0195 - Eine schaurige Warnung
erfüllen.
Wollte er seinen Herrn warnen?
Da hörte Suko bereits in seinem Rücken das wilde Hecheln des Köters. Ungesehen hatte sich das Tier an ihn heranschleichen können. Suko wußte nicht, wie weit der Bluthund von ihm entfernt war und ob die Zeit reichte, sich noch großartig umzudrehen, er tat das, was in seiner Situation das beste war.
Suko lief nach vorn – und in die Falle.
Es war für ihn nicht das beste gewesen, denn plötzlich öffnete sich unter ihm der Boden, und der Chinese fiel in die Tiefe…
***
Geschult in Karate und anderen fernöstlichen Kampfarten, besaß der Chinese ein erstaunliches und überdurchschnittliches Reaktionsvermögen. Er fiel zwar, verlor auch die Lampe, gleichzeitig aber warf er seinen Körper und seine beiden ausgestreckten Arme nach vorn und wuchtete sich so dem gegenüberliegenden Rand der heimtückischen Fallgrube zu.
Suko hatte Glück.
Um die Fallgrube sicherer zu machen und sie vor einem plötzlichen Zusammenbrechen zu bewahren, hatte Abrakim ihre Ränder mit Holz verschalt.
Darauf klatschten Sukos Hände. Bevor er noch weiter abrutschen konnte, griff er mit allen zehn Fingern zu und bekam den scharfen Rand zu fassen.
Der Chinese setzte all seine Kraft ein, die ihm zur Verfügung stand, und er schaffte es.
Suko fiel nicht in die Tiefe, denn das hätte ihn das Leben gekostet.
Er wäre auf grausame Art und Weise umgekommen.
Als Suko seinen Kopf ein wenig nach vorn beugte und dabei auch zur Seite schielte, sah er die Holzstäbe auf dem Grund der Fallgrube. Mit ihren stumpfen Enden waren sie in die Erde gerammt worden, die anderen Enden jedoch hatte man angespitzt, so daß sie wie Pfeile in die Höhe stachen und einen Körper aufgespießt hätten.
Diese Idee war nicht einmal neu. Vlad Dracula hatte sie vor einigen hundert Jahren in seinem Reich ebenfalls verwirklicht, denn daher stammte auch der Name »der Pfähler«.
Und Suko sollte das gleiche Schicksal erleiden wie die Opfer des wahnsinnigen Grafen.
Noch hielt er sich fest. Er hing wirklich mit seinem Gewicht an den Fingern, und er benötigte schon verdammt viel Kraft, um sich halten zu können.
Mit den Beinen strampeln oder bewegen durfte er sich nicht, er hätte zu leicht abrutschen können, denn auch das Holz war feucht und glatt.
Suko suchte nach einem Ausweg. Die Wand der Fallgrube bestand aus Lehm. Er wußte nicht, wie weich oder hart er war, hoffte aber trotzdem, daß er unter Umständen mit den Schuhspitzen hineinhacken und sich so ein wenig abstützen konnte.
Seine Überlegungen zur Rettung wurden unterbrochen, als er ein Hecheln vernahm.
Verdammt, der Bluthund!
Ihn hatte Suko völlig vergessen. Diesem Köter würde es ein Vergnügen bereiten, ihm in die Hand zu beißen. Was dann geschah, konnte sich der Chinese leicht ausrechnen.
Suko konzentrierte sich auf den Bluthund. Dabei legte er den Kopf etwas zurück, so daß sich sein Blickwinkel verbesserte, ohne allerdings über den Rand schauen zu können.
Vor ihm blieb der Hund stehen. Er streckte seinen Kopf vor und öffnete den Rachen. Der Chinese sah die hellgelben Zähne, die vorn gefährlich spitz zuliefen und mit einem Biß den Hals eines Menschen durchtrennen konnten.
Dieses Schicksal stand Suko sicherlich bevor, wenn es nach dem Köter ging.
Er bewegte sich.
Eine Pfote schob er vor und setzte sie auf Sukos rechte Hand. Er drückte dagegen, drehte seinen Kopf, streckte die Zunge hervor, und Suko hatte das Gefühl, als wurde ein Lappen über seinen Handrücken streichen.
Eine Liebkosung war es sicherlich nicht, denn im nächsten Augenblick würde der Köter zubeißen…
***
Aus!
Ich schloß mit meinem Leben ab. Diesem Schlag konnte ich nicht mehr ausweichen. Nicht durch Pendeln und auch nicht dann, wenn ich mich zur Seite drehte.
Das Messer traf mich immer.
Da huschte ein Schatten heran.
Wie ein Geist tauchte er aus dem Nebel auf, und als Abrakim zuschlagen wollte, war der Schatten plötzlich dicht vor ihm, stieß sich ab und schnellte auf den Mann zu.
Abrakim kam nicht mehr rechtzeitig genug weg, und er kam auch nicht dazu, den Schlag auszuführen. Der Körper des Tieres hieb gegen ihn und riß ihn förmlich von den Beinen.
Abrakim kippte um.
Ich sah, wie er die rechte Hand hob, laut und wütend aufschrie, dann landete er im weichen Gras. Der Wolf war plötzlich über ihm und attackierte ihn.
Ein gewaltiger Kampf begann. Aus meiner Perspektive konnte ich ihm zwar folgen, aber es war doch schwierig, immer auf die gleiche
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