0192 - Die Kriegslist des Akonen
Frachttarifes durch die Gesellschaft, der die GREY STAR angeschlossen war, erinnerte sich Salter Migh an das Notsignal, das sie während ihres Fluges zur Permit-Kolonie aufgeschnappt hatten. Salter Migh war Kommandant des Handelsschiffes GREY STAR. Er war zweiundsechzig Jahre alt, für einen Händler kein außergewöhnliches Alter. Vier Jahre seines Lebens hatte Migh im Gefängnis zugebracht. Er hatte Rauschgift geschmuggelt und war dabei erwischt worden. Seit dieser Zeit hatte Salter Migh unbändigen Haß in sich gefühlt. Haß gegen jede Obrigkeit, Haß vor allem gegen Perry Rhodan, der all diese Gesetze befürwortete, von denen eines Salter Migh ins Gefängnis gebracht hatte. Und nun hatte ausgerechnet die GREY STAR den Notruf eines Captain Walt Heintman aufgefangen, der mit einer Kaulquappe von der Eastside der Galaxis bis in die Nähe der Permit-Kolonie vorgedrungen war. Salter Migh wußte nichts vom Verband des Admirals Nayhar, der ebenfalls das Notsignal empfangen hatte: Er glaubte, daß er und die Männer seines Schiffes die einzigen Menschen waren, die wußten, wo sich Rhodan jetzt aufhielt, Auf seine Besatzung konnte sich Migh verlassen. Keiner würde ohne seine Genehmigung plaudern. Die Kaulquappe des Captain Heintman war inzwischen wahrscheinlich irgendwo notgelandet. Ihre Leistungskapazität mußte nach diesem Gewaltflug total erschöpft sein. Es hing also allein von Salter Migh ab, ob ein Rettungsversuch für Perry Rhodan unternommen wurde oder nicht. Während des Fluges zum Mars hatte Migh beschlossen, die Funkbotschaft einfach zu vergessen.
Diesen Entschluß hatte er beibehalten, bis er den Landesteg der GREY STAR betreten hatte. Der Mars hatte Migh schon immer sentimental gestimmt. Migh blieb stehen und starrte zu den Gebäuden der Gesellschaft hinüber. Warum mußte sich ausgerechnet jetzt sein Gewissen regen und ihn fragen, ob all diese Gebäude auch bestünden, wenn es nie einen Perry Rhodan gegeben hätte? Migh war ein dürrer Mann, mit vollem, aber militärisch kurzgeschnittenem Haar. Seine Ohren waren außergewöhnlich dünn und groß, sie sahen wie zwei Stücke gegerbten Leders aus. Migh schaute zurück zur GREY STAR - und wieder stellte ihm sein Gewissen die Frage, ob es diese GREY STAR wohl gäbe, wenn Perry Rhodan nie gelebt hätte?
„Hätte Rhodan die Menschheit nicht in den Weltraum geführt, wäre es ein anderer gewesen", murmelte Migh, während der Zorn, den er über sich selbst empfand, ständig anwuchs. Obwohl Salter Migh noch unentschlossen auf dem Landesteg stand, wußte er bereits, was er tun würde. Wenige Augenblicke später wandte er sich um und ging ins Schiff zurück. Die Mannschaft hatte das Handelsschiff bereits verlassen und ihren eintägigen Urlaub angetreten. Lediglich Darb Oltresch, ,ein mürrischer Mann, der sich nichts aus Vergnügungen machte, weilte noch in der Zentrale.
Als er Migh eintreten sah, riß er erstaunt die Augen auf. Hastig schwang er die Beine vom Tisch und suchte nach seinen Schuhen.
Er hatte es sich bereits bequem gemacht. „Entschuldigen Sie, Sir", stotterte er. Migh beachtete seine Verwirrung nicht. „Wir müssen den Hyperfunk der GREY STAR zerstören, Darb", sagte er grollend. „Und zwar jetzt." Darb Oltresch gehörte nicht zu den Männern, die nach Befehlen noch Fragen stellten. Doch diesmal wurde er seinen Prinzipien untreu.
„Zerstören?" Er breitete seine Hände aus, als wollte er sich schützend zwischen dem Hyperkom und Migh aufstellen.
„Ich sagte zerstören, Darb. Und ich meinte zerstören."
Oltresch formte mit den Händen eine imaginäre Kugel. „Wie wollen Sie es haben, Sir? Mit einer Bombe? Mit einem Hammer?
Oder mit einem Fußtritt?"
„Es muß echt aussehen", erklärte Migh. „Jeder, der hier hereinkommt, muß den Eindruck haben, die Funkanlage sei bereits seit mehreren Tagen reparaturbedürftig. Es muß so aussehen, als hätten wir keinen Funkspruch senden können."
„Ich verstehe", behauptete Oltresch, obwohl sein Gesichtsausdruck das Gegenteil bewies. „Wir müssen den Hypersender so zurichten, daß jeder Narr erkennen kann, daß wir einen neuen benötigen," Migh nickte. Er zog seine Jacke aus und legte sie auf den Tisch. Er begann die Ärmel seines Hemdes hochzuwickeln. „Fangen wir an", sagte er. Oltresch, der bis zu diesem Zeitpunkt noch gedacht hatte, der Kommandant mache Spaß, sah sich in seiner Hoffnung getäuscht. Zusammen mit Migh kniete er vor dem Hyperkom nieder. „Diese schöne Anlage, Sir", sagte er
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