0195 - Der Sturz des Sterndiktators
sie dem Obmann übergab, war alles verloren. Sie hatten nur dann noch eine Chance, wenn es gelang, innerhalb der nächsten Minuten dem Bergstützpunkt eine Meldung zukommen zu lassen. Kazmer Tureck führte dort in Guris Abwesenheit das Kommando. Wenn Kazmer richtig reagierte und Jerk Hansom mitsamt seinen drei Leibgardisten ausschaltete, noch bevor sie das Haus verließen, dann konnte die Katastrophe vermieden werden.
Guri versuchte, die Finger der rechten Hand zu bewegen. Es gelang ihm nicht, wenigstens nicht, so weit er feststellen konnte, aber prickelnder Schmerz raste den Arm hinauf und bewies, daß das Nervensystem sich bereits auf dem Weg der Besserung befand. Guri hätte gegrinst, wenn er noch Herr über seine Gesichtsmuskeln gewesen wäre. Er hatte Jerk Hansom eines voraus: Er wußte, wie lange das Gift seinen Körper lahmen würde.
Ein Schatten erschien plötzlich in seinem Gesichtsfeld.
„Während meine Leute die Vorbereitungen für den Abtransport treffen", sagte Jerk Hansom mit seiner ruhigen, unbeteiligten Stimme, „will ich Ihnen die Situation erklären. Eine Reihe von Verdachtsgründen führte dazu, daß Will Heeph, Arnt Kesenby und Sono Aront seit geraumer Zeit überwacht wurden. Man folgte ihnen, als sie sich heute abend hierherbegaben. Man machte mir davon Mitteilung, und ich hielt die Sache für wichtig genug, um sie mir selbst anzusehen."
Jerk machte eine Pause, und Guri unternahm einen neuen Versuch, die Finger der rechten Hand zu bewegen. Der Schmerz, den die Muskelanstrengung hervorrief, war mörderisch. Aber Guri spürte, wie die Finger reagierten. Er brauchte jetzt noch sieben oder acht Minuten, dann war er wenigstens so weit wieder hergestellt, daß er handeln konnte.
„Isit Hurans Anwesenheit an diesem Platz kam allerdings auch für mich als vollendete Überraschung. Ich bin überzeugt, daß auch der Obmann sich sehr dafür interessieren wird. Leider kam ich zu spät, um Ihre Unterhaltung mit anzuhören. Ich kann mir jedoch denken, daß die Zusammenkunft keineswegs den Zielen der staatlichen Sicherheit diente. Ich weiß nicht, wie Sie sich ausgerechnet haben, das Druckmittel auszuschalten, das der Obmann gegen Sie in Händen hat. Vielleicht sind Sie närrisch genug, eine Empörung gegen die derzeitige Regierung mit der Bereitschaft zum Selbstmord zu wagen. Vielleicht ist auch dieser fünfte Mann, den ich nicht kenne, der Schlüssel zu allem. Auf jeden Fall wird man Sie einem Verhör unterziehen, und Sie werden nichts verheimlichen können."
Der liebe Gott erhalte deine Selbstgefälligkeit, flehte Guri. Wie eine Welle dumpfen Schmerzes kehrte jetzt das Leben in den Körper zurück. Er fing an zu spüren, daß er nicht nur aus Gedanken bestand. Er war ein schwerfälliges, noch immer fast gefühlloses Ding, das sich in wenigen Minuten rasch bewegen mußte, wenn es gegen Jerk Hansom eine Chance haben wollte.
„Sie wundern sich vielleicht über meine Rolle in diesem Spiel", fuhr Jerk fort. „Ich befinde mich erst seit ein paar Jahren auf Plophos. Ich besaß Erfahrungen als Privatagent auf eigene Rechnung und stellte mich dem Obmann zur Verfügung. Er nahm meine Dienste an, und natürlich wollte er sich meiner Treue auf die gleiche Weise verpflichten, wie er das bei Ihnen tat. Ich konnte ihm jedoch beweisen, daß ich mich vor dem Tod nicht fürchtete. Ich machte ihm klar, daß er entweder einen treuen Gefolgsmann ohne Gift oder, wenigstens für vier Wochen, einen erbitterten Gegner mit Gift gewinnen könne. Iratio Hondro entschied sich für die erstere Möglichkeit, und wie der heutige Abend beweist, hat er es nicht zu bereuen." Jerks Eröffnung hatte Guris Aufmerksamkeit ein paar Augenblicke lang abgelenkt. Für alles, was folgte, war es gut zu wissen, daß der Obmann einen höchst gefährlichen Trumpf im Ärmel versteckthielt. Nicht einmal Isit Huran schien von der Existenz Jerk Hansoms gewußt zu haben. Die Tatsache, daß er nicht unter dem Druck des Giftes, sondern aus freien Stücken Iratio Hondro ergeben war, machte ihn neben dem Obmann zum Feind Nummer eins. Guri spürte, wie Jerk an ihm vorbeiging. Er wagte es, sich auf die Seite zu drehen. Die drei Mähner waren, wie Jerk gesagt hatte, mit den Vorbereitungen zum Abtransport beschäftigt. Wahrscheinlich suchten sie nach den Fahrzeugen, mit denen die Teilnehmer an der geheimen Konferenz gekommen waren. Aus der Froschperspektive sah Guri Jerk Hansoms Stiefel in den Hintergrund des Raums entschwinden. Er sah auch die Umrisse der
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