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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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die Füße und zog durch.
    Es geschah überhaupt nichts. Zum ersten Male in meinem Leben hatte ich vergessen, daß der Hammer nicht gespannt war. Ihr Triumphgeschrei füllte den Speicher. Wie eine Woge schlugen sie über mir zusammen.
    Natürlich schafften sie mich. Ich empfing Schläge, Hiebe und Tritte. Es gab kaum einen Quadratzoll Haut an mir, der nichts abbekam. Ich sah bald nur noch rotzuckende Blitze und grellgelbe Nebel, die sich in meinem Bewußtsein ausbreiteten.
    Irgendwann stürzte ich in einen endlosen Abgrund, der oben rot war und immer dunkler wurde. Schließlich war auch der Sturz vorbei. Ich wußte nichts mehr, ich fühlte nichts mehr.
    Ich spürte viel später, daß ein Dutzend Bohrer mit rotglühenden Spitzen meinen Schädel durchratterten.
    Funken stiebten von den Bohrern aus. Jeder Funke war ein tiefer Nadelstich, der wieder anders wehtat als das dumpfe Brummen der Bohrer.
    Mit dieser Wahnvorstellung war ich einige Zeit beschäftigt, bis ab und zu durch den Schmerz in meinem Gehirn ganz fern das Signal kam: das linke Bein ist eiskalt.
    Mir tat alles auf eine unbeschreibliche Weise weh. Ich fror schauderhaft, brachte aber die Kraft nicht auf, mich zu bewegen.
    Später fühlte ich, daß mir die Brust bei jedem Atemzug wehtat. Dann wußte ich plötzlich, daß mein Genick schmerzte.
    Ganz zuletzt wurde mir klar, daß sich auch mein Magen nicht wohlfühlte. Er würgte.
    Als ich die Augen das fünfte Mal öffnete, erkannte ich ein paar graue Stufen, die rechts ins Leere führten, während links eine hohe Mauer war, deren Anfang und Ende ich nicht erkennen konnte. Aber mein rechter Arm ragte hoch und war in irgendwas verwickelt.
    Ich drehte den Kopf mühsam und entdeckte eine Kette, die als Ersatz für ein Geländer von oben her an der Treppe herablief. Mein rechter Arm baumelte über der Kette hinweg, als ob er gar nicht zu mir gehörte.
    Es war eine Treppe, die von der hohen Kaimauer zum Wasser führte. Sie mußten mich kurzerhand die Treppe hinabgestürzt haben, als ich schon bewußtlos war. Sicherlich hatten sie es in der Absicht getan, mir vom Hudson den Rest besorgen zu lassen.
    Ich aber war mit dem rechten Arm über die Kette gestürzt und auf der Treppe liegengeblieben. Allerdings hing mein linkes Bein bis dicht ans Knie in dem eisigen Wasser. In der Finsternis hatten sie es nicht gesehen. Und es war bestimmt keiner die Treppe herabgestiegen, um nachzusehen.
    Na ja. Ich brauchte viel Zeit, aber ich kam hoch. Und ich bewegte mich auf allen vieren. Sonst wäre ich die Treppe überhaupt nicht hinauf gekommen. Wievielmal ich dabei Pausen einlegte, weiß ich nicht mehr.
    Aber als ich endlich über die letzten Stufen hinweg auf den Kai kroch, kam gerade die erste Gruppe von Hafenarbeitern, um ihre Arbeit anzutreten. Es war sechs Uhr.
    Die Jungen fragten nicht, sie sagten nicht viel, aber sie taten alles, was notwendig war. Innerhalb von zwei Minuten lag ich in ihrer Frühstücksbude, und jemand setzte mir eine halbrunde Brandyflasche an die Lippen. Ein anderer reichte mir eine angezündete Zigarette.
    Nachdem sie mir ein paar Minuten Zeit gegeben hattten, fragte einer: »Welches Krankenhaus sollen wir anrufen, Bruder?«
    Ich machte mit den Fingern eine abwehrende Bewegung. Ich wollte etwas sagen, aber mehr als ein trockenes Krächzen bekam ich nicht über die Lippen. Also tippte ich unter Aufbietung der wenigen Kräfte, die ich noch besaß, mit dem Finger auf meine linke Brust.
    Sie verstanden mich nicht, knöpften aber Mantel und Rock auf, weil sie vielleicht glaubten, mir lägen die Sachen zu schwer auf der Brust. Dabei entdeckten sie den 38er in der Schulterhalfter. Er war drin, obgleich ich ihn selber bestimmt nicht wieder zurückgesteckt hatte.
    Ich hörte, wie sie erschrocken durcheinandersprachen.
    »Mit Revolverhelden will ich nichts zu tun haben!« rief einer aus. »Wir sollten den nächsten Cop verständigen und uns an unsere Arbeit machen! Das ist meine Meinung!«
    »Aber das wollen wir lieber an uns nehmen«, sagte ein anderer und holte mir den Revolver aus der Schulterhalfter. Selbst wenn ich’s gewollt hätte, hätte ich sie ihm nicht wegnehmen können. Ich war viel zu schwach dazu.
    Ich gab mir alle Mühe, es ihnen zu erklären, aber ich fühlte mich im Augenblick so elend, daß ich keinen Ton herausbekam. Dafür besah sich der Mann, der mir mein Schießeisen weggenommen hatte, die Waffe zu meinem Glück ein bißchen genauer.
    »Schönes Ding«, sagte er. »Vielleicht ein bißchen

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