0192 - Die Kriegslist des Akonen
sich die Geschichte unserer Flucht genau vorstellen,"
„Ein Teil ihrer Schiffe wird mit dem Schlachtkreuzer vernichtet", rief Reginald Bull vom Pilotensitz herüber. „Das wird sie einige Zeit aufhalten. Sie müssen die Schiffbrüchigen aufnehmen und sich um die Schiffe kümmern, die nicht mehr flugfähig sind."
„Vergessen wir nicht, daß erst die Hälfte der akonischen Suchschiffe in der Nähe der LION angekommen war", sagte Rhodan. „Sie haben immer noch einen starken Verband zur Verfügung, um nach uns zu suchen."
„Wir haben einen guten Vorsprung, Sir", warf Tschato ein. „In wenigen Minuten haben wir das Simban-System erreicht."
Rhodan konnte den Optimismus des Kommandanten nicht teilen.
Er ahnte, daß die Akonen ihre Anstrengungen jetzt verdoppeln würden. Der Untergang der LION war für sie zu einer Katastrophe geworden. Die Akonen dachten wahrscheinlich jetzt mehr an eine Rache als an die Gefangennahme Rhodans. Von ihrem achthundert Lichtjahre entfernten Stützpunkt würden weitere Schiffe in dieses Gebiet fliegen, um die Suche voranzutreiben. Die Akonen wußten, daß ein Beiboot mit der Besatzung eines Schlachtkreuzers an Bord keinen weiten Flug wagen konnte.
Rhodan fragte sich, auf welchem Planeten der Sonne Simban sie landen sollten. Roost kam nicht in Betracht. Der dritte Planet, ein Methangasriese ohne Eigenrotation, schien als Übergangslösung geeignet zu sein. Im Terminator, der Zwielichtzone zwischen ewiger Nacht und nie endendem Tag, gab es bestimmt Unterschlupfmöglichkeiten. Inzwischen konnten die Akonen die Sauerstoffwelten nach ihnen absuchen. Wahrscheinlich würden alle Maßnahmen letzten Endes doch nur eine Verzögerung der Gefangennahme bedeuten. Es gab im Augenblick keine Hoffnung auf Unterstützung. Rhodan verspürte keine Neigung, für alle Zeiten auf einem fremden Planeten zu bleiben. Er war sich jedoch darüber im klaren, daß die einzigen Schiffe in diesem Sektor Akonen oder Blues gehörten und deshalb vollkommen wertlos waren. Wenn sie nicht bereit waren, die gewaltige Entfernung zum Zentrum der Milchstraße als Gefangene zurückzulegen, würden sie wahrscheinlich ihr Leben im SimbanSektor beschließen müssen - es sei denn, der Zufall würde eines Tages ein terranisches Schiff in dieses Gebiet führen.
Rhodan hatte sich bisher nie auf Zufälle verlassen. Er nahm sein Schicksal gern in die eigenen Hände. Dazu mußte man jedoch frei sein und über eine gewisse Macht verfügen. „Wir werden auf dem dritten Planeten des Simban-Systems landen", verkündete Rhodan, „Ein Methanplanet", sagte Atlan. „Wir haben nur einhundert Schutzanzüge an Bord. Das bedeutete, daß der größte Teil der Besatzung sich ständig innerhalb des Schiffes aufhalten muß."
„Wer befürchtet, daß er verrückt wird, kann ja einen Schutzanzug in bestimmten Zeitabständen austauschen", meinte Rhodan. „Auf jeden Fall können wir zwei Wochen terranischer Zeitrechnung auf dem Methanplaneten bleiben, ohne zu verhungern. Solange reichen unsere Vorräte an Lebensmitteln und Nahrungskonzentraten. Wasser existiert in fester Form auf der fremden Welt. Nach einem Reinigungsprozeß dürfte es genießbar sein."
„Was ist mit Melbar Kasom?" fragte Bully spöttisch. „Hast du auch an seinen Bedarf gedacht?" Rhodan nickte. „Er wird von seinem eigenen Fett leben müssen." Er wandte sich an Mory Abro. „Für Sie steht eine Kabine zur Verfügung, die Sie allein benutzen können." Ihre Augen blitzten. „Ich beanspruche keine Vorteile", sagte sie spitz. „Wie Sie wollen", meinte Rhodan. „Auf jeden Fall bleibt die Kabine zu Ihrer Verwendung frei." Warum wollte diese Frau mit aller Gewalt wie ein Mann behandelt werden? Nachdem die LION Iins Simban-System eingedrungen war, ließ der Pilot sie in den Normalraum zurückfallen. Siebenhunderttausend Meilen vom dritten Planeten entfernt, tauchte die Kaulquappe auf. Sofort durchgeführte Ortungen ergaben, daß sich kein Raumschiff in diesem Gebiet aufhielt. Rhodan wischte mit der Hand über seine Stirn, als müßte er sich von einem lästigen Druck befreien. Jede lange Flucht mußte einen Mann mit der Zeit zermürben. Auch wenn er ein Unsterblicher war.
Am 14. Februar des Jahres 2329 entdeckte Salter Migh, daß er ein Gewissen besaß. Es meldete sich, als er gemächlich den Landesteg der GREY STAR hinunterschlenderte, um die Kranwagen beim Entladen des Schiffes zu beobachten.
Ausgerechnet in diesem Augenblick, wenige Minuten vor der Auszahlung des
Weitere Kostenlose Bücher