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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Körper.
    Ich wußte, daß ich nicht mehr allein war. Ich hatte nichts gehört und nichts gesehen. Aber alle meine Instinkte warnten mich und verrieten mir die Anwesenheit von mindestens einer anderen Person.
    Meine Handflächen wurden feucht von kaltem Schweiß. Das Blut hämmerte in meinen Adern, daß ich den Pulsschlag bis hinauf in den Hals spürte.
    Ganz langsam fuhren meine Finger am Mantelrevers in die Höhe, tasteten sich behutsam in die Wärme unter dem Jackett hinein und fühlten schon die harten Kanten des Revolvergriffes, als schlagartig Licht wurde.
    Ich fuhr herum — und ließ meinen Smith and Wesson fallen.
    Vier Mann standen in meinem Rücken. Jeder von ihnen eine 38er in der Hand.
    Von rechts und links kamen je zwei weitere heran. Grinsend, zufrieden, brutal und dumm; Gangstergesichter, wie sie in jedem Verbrecheralbum zu Tausenden abgebildet sind. Arbeitsscheue Burschen, die sich ihren Lebensunterhalt erwarben, indem sie einem Boß gehorchten und für ihn die Drecksarbeit verrichteten. Notfalls sogar für ihn mordeten.
    Und der Boß stand nur zwei Schritte von mir entfernt. Seine Augen waren fast geschlossen und erzeugten den Eindruck, daß er schläfrig sei. Vielleicht war er es wirklich. Aber seine schlanke Gestalt stand so kerzengerade wie beim ersten Male, als wir uns begegneten. Und genau wie damals trug er den dunkelblauen Zweireiher.
    »Sieh an, der G-man!« sagte er in seiner leisen Art, ohne sich dabei zu bewegen.
    Der Eisberg trat einen Schritt näher. Ganz langsam nahm er mir den Hut ab und ließ ihn aus spitzen Fingern zwischen uns beiden zu Boden fallen. Ohne mich aus seinen grauen, kalten Glasaugen zu lassen, putzte er nacheinander seine Schuhe an meinem Hut ab.
    In mir war alles gefroren. Ich wußte, daß er mich demütigen wollte.
    Acht Pistolen sind auch für einen G-man genug. Ich starrte in diese gefühllosen Augen und zuckte nicht mit der Wimper.
    Als mein Hut ein zertrampeltes Bündel war, hob er beide Hände hoch und legte mir den hochgestellten Mantelkragen um. Langsam, ruhig, unpersönlich.
    Und dann schlug er mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Jeder einzelne seiner Finger brannte auf meinen Wangen.
    Ich hatte die Fäuste geballt. Aber ich rührte mich nicht. Ich steckte seinen Schlag ein, während sich etwas eiskalt um mein Herz legte.
    »So«, sagte er. Tonlos wie immer. Kaum laut genug, daß man’s richtig verstehen konnte. »Heben Sie Ihren Hut und Ihren Revolver auf. Sie können gehen.«
    ***
    Langsam ging ich hinaus. Dröhnendes Gelächter folgte mir. Es fraß sich in mein Gehirn und hallte in allen Windungen wider.
    Mit den Bewegungen eines Schlafwandlers marschierte ich auf den Fahrstuhl zu, drückte den Knopf und fuhr hinauf.
    Ich kam bis vor die dicke Bohlentür. Sie stand sperrangelweit offen. Das hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Aber ich hatte meine fünf Sinne noch nicht wieder richtig zusammen.
    Wie im Traum stieg ich die 18 Stufen hoch. Nicht einmal, daß jetzt Licht im Speicher brannte, fiel mir auf.
    Als ich auf der obersten Stufe war, traf mich ein Hieb wie von einer Keule ins Genick.
    Ich stürzte vorwärts und schlug der Länge nach hin. Für Sekunden hatte ich alles Gefühl verloren. Ich sah den grobkörnigen Schmutz vor meinem Gesicht wie in einer Großaufnahme.
    Und dann, mit einem Schlage, war ich hellwach. Ich musterte meine Umgebung, ohne mich zu rühren.
    Links von mir sah ich die großen Füße eines Mannes, der dicksohlige Wildlederschuhe trug. Ich sah nur die Füße und etwas von seiner Hose. Aber das genügte mir.
    Meine Hände griffen zu. Ich riß und sprang gleichzeitig auf die Füße.
    Der Kerl flog nach hinten. Aber dies war gleichsam das Signal.
    Vier oder fünf Gestalten stimmten ein zorniges Gebrüll an und stürzten sich auf mich. Ich nahm den ersten an wie in einer Trainingsstunde. Er lief in meinen Aufwärtshaken hinein.
    Er wurde ein wenig aus den Schuhen gehoben und krachte gegen den Kistenstapel hinter ihm.
    Meine Gegner zogen sich ein paar Schritte zurück. Aber da sah ich vier weitere den Gang zwischen den Kisten heranstürmen.
    »Los, Jungens!« rief einer. »Den dürfen wir fertigmachen!«
    Dürfen! Das Wort krallte sich in meinem Gedächtnis fest. Dieser Mordbefehl war schon ein Beweis gegen den Boß. Ich sprang zwei Schritte nach links, bis mein Rücken Deckung an den Kisten hatte. Mit einem Griff hatte ich meine Waffe in der Hand. Es war höchste Zeit, wenn ich sie noch stoppen wollte. Ich zielte einem vor

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