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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Eichenparkett des Raumes, die nur für einen phantasievollen Betrachter etwa die Form eines Fünfzacks bildeten. Und die Leser schluckten diese Pille, die ihnen von Zeitungsleuten serviert wurde, die nicht mochten, daß ihre geordnete und übersichtliche Welt, die sie angeblich hervorragend im Griff hatten, zerstört und in Unordnung gebracht wurde. Sie wie ihre Leser waren einfach überfordert, wenn sie zur Kenntnis nehmen sollten, daß es Dinge hinter den Dingen gab, die nirgends auf einer ordentlichen Schule gelehrt wurden und in soweit auch nicht existieren durften.
    Ozaki jedenfalls verfiel sichtlich. Er verwandelte sich in ein Häufchen grauweißer Asche, und als sich ein leiser Wind erhob, der keine Hindernisse zu kennen schien, wurde er verweht, als habe es ihn nie gegeben. Irgendwo aus der Tiefe aber, das wollte der Sekretär gerne beschwören, habe es ein höllisches Triumphgelächter gegeben. Über die näheren Umstände von Ozakis Tod dagegen konnte er nichts aussagen, da er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, seinen Kontrahenten auszuschalten.
    Im übrigen ging der turbulente Kampf unentschieden aus, weil Zamorra eingriff und dem Sekretär klarmachte, daß es nichts mehr zu beschützen gab, da Ozaki sein verdientes' Ende gefunden habe.
    »Sind wir damit einen Schritt weitergekommen?« forschte Muhara ärgerlich. Er hielt nur etwas von Verbrechern, die Handschellen trugen und Geständnisse ablegten. Er konnte sich immer noch nicht von dem lösen, was ihm eingebleut worden war auf einer herkömmlichen Polizeischule…
    ***
    Sato, der Nichirenmönch, hockte im Lotussitz auf seiner Bastmatte und meditierte. Sein Geist, der sich nach innen gewandt hatte, unerreichbar für die materiellen Dinge des Lebens, schweifte durch unendliche Räume, und sein geistiges Auge sah Farben wie Formen, die alles übertrafen, was ein normaler Sterblicher mit seinen Sinnen wahrnehmen konnte und von dessen Existenz nur wenige Auserwählte eine schwache Ahnung hatten. Es bedurfte Jahre eiserner Disziplin und harter Schulung, um die Stufe zu erreichen, die Sato erklommen hatte.
    Selbst Leute, die mit Brachialgewalt und unter Verwendung irgendwelcher Drogen den Trip ins Innere gewagt hatten, wußten nichts von dem, was Sato erfuhr. Ihre Methoden unterschieden sich von den seinen wie Wasser vom Feuer. Sie waren ungebärdige, labile Charaktere, während sein Weg fast mehr verlangte, als ein Mensch geben konnte.
    Und aus den Nebeln kristallisierte sich erst eine Gestalt heraus, die Bill Fleming war. Dann sah er Nicole Duval, die Sekretärin des Professors Zamorra. Seine Wanderung wurde unterbrochen. Die Kräfte seiner Seele konzentrierten sich auf diese beiden Menschen, die sich nicht von ungefähr in den Vordergrund gedrängt zu haben schienen.
    Die Farben verblaßten, das Spiel ineinanderfließender Rottöne endete so langsam, daß Sato vor Ungeduld vergangen wäre, hätte er nicht jahrelange Übungen hinter sich.
    Sato, der sich meilenweit entfernt von dem Tokyo Prince Hotel am Shiba Park befand, gewann klare übersieht, als beobachte er alles aus nächster Nähe. Er hielt die Augen geschlossen und wurde doch Zeuge.
    Bill Fleming hielt sich mit seiner Begleiterin in der Hotelbar auf Sie bewegten die Lippen, sprachen miteinander, aber kein Laut drang an das Ohr des stummen Zeugen, erreichte sein Bewußtsein. Dafür sah er die Aureole über den beiden, die ein böses Omen darstellte und Gefahr signalisierte. Es war ein schwarzoranger düsterer Schein über den beiden ahnungslosen Häuptern.
    Satos Unterbewußtsein kreiste um diesen Hinweis, und plötzlich wurde ihm Erleuchtung zuteil. Aus gefährlich sprühenden silbrigem Nebel schälte sich eine Gestalt heraus, die das rote Mal der Verdammnis trug.
    Der Mann, der sich da in das Hotel schlich, führte Schlimmes im Schilde. Er pirschte sich unbemerkt durch den Lieferanteneingang.
    Gekleidet war er wie ein Europäer, aber der asiatische Schnitt des Gesichtes verriet den Japaner. Außerdem trug er jenen Fünfzack als Symbol seiner Zugehörigkeit, den er zwar geschickt unter dem aufgestellten Kragen seines Trenchcoats verbarg, der aber trotzdem dem Seherblick Satos nicht entging.
    Bill Fleming, der Amerikaner, schien unruhig zu werden, weil auch er, nach langen Jahren der Zusammenarbeit mit Zamorra, nicht mehr gänzlich ahnungslos durch diese Welt stolperte. Da hatte sich ein sechster Sinn herausgebildet, eine besonders feine Antenne für die Kräfte und die Nähe der Schwarzen

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