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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lächelte. »Kann man diese Wölfin mit einem normalen Tier überhaupt vergleichen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Sehen Sie, John, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, sieht die Sache schon anders aus. Auf jeden Fall wäre es einen Versuch wert, wie ich meine.«
    Ich mußte lächeln. »Sie reden schon, als wäre der Wolf bereits hier. Dabei weiß ich gar nicht, wo das Tier steckt.«
    »Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Doch wie Sie mir den oder die Fälle erzählt haben, wird sich Nadine Berger in Gestalt des Wolfes sicherlich irgendwann melden. Darauf können Sie sich verlassen, mein Junge.«
    »Gedacht habe ich ähnlich«, gab ich zu.
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »In der Unterbringung.«
    »Das müßten wir wirklich auf einen Versuch ankommen lassen, John. Ja, wir sollten es versuchen. Ich bin sicher, daß es klappt. Nadine Berger ist zwar äußerlich ein Tier, doch in ihr sitzt die Seele eines Menschen. Ich glaube nicht, daß sie wie ein normaler Wolf reagieren würde. Nadine kennt Sie, John, das habe ich Ihren Worten entnommen, denn welcher Wolf sieht einen Menschen schon so an, wie Nadine Berger eben in dieser Gestalt?«
    Da mußte ich meiner wesentlich älteren Freundin recht geben, schwächte allerdings trotzdem ab. »Noch ist alles Theorie, meine Liebe. Ich habe die Wölfin in der letzten Zeit nicht gesehen und weiß auch nicht, ob sie mir hier in London über den Weg laufen wird.«
    »Aber es könnte sein, John.« Lady Sarahs Stimme klang beschwörend.
    »Denken Sie immer daran, es könnte sein. Und wenn der Fall tatsächlich eintritt, wissen wir wenigstens, wie wir uns verhalten können.«
    Ich mußte lächeln. Die alte Lady schaffte es tatsächlich, mich zu überreden. Meine innerliche Spannung wuchs. Sogar bis zu einem Punkt, wo ich es kaum erwarten konnte, daß Nadine Berger in der Gestalt eines Wolfes erschien. Immer wieder erinnerte ich mich an sie, sah ihr Bild vor meinen Augen und sah mich im Geiste wieder mit dem Kopf nach unten in einer Schlinge hängen. Das war genau die Lage gewesen, die sich Abrakim gewünscht hatte.
    Er war gekommen, um mir den Kopf abzuschlagen, und plötzlich war Nadine aufgetaucht in der Gestalt der Wölfin. Sie hatte Abrakim angesprungen und den tödlichen Streich vereitelt.
    Ich rieb über meine Stirn. Das war wirklich kaum zu fassen. Als ich die Hand zurückzog, war die Haut naß.
    Lady Sarah bemerkte es. »Sie haben an etwas Schweres gedacht, John. Liege ich da richtig?«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie es nicht so tragisch. Nun sind Sie erst einmal hier, John. Und vergessen Sie Ihre Horrorgestalten und die Arbeit.« Sarah Goldwyn wechselte das Thema. »Haben Sie übrigens schon Weihnachtsgeschenke gekauft?«
    Mein Grinsen fiel gequält aus, denn gleichzeitig meldete sich das schlechte Gewissen.
    »Ich sehe es Ihnen an, John. Sie haben noch kein einziges Geschenk besorgt. Stimmt’s?«
    »Genau«, gab ich zerknirscht zu.
    Lady Sarah hob eine Hand und streckte dabei den Zeigefinger aus.
    »Haben Sie sich überhaupt schon Gedanken darüber gemacht, was Sie eventuell schenken wollen?«
    »Auch nicht.«
    »Mein Junge.« Jetzt redete sie wie meine Mutter. »Das ist kein feiner Zug von Ihnen, ehrlich. Man schenkt Ihnen sicherlich auch etwas und macht sich Gedanken darüber.«
    »Das stimmt. Aber ich hatte…«
    Ein schrilles Geräusch. Aggressiv kam es mir in dieser Stimmung vor. Es unterbrach unseren Dialog. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders und kam erst spät darauf, daß es die Klingel war, die angeschlagen hatte.
    Lady Sarah legte beide Hände auf die Sessellehnen und stemmte sich hoch. »Es hat geschellt, John!«
    »Das habe ich gehört.« Auch ich stand auf. »Allerdings frage ich mich wer das sein könnte?«
    »Keine Ahnung. Um diese Zeit besucht mich normalerweise niemand. Oder es ist für Sie.« Die alte Dame verzog das Gesicht, weil es noch immer klingelte.
    »Öffnen Sie schon«, sagte ich und blieb hinter der Horror-Oma, denn in meinem Beruf ist man immer mißtrauisch. Vor allen Dingen in Situationen wie dieser. Zudem hatte sich in diesem Haus einmal ein Werwolf versteckt.
    Ich blieb einen Schritt hinter Lady Sarah. Bevor sie öffnete, mußte sie erst drei Riegel zur Seite schieben und einen Schlüssel zweimal herumdrehen.
    Die Tür öffnete sich trotzdem nur einen Spalt. Von außen jedoch drückte jemand dagegen und Lady Sarah praktisch in die Diele hinein. Wir hörten eine weibliche Stimme, deren Flehen durch Schluchzen unterbrochen

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