0193 - Ich heulte mit den Wölfen
sich gegangen sein. Aus Cillys Zimmer hörte ich laute Stimmen, die schrille des kleinen Mädchens und die der Miss Granger, die offensichtlich bemüht war, das Kind zu beruhigen.
»Ich weiß aber was, und ich will unbedingt den G-man sprechen«, schrie die Kleine.
Ich klopfte und bat, aufzumachen.
»Gib nicht so an, Cilly«, schnauzte ich. »Wenn du wirklich was weißt, sag’ es.«
»Es war ein Auto da, und es war keins von unseren. Ich kenne sie alle am Motor. Es war ein fremder Wagen. Ich war gerade wach und sah auf meine Uhr. Ich habe eine Uhr mit Leuchtzifferblatt. Es war genau 11 Uhr 15, und um 11 Uhr 45 fuhren sie wieder weg. Es kommen manchmal fremde Wagen, aber die halten nicht hier vorm Haus, sondern vor einem der Bungalows. Ich weiß das ganz genau. Ich kann sogar hören, vor welchem Bungalow sie halten. Habe ich nun was gewusst oder nicht?«
»Du hast gut aufgepasst, das heißt, wenn es wirklich so ist. Hast du mir auch keine Märchen erzählt?«
»Nein. Manchmal tue ich das, aber diesmal nicht.«
Ich glaubte Cilly, und damit lag die Zeit für den Mord und die Entführung ziemlich genau fest. Die Verbrecher waren von 11 Uhr 15 bis 11 Uhr 45 im Haus gewesen. Der Butler hatte sie gehört oder gesehen und sich zehn Minuten nach ihrer Ankunft mit mir in Verbindung gesetzt. Dabei war er überrascht und ermordet worden. Dann hatte man das Kind und seine Pflegerin geholt und war im Wagen weggefahren. Was mich in Erstaunen setzte, war nur, dass das alles so geräuschlos vor sich gegangen war.
»Hast du auch gehört, als kurz danach zwei andere Wagen ankamen?«, fragte ich.
»Ja, und ich merkte sofort, dass es Cops waren. Ich dachte mir gleich, das was passiert war. Nur wusste ich nicht, was.«
Ich ging wieder hinunter und überlegte dabei, was das für ein merkwürdiges Kind war Sie hatte einen fremden Wagen kommen und wieder abfahren hören. Sie hatte gemerkt, wie die beiden Patrouillenwagen anlangten, und behauptete, gewusst zu haben, dass es die Polizei war. Trotzdem war sie ruhig im Bett geblieben, ohne, wie jedes andere Kind, Angst zu haben. Sie hatte nicht mal das Mädchen geweckt, das bei ihr im Zimmer schlief.
***
Um zwei Uhr fünfzehn fuhr Nadine Ovoll in ihrem Rolls Royce vor. Wieder war sie in Begleitung ihres geschiedenen Mannes. Die zwei schienen sich also neuerdings gut zu vertragen. Als sie die Cops sah, war ihre erste Frage die nach Cilly. Sie wartete die Antwort gar nicht ab, stürmte nach oben und riss ihr Töchterchen in die Arme. Mr. Ovoll, der in der Diele geblieben war, berichtete, er sei zusammen mit ihr in verschiedenen Lokalen gewesen.
Er zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt, als er hörte, was geschehen war. Angeblich hatte er seine Frau, wie er sie bezeichnete, zufällig getroffen. Während ich noch mit ihm sprach, kam auch Patsy Windlass ohne ihren Mann, aber zusammen mit dem schwarzgelockten Piraten, der sich als Richard Meadow vorgestellt hatte.
Ich ließ 'den Jüngling warten und nahm sie mit in das nächstliegende Zimmer. Ich gab mir große Mühe, ihr so schonend wie möglich beizubringen, dass ihr Söhnchen verschwunden und wahrscheinlich entführt worden war. Zuerst schien sie das gar nicht zu fassen, und dann kippte sie ohne einen Ton um. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Arzt zu rufen, der ihr eine Spritze verabreichte und sie mit Hilfe des Mädchens ins Bett brachte. Ihr Begleiter sagte, er sei gegen acht mit ihr in die Oper gefahren und danach zum Essen gegangen. Als Beweis zeigte er mir die beiden Eintrittskarten. Auf meine Frage nach Mr. Windlass zuckte er die Achseln und meinte, der wäre wohl anderweitig beschäftigt gewesen.
Ich dachte mir mein Teil, aber es ist ja schließlich nicht strafbar, wenn ein Ehepaar sich getrennt amüsiert. Meadow gab ferner an, er sei seit fünf Tagen zu Besuch im Parkerschen Haus und bewohne einen der Bungalows, die für Gäste eingerichtet waren. Er gab mir seine Adresse in einem Apartmenthouse in der 57. Straße.
Nun fehlten nur noch John Windlass, Patsys Mann, Mac Chlens und Al Sarpent. Wo die drei steckten und wann sie sich wieder einfinden würden, mochten die Götter wissen.
Gerade kamen meine Jungen vom FBI an. Es waren Walther, Basten, Verbeek und Bellow, ausgesuchte Spezialisten in ihrem Fach. Wenn wirklich was zu entdecken sein würde, war ich sicher, sie würden es nicht übersehen.
Um nichts zu versäumen, setzte ich mich mit der Zentrale in Verbindung und gab Auftrag, über die drei Musketiere,
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