0195 - Die Modegangster von New York
Erstens hatte Greg Rice, der Obergangster, der ebenfalls auf Duringers Modenschau gewesen war, angerufen und gebeten, ich möchte mich melden. Das tat ich sofort.
»Hallo, Cotton«, rief er. »Was ist mit Duringer los? Umsonst haben Sie doch nicht mit ihm konferiert.«
»Warum interessiert Sie das?«
»Der Bursche hat mich vor ungefähr fünfzehn Jahren einmal hereingelegt, und so etwas vergisst Greg Rice nicht. Wenn ich Ihnen behilflich sein kann…«
»Duringer ist tot. Er hat sich vor einer halben Stunde vergiftet.«
»Gott hab’ ihn selig!«, meckerte Rice. »So etwas habe ich ihm immer gewünscht.«
»Wieso? Ich finde da keinen Zusammenhang?«
»Sie meinen einen Zusammenhang zwischen dem vornehmen Herrn und mir. Sie wissen eben auch nicht alles. Duringer war einmal mein Partner, und das Geld, mit dem er seinen vornehmen Laden aufmachte, hat er mir geklaut. Das ist genau sechs Jahre her. Damals hatte'er eine sehr junge Freundin, die er auf mich ansetzte und die mich in seinem Auftrag einwickelte. Sie ließ ihn dann laufen, weil er ihr irgendwie übel mitgespielt hatte. Übrigens dürften Sie das Mädchen kennen. Sie hieß Blanche Santou. Als ich neulich von ihrem Unglücksfall las, hatte ich Duringer im Verdacht, dass er es ihr besorgt hatte.«
»Sind Sie bereit, Ihre Aussage zu Protokoll zu geben?«, fragte ich.
»Nicht sehr gern, aber wenn es unbedingt sein muss und ich davon keine Schwierigkeiten habe, so soll es mir recht sein.«
Der Vorhang lüftete sich immer mehr. Blanche hatte zu viel von Duringer gewusst, und er zu viel von ihr.
Plötzlich klappte alles.
Harry Fels war in Chicago gefasst worden, als er im Begriff war, das Flugzeug nach Kanada zu besteigen. Als ihm der Mord an Mrs. Doctus auf den Kopf zugesagt wurde, schob er diesen auf seinen Komplicen, und diesen Komplicen konnten wir niemals fassen. Er hatte sich in der Zwischenzeit verkrümelt. Den Auftrag hatten beide von Stumpy, dem Boss der Gorillas, erhalten.
Er kannte auch Arthur Corby, genannt der schöne Arthur, der nach dem Mord an Pat im Wagen verbrannt war.
Es war schon fünf Uhr, als wir mit den Verhören der Beteiligten begannen.
Zuerst nahm ich mir Edward Carley vor.
Er hatte vor ungefähr fünf Jahren Blanche Santou kennengelernt. Damals war sie Taxigirl in einem Nachtclub und trotz ihrer Jungend ganz unten. Erst viel später fielen ihm ihre geschmackvollen Kleider auf, und er fragte sie, woher sie diese habe. Es stellte sich heraus, dass sie selbst die Sachen entworfen und genäht hatte. Carley machte ihr das Angebot, sie bei Duringer unterzubringen, aber da lehnte sie mit allen Zeichen des Schreckens und der Entrüstung ab.
Trotzdem behielt er sie im Auge, ließ sie ein paar Entwürfe machen und riet ihr, damit zu Mrs. Pardo zu gehen. So kam sie dorthin.
Als Duringer davon erfuhr und sah, was Blanche leistete, setzte er Himmel und Hölle in Bewegung, um sie zu sich herüberzuziehen, aber sie wollte nicht. Carley konnte sie nicht überreden.
Anfang Dezember war Blanche nervös und deprimiert, ohne zu sagen, warum. Ihre Nervosität steigerte sich immer mehr, und als Carley sie am 3. Januar abholte, benutzte sie einen geringfügigen Anlass, um sich so mit ihm zu Überwerfen, dass er nicht anders konnte, als auszusteigen und sich ein Taxi zu nehmen. Dann hatte sie ihn nachmittags um vier nochmals angerufen.
Bei seiner Vernehmung hatte Carley diesen Umstand verschwiegen. Er fürchtete, für den Unglücksfall - er selbst hielt es damals immer noch dafür - verantwortlich gemacht zu werden. Bei der Identifizierung der Leiche war er guten Glaubens gewesen.
Claire Dubonnet sagte überhaupt nichts. Sie wollte von den Morden überhaupt nichts wissen. Nur das Duringer sie als die angebliche Zeichnerin vorgeschoben hatte, gab sie zu.
Blanche Santou war froh, dass alles zu Ende war und sie ihr Gewissen erleichtern konnte. Sie bestätigte das, war Greg Rice mir gesagt hatte und was Carley von ihr wusste.
Als Duringer es nicht durchsetzen konnte, dass sie den Vertrag mit Mrs. Pardo brach und zu ihm überwechselte, drohte er auf der einen Seite, dafür zu sorgen, dass ihre Vergangenheit bekannt wurde. Andererseits bot er ihr tausend Dollar die Woche. Er hatte auch mit ihr verabredet, dass sie einen Unfall vortäuschen und von der Bildfläche verschwinden solle. Darum provozierte sie die Auseinandersetzung mit Carley und übergab dann einem Mann, dessen Namen sie nicht kannte, am River Side Drive ihren Wagen.
Wir brachten sie
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