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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du?«
    Marga nickte.
    »Mummy!« Das Wort klang ängstlich und erschreckt zugleich. Iris richtete sich plötzlich im Bett auf. Ein Wunder, daß sie dies bei ihrer schwachen Konstitution überhaupt noch konnte. »Hörst du es nicht, Mummy?«
    »Was denn?«
    Iris schaute ihre Mutter an. Groß waren ihre Augen, und über den Pupillen lag ein Schleier. Die Lippen zitterten, die Nasenflügel vibrierten.
    »Da, jetzt wieder!«
    »Was ist es denn?«
    »Das Kratzen, Mummy. Es ist an der Tür. Sie sind hinter mir her. Die Hände, sie melden sich. Die Toten haben sie geschickt, glaub mir Mummy, sie wollen mich holen. Ich habe Angst, ich habe Angst!« Iris streckte die Arme vor und klammerte sich an ihrer Mutter fest, die den Kopf gedreht hatte und unwillkürlich zur Tür hinschaute.
    Da war nichts. Die hohe Holztür war geschlossen. Matt leuchtete die Messingklinke im zerfasernden Schein der Leuchte. Sonst war nichts zu sehen und auch nicht zu hören.
    »Da kratzt niemand, Iris«, erwiderte Marga. »Wirklich nicht, mein Liebling.«
    »Doch, Mummy, doch. Ich habe es deutlich gehört. Sie holen mich. Die Hände. Sie haben es versprochen. Ich kann ihnen nicht entfliehen. Sie sind schrecklich, grün und…«
    »Ich werde nachsehen, Iris. Ja?«
    »Aber du begibst dich in Gefahr.«
    »Nein, mein Schatz, ich gebe schon acht.«
    »Wenn du das für mich tun willst.«
    »Sicher.« Marga stand auf und lächelte ihrer Tochter noch einmal zu, als sie den Weg zur Tür nahm. Aus ängstlichen Augen schaute Iris ihr nach.
    Marga Dexter blieb vor der Tür stehen und legte ihre Hand auf die Klinke. »Du wirst sehen, Iris, da ist keine Hand. Wirklich nicht.« Mit einem Ruck zog sie die Tür auf, und über die Lippen des Mädchens drang ein leiser Schrei.
    Marga Dexter blieb auf der Schwelle stehen. Sie schaute in eine dunkle Diele, konnte leider nichts erkennen und machte Licht. Es wurde hell.
    Jetzt sah sie besser.
    Das Parkett war blank.
    Man roch sogar noch den Bohnerwachs, aber von einer Hand war nichts zu sehen.
    »Ist sie da?« fragte Iris.
    »Nein, Liebling.«
    »Schau genau nach, bitte.« Iris stieß die Worte hastig hervor und preßte dabei ihre Hand gegen die Lippen. Sie saß aufrecht, verkrampfte sich und schaute ihrer Mutter zu, die einen Kreis ging und sich sogar bückte um unten an der Tür nachzuschauen.
    Marga hatte schon ein befreiendes Lachen auf den Lippen, als sie stutzte.
    An der Tür befanden sich Kratzer. Regelrechte Streifen, die nebeneinander lagen und unterschiedlich lang waren, als wären wirklich fünf Finger über das Holz gefahren.
    Und am Morgen, als die Frau den Parkettboden eingebohnert hatte, waren sie noch nicht dagewesen.
    Ein Tier befand sich auch nicht im Haus. Wer also hatte diese Kratzspuren hinterlassen?
    »Siehst du etwas?«
    Die Stimme ihrer Tochter durchbrach Margas schwere Gedanken. »Nein, meine Liebe, ich sehe nichts.«
    »Aber ich habe es gehört.«
    Marga richtete sich auf. »Du wirst dich getäuscht haben, mein Schatz. Wirklich.«
    »Nein, nein…« Iris begann zu weinen. »Ich kenne das. Ich habe mich nicht getäuscht. Wirklich nicht, das mußt du mir glauben, Mummy. Da war jemand.«
    Marga Dexter betrat den Raum ihrer Tochter. »Leg dich wieder hin und weine nicht mehr. Es wird alles wieder gut, glaube mir. Du bist ein wenig nervös. Ich hole dir jetzt erst einmal etwas zu trinken. Möchtest du Saft?«
    »Ja.«
    »Ein großes Glas?«
    »Bitte.«
    Marga ging. Sie löschte in der Diele das Licht. Die Küchentür lag der anderen schräg gegenüber. Die 36-jährige Frau betrat die Küche und ließ die Tür hinter sich zuschwingen. Sie schaltete nur die kleine Lampe an, stöhnte auf und lehnte sich an den Schrank. Am liebsten hätte sie ihren Tränen freien Lauf gelassen, das konnte sie jetzt nicht, denn wie stand sie sonst vor ihrer Tochter da?
    Automatisch öffnete sie eine der oberen Schranktüren, hob ihre rechte Hand und holte ein matt schimmerndes Glas hervor, das sie auf den Kühlschrank stellte, bevor sie dessen Tür aufzog. Die Flasche mit dem Orangensaft war noch bis zur Hälfte gefüllt. Sie schüttelte ihn einmal, damit der Bodensatz verteilt wurde, und schenkte ein.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Hatte sie nicht ein Geräusch gehört?
    Aus dem Zimmer der Tochter? Marga war so aufgeregt, daß sie Saft verschüttete, ihn aber nicht wegwischte, sondern die Küchentür aufzog und lauschte.
    Nein, nichts zu hören. Im Zimmer der Tochter war alles ruhig. Die Nerven, dachte Marga. Die

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