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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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passen Sie eigentlich in diesen Rahmen? Welche Rolle spielen Sie denn?«
    »Albert ist mein Sohn«, heulte sie und riss ihn an ihre Brust. »Jawohl. Staunen Sie nur. Wahrscheinlich haben Sie nicht geglaubt, dass ich schon 49 Jahre alt bin.«
    Sie war zwar schon 55, wie ich aus ihrem Reisepass ersehen hatte, aber ich ließ ihr das Vergnügen und sagte nur:
    »Aha. Ich habe tatsächlich geglaubt, es wäre Ihr Verlobter.«
    Das schien sie fast über ihr Unglück zu trösten. Sie schenkte mir ein tränenreiches Lächeln und fing an, ihren Sprössling zu tätscheln, als wäre er gerade drei Jahre alt geworden. Dem Jungen war das sichtlich unangenehm, aber er hielt still. Sie schien ihn gut erzogen zu haben.
    »Wie kommt dann eigentlich der Namensunterschied zwischen Ihnen und Ihrem Sohn zustande?«, fragte ich.
    Sie wurde rot und druckste.
    »Ich war vor dreiundzwanzig Jahren mal für ein paar Wochen verheiratet, ließ mich dann scheiden und nahm meinen Mädchennamen wieder an. Wissen Sie, als Miss hat man doch mehr Chancen«, meinte sie vertraulich.
    »Dann stammt also Ihr Sohn aus der damaligen Ehe?«
    »Ja, so ist es.«
    Damit war auch das geklärt. Ich hatte die ältliche Dame zu Unrecht verdächtigt. Phil hatte inzwischen das Köfferchen geöffnet und die Geldpäckchen auf den Schreibtisch gestapelt.
    »Es stimmt«, sagte er. »Es sind genau drei Millionen.«
    Ich rief Mr. Lasko an und erreichte ihn in seiner Privatwohnung. Um ihn nicht mit seinem juristischen Gewissen in Konflikt zu bringen, erzählte ich ihm ein frommes Märchen. Ich sagte, Miss Porter habe das Geld in Verwahrung genommen, um es sicherzustellen, und es mir soeben übergeben. Lasko war viel zu erfreut, als dass er den Schwindel gemerkt hätte. Im Gegenteil.
    »Ich glaube, es verantworten zu können, wenn wir der Dame eine Anerkennungsprovision von einem Prozent gewähren«, erklärte er großzügig.
    »Ermächtigen Sie mich, diese Summe sofort auszuzahlen?«, fragte ich.
    »Aber selbstverständlich«, entgegnete er. »Wollen Sie den Rest aufbewahren oder in den Nachttresor der Bank geben?«
    »Wir haben hier recht sichere Panzerschränke. Am besten wäre es, wenn Sie den Kram morgen Vormittag bei mir abholen würden. Im Übrigen schlage ich vor, Mrs. Windlass nichts davon zu sagen, wenigstens vorläufig nicht. Sie könnte auf die abwegige Idee kommen, das Geld zu verlangen.«
    »Das wäre zwar nicht im Sinne des Testaments«, sagte Lasko, »aber Sie dürften recht haben. Haben Sie in der Sache selbst schon irgendwelche Fortschritte erzielt? Natürlich ist Mrs. Windlass vollkommen außer sich und verlangte schon von mir, ich solle die verschwundenen drei Millionen nochmals flüssig machen.«
    »Haben denn die Entführer inzwischen wieder was von sich hören lassen?«, fragte ich. »Ich bin nicht ganz sicher, ob man mich davon unterrichten wird. Ihnen müsste man es mitteilen, denn es wäre ja Ihre Sache, das Lösegeld zu beschaffen.«
    »Sollte ich was hören, werde ich selbstverständlich Ihren Rat einholen. Die Entscheidung darüber, ob ich zahlen werde oder nicht, muss ich mir allerdings Vorbehalten. Es ist ja immerhin so, dass es im Sinn des Verstorbenen wäre, wenn die Erpresser befriedigt würden.«
    »Glauben Sie mir, Mr. Lasko, wenn Sie zahlen, unterschreiben Sie damit das Todesurteil des kleinen Robby und seiner Pflegerin, es sei denn, die Zahlung würde Zug um Zug erfolgen. Nur wenn die Entführer Robby und Doris Fink gegen Aushändigung des Geldes in Freiheit setzen, sind Sie sicher. Lassen sie sich aber auf eine Vorauszahlung ein, sind die beiden schon so gut wie tot. Glauben Sie mir, das ist eine alte Erfahrung.«
    »Ich weiß, ich weiß, und trotzdem möchte ich mir später keine Gewissensbisse machen und keine Vorwürfe anhören müssen. Jedenfalls lasse ich Sie wissen, wenn mir was bekannt wird, und ich setze dasselbe von Ihnen voraus.«
    Nach dem Gespräch wandte ich mich wieder Miss Porter zu, die ihren heißgeliebten Albert inzwischen losgelassen hatte.
    »Sie haben gehört, wie ich um Ihretwillen geschwindelt habe, begann ich und fürchtete, sie würde mich aus Dankbarkeit genauso drücken wie ihren Sohn. Ich hatte damit nur die Absicht, Sie vor der eigentlich wohlverdienten Strafe zu schützen. Dabei ist jedoch etwas Unvorhergesehenes eingetreten. Mr. Lasko hat mich ermächtigt, Ihnen als Belohnung dafür, dass Sie gestohlen haben ein Prozent des Geldes auszuzahlen.«
    Ein Prozent klingt nach sehr wenig, aber wenn es sich um eine

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