen freien Blick.
    Im Sarg lag nicht Nadine Berger, sondern ein Wolf!
    ***
    Der Pfarrer fing sich als erster. »Mein Gott«, sagte er und schlug hastig ein Kreuzzeichen.
    Die Helfer waren blaß geworden. Sie gingen zwei Schritte zurück.
    Ihnen, die viel mit Toten zu tun gehabt hatten, zitterten die Knie.
    Auch ich hätte am liebsten die Augen geschlossen, doch ich wollte Klarheit haben. Viel hatte ich in meiner Laufbahn gesehen, auch Schrecklicheres, aber was sich nun meinen Blicken bot, das ging mir unter die Haut.
    Vielleicht deshalb, weil ich so persönlich betroffen war. Der Wolf lag auf dem Rücken, und er funkelte mich an. Die Augen zeigten eine grünliche Farbe, den gleichen Farbton, den auch die von Nadine Berger gehabt hatte.
    Es war schlimm…
    Ich mußte sehr hart schlucken, um mein Entsetzen zu überwinden. Dieser Anblick traf mich wie ein Keulenhieb. Das dichte Fell des Tieres schimmerte dunkelbraun, und ich war mir nicht einmal sicher, hier einen Werwolf vor mir zu haben. Das Tier sah mir völlig normal aus.
    Wenn nur die Augen nicht gewesen wären…
    »Schließen sie den Sarg!« ordnete ich an, und meine Stimme klang heiser.
    Die beiden Männer gehorchten.
    Als sie den Deckel nahmen, zitterten ihre Hände. Der Pfarrer, Suko und ich hatten uns abgewandt. Während der Deckel sich wieder auf das Unterteil niedersenkte, umklammerten die Hände des Geistlichen ein Holzkreuz. Die Lippen des Mannes bewegten sich im stummen Gebet. Für ihn mußte eine Welt zusammengebrochen sein.
    Auch Suko und ich hatten uns abgewendet, fuhren jedoch herum, als wir einen Schrei hörten. Einer der beiden Helfer hatte ihn ausgestoßen. Wir sahen den Grund.
    Der Deckel lag noch nicht ganz auf dem Unterteil. Er würde auch nicht fest schließen können, denn über den Rand hatte sich eine bleiche Totenhand geschoben, an deren Finger lange, Nägel wuchsen.
    Die Hand einer Frau…
    Eine Hand, die ich kannte, die Nadine Berger gehörte und keinem Wolf.
    Ich riß den Männern buchstäblich den Sargdeckel aus der Hand und schaute in das Unterteil.
    Dort lag Nadine Berger und kein Wolf…
    Sie trug ein langes Totenhemd. Schneeweiß und bis zum Hals geschlossen. Trotzdem sah ich noch etwas von der schrecklichen Wunde, die ihr das Monster beigebracht hatte. Das Haar lag auf dem Kopfkissen. Ausgebreitet wie ein rotes Vlies. Die Augen waren nicht geschlossen. Sie wirkten wie kalte, grüne Murmeln, kein Leben befand sich mehr in ihnen.
    Ich hörte mein eigenes Herz klopfen. Wie schwere Trommelschläge hallte es in meinem Kopf wider. Nun sah ich die Tote und keinen Wolf. Hatten wir uns getäuscht?
    Der Pfarrer sprach das aus, woran ich auch ein wenig dachte.
    »Eine Halluzination. Wir sind einer Einbildung erlegen. Es gibt keinen Wolf. Wir haben uns getäuscht, wirklich. Weil wir fest daran geglaubt hatten, nahmen wir auch an, daß es ein Wolf sein müßte, der in dem Sarg lag. Jetzt sehen wir es ja. Es ist eine normale Tote.«
    Er atmete tief aus, als wäre er beruhigt.
    Suko und ich waren es keineswegs. Ich

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