0192 - Hotel zur dritten Hölle
Mordinstrument Will Mallmann zu töten.
Der Kommissar zog seine Waffe.
Es war die mit Silberkugeln geladene Beretta. Mallmann war entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Er wollte andere mitnehmen.
Der Tod bemerkte seine Verzweiflungstat. Nur ein müdes Lächeln hatte er dafür übrig.
»Du willst schießen? Bitte.«
Schweiß bedeckte Wills Stirn. Sein Herz schlug schneller. Die Antwort des Mannes in Schwarz bewies ihm, daß es um seine Abwehrmethode nicht gut bestellt war.
Trotzdem schoß er.
Will Mallmann freute sich fast, als er den Abschuß vernahm. Dieser peitschende Klang der Waffe war etwas anderes, etwas Reales, denn er bewies ihm, daß sich Will nicht getäuscht hatte.
Die Kugel traf.
Und sie fuhr hindurch!
Will verzog das Gesicht. Gleichzeitig schüttelte er den Kopf. Er hatte gesehen, daß das geweihte Silbergeschoß etwa in Brusthöhe eingeschlagen war, aber es hatte der Gestalt nichts getan. Will glaubte auch, ein Flimmern gesehen zu haben, kurz bevor die Kugel in oder durch den Körper schlug. Da war die Gestalt auf einmal durchscheinend geworden, obwohl sie sich einen Augenblick später wieder materialisiert hatte.
Lachen!
Nicht von Helen oder dem Tod, sondern von allen Zombies. Sie lachten den Kommissar aus, und es steigerte sich zu einem regelrechten Gebrüll, das Will in den Ohren schmerzte, und er verzog das Gesicht.
Sie lachten ihn aus, und sie weideten sich an seiner eigenen Hilflosigkeit.
Noch einmal schoß Will. Diesmal zielte er auf den haarlosen Schädel des Mannes in Schwarz.
Wieder das Flimmern und dann der dumpfe Laut, mit dem die zweite Silberkugel in den Tresen der Rezeption hieb und dort einen Splitter hervorriß.
»Es hat keinen Sinn«, sagte der Tod. »Du wirst sterben und dann zu uns gehören, denn die Magie dieser Dimension macht es möglich, daß du als Untoter wiederauferstehst.«
Das war Will Mallmann auch klargeworden. In dieser schrecklichen Dimension war eben alles möglich.
Die Zombies begannen zu singen. Mit schrillen Stimmen intonierten sie einen schaurigen Totenchor, der zum Grabgesang für Will Mallmann werden sollte.
Sie hatten Platz für Helen gelassen. Frontal schritt sie auf den Kommissar zu. Will hatte seine Waffe wieder weggesteckt. Er wollte sich mit bloßen Händen verteidigen und seinen Tod so lange wie möglich hinauszögern.
»Komm zu uns, mein Freund!« flüsterte Helen. »Komm zu mir. Wir wollen dich..«
Zwei Schritte befand sie sich noch von Will Mallmann entfernt, als dieser sein rechtes Bein hob.
Dann trat er zu.
Der weibliche Zombie machte überhaupt keine Anstalten auszuweichen. Er nahm den Tritt voll, wurde zurückgeschleudert, und Will Mallmann warf sich vor, weil er eine Bresche zwischen die anderen schlagen wollte, um zur Treppe zu gelangen.
Das schaffte er nur halb. Urplötzlich hieb der Tod zu. Seine kalte Totenklaue krachte in Wills Rücken. Ein feuriger Schmerz schoß durch den Körper des Kommissars. Mallmann brach zusammen und war erst einmal nicht in der Lage, sich zu erheben.
Als es ihm dann ein wenig besser ging, hatten die anderen den Ring dichter gezogen.
So nahe standen sie bei ihm, daß ihre Fußspitzen fast den Körper des Kommissars berührten.
Keuchend blieb der Kommissar liegen. Weit hatte er seinen Mund aufgerissen, um Luft zu bekommen. Dann drehte er sich schwerfällig auf die Seite. Er konnte seinen Blick heben und schaute genau in das Gesicht des weiblichen Zombies. Die Untote hielt noch immer die Säge fest. Die Haut auf ihren Händen wirkte nicht nur dünn, sondern auch wächsern. Der Mund stand offen. Ein fauliger Geruch drang daraus hervor. Will Mallmann verzog angewidert das Gesicht.
Dann senkte Helen ihre Arme. Erst jetzt sah Will das Schimmern des Sägeblatts. Irgendein Lichtreflex verirrte sich auf der Klinge, so daß sie aufblitzte.
Die Untote grinste. Die wilde Vorfreude auf das, was ihr bevorstand.
Sie durfte einen Menschen in den Kreis der Zombies holen. Durch ihre blutige Tat.
Will Mallmann hörte die dumpfen Schläge, als neben ihm zwei Zombies zu Boden fielen. Im nächsten Augenblick spürte Will Totenfinger rechts und links auf seinen Schultern.
Eisern hielten sie fest. Und nicht nur das. Sie drückten ihn auch herum.
Jetzt lag er rücklings auf dem Boden. Das Gewicht der beiden seelenlosen Körper nagelte ihn fest. Angst peitschte in seinem Innern hoch. Die anderen Gestalten standen um ihn herum, hatten die Blicke gesenkt und schauten auf ihn.
Nur auf
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