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0194 - Wenn alle Teufel tanzen

0194 - Wenn alle Teufel tanzen

Titel: 0194 - Wenn alle Teufel tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn alle Teufel tanzen
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Rechts und links sah man die Flammen rot und blau hin und her huschen, gespenstische Wesen, die sich mit erschreckender Geschwindigkeit ausbreiteten.
    »Wir müssen in allen Räumen nachsehen!« schrie Gay, denn im Prasseln und Krachen des vor und über ihnen wütenden Feuers konnte man kaum sein eigenes Wort verstehen. »Nehmen Sie den linken Flur, ich den rechten! So kommen wir schneller durch!«
    Lac Leary war das Kommandiertwerden gewöhnt, seit er sich erinnern konnte. Bei seinem etwas zurückgebliebenen Geist hatte er von Kindheit an die Rolle des Untergebenen gespielt, der zu gehorchen hatte. Widerspruchslos lief er nach links in den Flur hinein. Er packte die nächstbeste Türklinke und wollte die Tür aufreißen.
    Mit einem furchtbaren Schrei riß er seine Hand wieder zurück. Einige Fetzen Haut klebten auf dem heißen Metallgriff. Lac Leary leckte sich über die blutende Hand, umwickelte sie mit einem Taschentuch und hielt die Zipfel in der Faust fest. Mit dem Fuß trat er die dünne Holztür ein.
    Mit den Händen war Lac von diesem Augenblick an weit vorsichtiger. Während er keuchend gegen Hitze, Atemnot und Feuersglut ankämpfte, überzeugte er sich, am ganzen Körper in Schweiß gebadet, davon, daß alle Räume auf dieser Seite des Flurs schon von den Bewohnern verlassen waren. Er machte kehrt und suchte den Weg zurück zum Treppenabsatz. Aber er konnte nichts mehr sehen. Wohin er blickte, überall loderten, prasselten, krachten, zuckten und tanzten die Flammen.
    Ein furchtbarer Schreck griff an Learys Herz. Sollte er hier lebendigen Leibes verbrennen? Halb ohnmächtig vor Atemnot und Schmerzen taumelte er an einer Wand entlang. Er geriet in eine Ecke, die ihm anzeigte, daß der Flur zu Ende war. Zu Tode erschöpft und gequält lief er torkelnd denselben Weg zurück.
    Wie von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten, war das Feuer plötzlich zu Ende. Er fand sich auf dem Treppenabsatz, auf dem das Feuer keine Nahrung hatte. Aber sein Jackett war nur noch eine schwelende Lumpensammlung. Er riß es hastig vom Leibe. Auch das Hemd schwelte bereits vom Kragen her. Er zog es aus und warf es mitsamt dem Unterhemd zurück ins Feuer.
    Einem Zustand nahe, der zwischen Bewußtlosigkeit und Gefühllosigkeit lag, ließ er sich zu Boden sinken. Er wußte nicht, wie lange er gelegen hatte, als er plötzlich angestoßen wurde. Er sah auf und entdeckte Gay Robins, der eine ohnmächtige Frauengestalt auf den Armen hielt.
    Es kostete Leary unsägliche Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Aber er bezwang sich und half dem Gefährten, den ihm der Zufall zugespielt hatte. Keuchend schleppten sie die Frau die Treppen hinab. Als sie unten durch den Hausflur tappten, brach oben der Dachstuhl zusammen und ein dichter Regen von Funken prasselte durchs Treppenhaus hinab.
    »Das… das war… wirklich… im letzten… letzten Augenblick…«, keuchte Gay Robins, als sie mit der immer noch Ohnmächtigen hinaus auf die Straße traten. Eiskalter Schneeregen peitschte ihnen in die Gesichter und über Lacs nackten Oberkörper.
    Von irgendwoher kamen zwei Frauen gelaufen, die weiße Kittel und Armbinden mit dem roten Kreuz trugen. Und irgendwie war auf einmal auch eine Trage da. Sie legten die Frau darauf nieder und taumelten wieder über die Straße hinüber zu der Kneipe. Ohne daß sie sich darüber hätten verständigen müssen, tappten sie durch die menschenleere Gaststube zur Theke. Lac probierte die Zapfhähne, bis ef einen gefunden hatte, aus dem helles Bier hervorschoß. Sie schoben ein paar Gläser der Reihe nach darunter und stürzten sich auf das Getränk wie Verdurstende.
    Als sie prustend aufhörten, stöhnte Lac Leary: »So, Bruder. Jetzt geh ich mal nachsehen. In ein paar Minuten bin ich wieder da.«
    »Wohin nachsehen?« fragte Gay.
    »Wer den alten Macintosh umgelegt hat«, sagte Lac. »Ich hab’ da meinen Verdacht. Und wenn ich recht habe, bring’ ich den Halunken mit, der es getan hat. Der alte Maccy war ein netter Kerl. Er war der einzige im ganzen Viertel, der mich nie ausgelacht hat.«
    »Ausgelacht? Dich? Warum?«
    Lac zuckte die Achseln. In seinem breitflächigen Gesicht erschien ein verlegenes Grinsen.
    »Weil ich nicht so schnell denken kann wie die anderen«, sagte er in einer fast rührenden Ehrlichkeit. »Bei mir geht’s da oben nicht so schnell. Ich kann doch nichts dafür. Als ob ich was dafür könnte. Nur der alte Maccy nicht. Der hat nie über mich gelacht. Naja…«
    Er hob die Arme und ließ sie

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