0195 - Der Sturz des Sterndiktators
einem leerstehenden Haus an der Peripherie von New Taylor statt. Isit Huran wurde von Kural dort hingebracht. Wie Kel Bassa an Ort und Stelle gelangt war, blieb unklar. Er befand sich scheinbar völlig allein in dem Haus. Er war dort, bevor Isit Huran und Kural ankamen, und er blieb, als sie das Haus wieder verließen. „Wozu diese Heimlichtuerei?" wollte Isit wissen, als er wieder neben Kural in dessen Wagen saß.
Kural bugsierte das Fahrzeug auf die Fahrbahn, wählte die Heimadresse und überließ die Steuerautomatik sich selbst.
Draußen sank die Sonne. Dunkelheit wollte sich über die Stadt senken, aber die Lichter flammten auf und leuchteten.
„Jeder hat seine Geheimnisse", sagte Kural leichthin.
„Nicht vor mir", erklärte Isit und schmunzelte.
„So ...?" antwortete Kural. „Warum durfte Bassa nicht mit mir reden?" fragte Isit und gab sich gleich darauf selbst die Antwort: „Weil er mir etwas über die Organisation hätte verraten können, die hinter all dem steht. Natürlich kennt er die Leute, die ihm das Gegengift verabreicht haben. Er weiß zum Beispiel ..."
Er zögerte, und Kural sah ihn von der Seite her an. „Was?"
„Nun ... daß diese Leute keine Springer sind."
„Aha."
Isit entschloß sich zu einem raschen Vorstoß.
„Da Sie aber mit jenen Unbekannten im Bund stehen und Springer sich nachweislich nur selten mit Andersartigen verbünden, liegt der Schluß auf der Hand, daß Sie ebenfalls kein Springer sind." Kural schwieg. Es bedrückte Isit, daß seine Eröffnung so wenig Reaktion hervorrief. „Sie sind ein ganz normaler Mensch", schloß er. „Entweder Sie selbst oder Ihre Vorfahren stammen von Terra. Und es ist die Regierung des Imperiums, die an der Einführung des Gegengifts und an der Beseitigung der Regierung des Obmanns interessiert ist, nicht irgendeine Handvoll dahergelaufener, gestrandeter Springer."
„Sie sind Ihrer Sache ziemlich sicher", sagte Kural gelassen.
Isit nickte. „Sie haben Ihre Rolle vollendet gespielt. Ich nehme an, daß man Sie konditioniert hat. Sie besitzen die Erinnerungen eines Springers. Trotzdem sind Sie nicht der, der Sie zu sein behaupten." Kural lachte. „Woher wissen Sie das?"
„Ein winziger Fehler", antwortete Isit. „Bei der Konditionierung, die man Ihnen offenbar gegeben hat, wundert es mich, wie er Zustandekommen konnte. Erinnern Sie sich an unsere Unterhaltung heute vormittag? Wir saßen in Ihrem Eckzimmer, und Sie wollten mir nicht glauben, daß ich nur zu einem Anstandsbesuch gekommen wäre."
„Natürlich", antwortete Kural.
„Das Mädchen kam herein und sprach mit Ihnen in einer fremden Sprache. Sie sagte irgend etwas, was Sie nicht glauben wollten.
So sah es wenigstens aus. Sie erklärte Ihnen die Sache. Sie waren nicht überzeugt, aber Sie gaben nach. In einer solchen Situation gibt es eine typische Geste. Sie zuckten mit den Schultern." Isit schmunzelte vor sich hin, und die Lichter des Armaturenbretts beleuchteten sein vergnügtes Gesicht. „Ihr Pech, daß die Geste terranisch ist." Kural nickte. „Sie haben recht", gab er zu. „Das war ein Fehler. Wahrscheinlich läßt die Konditionierung nach."
Isit musterte ihn überrascht. „Sie geben zu, daß Sie Terraner sind?"
„Ja, natürlich."
„Sie heißen nicht Kural?"
„Nein. Ich bin Curd Djanikadze, Leutnant der Flotte des Solaren Imperiums, zur Zeit im Sondereinsatz." Isit Huran hatte sich den Augenblick, in dem die Schleier fielen, ein wenig dramatischer vorgestellt. Aber Curds Gelassenheit war mitreißend. „Der Sondereinsatz hat die Beseitigung des Obmanns zum Ziel?" vergewisserte er sich.
„Sie sind schlau", entgegnete Curd lächelnd. „Was gewinnt man dadurch?"
„Die Einigkeit des Imperiums. Iratio Hondro ist die Seele der Bestrebungen, die Kolonialwelten von der Erde zu lösen. Was er übersieht, ist die Lage außerhalb des Reiches. Allein auf sich gestellt, wären die Kolonien ein Opfer für jeden Angreifer. Und natürlich befände sich auch Terra in einer ungünstigen Position."
Isit schwieg. Der Wagen glitt rasch über die von dichtem Verkehr erfüllte Straße. Isit erinnerte sich an die Vorstellung, die er von der Entwicklung dieser Welt gehabt hatte - damals, vor vjelen Jahren, als der Obmann noch keine diktatorische Gewalt besessen hatte.
Plophos war die älteste der Kolonien, und bis zur Verhängung der Einreisesperre hatte sie jährlich Tausende von Einwanderern angelockt. Es hätte nicht mehr lange gedauert, dann wäre Plophos eine
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