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0195 - Die Modegangster von New York

0195 - Die Modegangster von New York

Titel: 0195 - Die Modegangster von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Modegangster von New York
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schwebten in endloser Folge den Laufsteg herab, blieben stehen, drehten und wendeten sich, lächelten, wiegten sich in den Hüften und verschwanden gemessenen Schrittes dahin, woher sie gekommen waren.
    Die Show begann mit Vormittagskleidern und endete mit großen Abendroben mit langen Schleppen, die zu tragen und in denen sich zu bewegen eine Wissenschaft für sich sein musste.
    Endlich war die Geschichte vorüber, und ein brausendes Händeklatschen rief den Chef des Hauses auf den Plan. Er kam zusammen mit der lila Dame, die einer der Diener uns als Direktrice Mrs. Medard bezeichnet hatte, zur Rechten und einem supereleganten Herrn mit mitternachtsblauem Smoking zur Linken, verneigte sich wie eine Diva und wies auf die beiden Begleiter, als ob er diesen einen-Teil der ihm gezollten Anerkennung zukommen lassen wolle.
    »Wer ist denn dieser schöne Mann?«, flüsterte ein platinblondes Frauenzimmer am Nebentisch, Nun, ich wusste es. Es war Mr. Edward Carley, der Freund der toten Blanche Santou und offenbar eine der Kanonen des Modesalons Duringer.
    Dann sah ich, wie die Direktrice sich an einen im Hintergrund des Saales stehenden Schreibtisch verzog, und dieser war bald umdrängt von Damen, die sich um die neuen Modelle rissen. Das Auftragsbuch füllte ich immer mehr, und Schecks über zweifellos vierstellige Beträge sammelten sich in der rechten Tischschublade.
    Mr. Duringer selbst kümmerte sich nicht darum. Langsam, ein liebenswürdiges Lächeln auf den Lippen, schritt er von Tisch zu Tisch. Begrüßte seine Kunden und Gäste und ließ sich bei besonders Bevorzugten, sprich Zahlungskräftigen, für einige Minuten zu einem Glas Sekt nieder.
    Endlich hatte er auch uns erreicht. Wieder bemerkte ich das leise Stirnerunzeln. Duringer überlegte sich augenscheinlich vergeblich, wer wir waren.
    »Mein Name ist Cotton«, sagte ich und ließ ihn den in meiner Handfläche liegenden Stern mit der Umschrift: FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION sehen.
    »Decker«, sagte mein Freund und fügte hinzu. »Wir wären Ihnen zu größtem Dank verpflichtet, wenn Sie uns ein paar Minuten Ihrer zweifellos kostbaren Zeit widmeten.«
    Der Chef des Hauses verneigte sich huldvoll, setzte sich und klemmte sein Monokel tiefer ins Auge. Einer der Diener brachte ein Flasche Pommery und goss unaufgefordert ein.
    »Was verschafft mir die unerwartete Ehre?«, meinte Duringer lächelnd. »Ich hoffe doch nicht, dass Sie dienstlich hier sind.«
    »Zu unserem Bedauern müssen wir Sie enttäuschen. Wir verfolgen einen Fall, der zwar nicht Sie persönlich, aber die gesamte Branche als solche angeht. Im Januar verschwand einer der besten Modekünstlerinnen spurlos. Kurz darauf wurde ihr Wagen aus dem East River gefischt und ein paar Monate danach eine weibliche Leiche, die von verschiedenen Personen als die offenbar Verunglückte und Ertrunkene identifiziert wurde.«
    »Sie sprechen von Mademoiselle Santou«, warf er ein. »Ich kenne diesen bedauerlichen Fall, was aber hat das FBI damit zu tun?«
    »Es tauchte das Gerücht auf, Miss Santou sei noch am Leben, und so prüfen wir die damals gemachten Angaben nach. Ihre Pensionswirtin hatte augenscheinlich gelogen. Sie hatte die Tote wider besseres Wissen als Blanche Santou identifiziert. Bevor sie jedoch ihre Aussage berichtigen konnte, wurde sie ermordet. Das war heute Nachmittag. Eine zweite Zeugin, ein sehr junges Mädchen, hat zugegeben, sie habe aus Furcht vor dem scheußlichen Anblick gar nicht hingesehen und nur das Gleiche ausgesagt wie die beiden anderen. Der dritte Zeuge war der ehemalige Freund der Toten. Ihr Angestellter Mr. Carley, der uns gegenüber beteuerte, nach bestem Wissen und Gewissen ausgesagt zu haben, und uns auf das Protokoll der Stadtpolizei verwies. Wir waren also auf einem toten Punkt angelangt, als wir von zuständiger Seite erfuhren, es seien Modelle aufgetaucht, deren Stil die Hand und die Fantasie der angeblich toten Blanche Santou verrate.«
    »Ich muss Ihnen erklären, dass ich ebenso überrascht wie entsetzt bin«, erwiderte Mr. Duringer. »Bei wem sollen diese Modelle vorgeführt worden sein?«
    »Das tut im Augenblick nichts zur Sache. Was uns interessiert, ist fachmännisches Urteil. Ist es überhaupt möglich, an Hand eines fertigen Kleides festzustellen, wer es entworfen hat?«
    »Das ist eine außerordentlich schwer zu beantwortende Frage. Selbstverständlich hat jeder Modekünstler einen gewissen Stil, an dem man seine Arbeiten gewöhnlich erkennen kann, aber es ist

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